Dienstag, 25. Juni 2013

24 Stunden-Odyssee mit Air France und Deutsche Bahn

24 Stunden-Odyssee mit Air France und Deutsche Bahn

Mittlerweile sind wir wieder zurück in Salt Lake City - nach einem viel zu kurzen Urlaub. Für alle, die sich fragen, wie so eine lange Reise mit Kind und Kegel ist, hier eine etwas längere Zusammenfassung.

Am Dienstag gegen 14:30 ging es los. Karla hatten wir am Vormittag noch mit einem selbstgebackenen Kuchen in die Kita gebracht, wo man sich nur schwer von ihr trennen konnte. Um 15 Uhr gaben wir den Mietwagen am Flughafen ab, druckten unsere Tickets am Flughafen-Automaten aus. Das heißt, Thomas konnte sein Ticket für seinen separat gebuchten Flug ausdrucken. Ich, da ich mit Kind unter 2 Jahren flog, nicht. Ab an den "full-service"-Schalter, auf deutsch: Problemschalter. Dort konnten wir auch das Gepäck aufgeben. Um 17:05 sollten wir nach Paris starten. Wir konnten mit Karla als erstes ins Flugzeug, was sich jedoch nicht als Vorteil erwies, da wir mit einer Stunde Verspätung starteten. Grund dafür war, dass die Maschine "aufgrund der hohen Temperaturen (30 Grad Celsius) und der hohen Lage von Salt Lake City zu viel Gewicht" hatte. Ist ja nicht so, dass man das nicht vorher weiß, oder? Daher baten sie NEUN Passagiere auszusteigen und stattdessen am nächsten Tag per Business Class zu fliegen. Nach einer Weile stiegen auch ein paar Leute aus, wodurch der Sitzplatz neben uns für Karla frei wurde, die ja noch keinen eigenen Platz beanspruchte, und auf unseren Schößen hätte sitzen sollen. Endlich ging es los. Karla machte sich ganz gut. Als die ersten Feuchttücher gereicht wurden, beschäftigte sie sich erst einmal damit, unsere Tabletts, Displays, Sitze und sich selbst abzuwischen. Keine Ahnung, wo sie das herhat. An den Kinderfilmen war sie nicht so interessiert. Monsters Inc. fand sie wohl eher gruselig. Nach ein paar Stunden schlief sie nach einer verhältnismäßig kurzen Schreiattacke ein und schlief mit Unterbrechungen und unter Herumgewälze ca. 6 Stunden des 10-Stunden-Fluges. Das sah dann so aus, dass sie letztlich meinen und den freien Nachbarsitz blockierte und ich im Fußraum kauerte und meinen Kopf noch zu ihren Füßen betten konnte. Der Franzose noch einen Sitz weiter fand das, glaube ich, ganz lustig. Karla hatte ihm schon nach dem Abendessen das Tablett mit Aufklebern vollgeklebt und er war recht kooperativ. Thomas saß am Gang, war aber eingekeilt in ein nicht hochklappbare Armlehne und weit zurückgestelltem Vordersitz. Bevor Karla eingeschlafen war, hatte sie wahrscheinlich auch noch Vorder- und Hintermann genervt. Nach vorn mit Fußtritten und nach hinten mit ständigem Über-die-Lehne-gucken und Hallo-rufen. Zumindest nehme ich an, dass die Leute genervt waren. Ich habe es tunlichst vermieden, mich zu zeigen. Als Karla schlief versuchte ich, mit dem von Karla teilweise funktionsuntüchtig gemachten Kopfhörer "Prometheus" zu gucken, um festzustellen, dass der eher mittelprächtig ist. Ich guckte mich teilweise durch "Life of Pi", "Les Miserables", aber mit Kind, das ständig mit der Fernbedienung spielt, ist das kein Genuss. Schläft das Kind endlich, sollte man auch versuchen, die Ruhephase zum Schlafen zu nutzen.

Der Landeanflug auf Paris erwies sich als langwierig. Wahrscheinlich erhielt der Kapitän aufgrund der Verspätung keine Landeerlaubnis und so kreisten wir ewig von Turbulenz zu Turbulenz bis Karla der Geduldsfaden riss und sie auf meinem Schoß brüllte und brüllte. Ich weiß nicht, was zuerst da war. Ob ihr schlecht war und sie dadurch Panik bekam und schrie, oder ob sie schrie bis zum Brechreiz - jedenfalls ergoß sich Karlas Frühstück in mehreren Schwallen ausgiebig über Nachbarsitz, Mama und Papa. Da wir im Landeanflug waren, war Aufstehen verboten und es kam auch keine Stewardess. Stattdessen reichten die mitfühlenden Passagiere Decken, Kissen und Feuchttücher durch. Die Kotztüte hatte Thomas weggepackt. Und Karla wusste auch nicht, was sie damit sollte. Einem kleinen kotzenden Kind den Kopf in eine Tüte mit so kleiner Öffnung zu drücken, ist quasi nicht möglich. Nass und süßlich riechend konnten wir irgendwann endlich aus der Maschine raus. Fast hätten wir unseren Buggy vergessen. Ich ging nochmal kurz zurück und erfuhr, dass wir warten sollten. Dann passierte erst einmal zehn Minuten gar nichts. Dann ging ich wieder zur Maschine und fragte nochmal nach. Dann hieß es, wir müssten zum Gepäcksteig. Ich sagte, dass es doch wohl nicht sein kann, dass meine Koffer nach Berlin durchgehen und ich meinen Minibuggy, den ich extra beim Einsteigen abgebe, um ihn gleich wieder zu bekommen, am Gepäckband abholen muss, gerade wenn der Flug Verspätung hat und man gerade seinen Anschlussflug verpasst. Dann wurde ein Anruf getätigt. Mit Englisch haben es die Franzosen nicht so. Meist reden sie mit ihren Kollegen einen ganzen Roman und sagen dann auf Englisch zum Passagier genau einen Satz: You have to wait. Also warteten wir - nach etwa 20 Minuten brachte jemand unseren Buggy aus dem Gepäckraum. Ohne diesen Zwischenfall hätten wir unseren Flug nach Berlin wohl noch bekommen. Dafür hatten wir nun den Kundendienstschalter ganz für uns, was aber nicht hieß, dass dadurch irgendwas schneller lief. Wir bekamen eine Umbuchung für 3 Stunden später und einen Essensgutschein - immerhin. Danach konnte ich Karla in aller Ruhe umziehen und windeln. Für mich hatte ich leider keine Wechselsachen dabei und Karlas Mageninhalt war inzwischen an mir getrocknet und verbreitete einen süßlichen Geruch. Todmüde begaben wir uns auf den langen Weg zu unserem Flugsteig. Der Pariser Flughafen Charles de Gaulle ist der unübersichtlichste, am ineffektivsten betriebene und infrastrukturell am schlechtesten angelegte Flughafen, den ich je gesehen habe. Lange Wege, alle 10 Meter eine Rolltreppe, die Rollstuhl- und Buggybenutzer dazu zwingt, den nächsten Aufzug wegen 3 Meter Höhenunterschied zu benutzen. Teilweise muss man den Aufzug ziemlich suchen. Dann muss man noch ein Shuttle nehmen, wenn man zu Terminal 2E oder 2F muss usw. Die Beschilderung ist nicht eindeutig. Wenn man geradeaus laufen soll, zeigt der Pfeil nach unten usw. Außerdem reden Franzosen wie bereits erwähnt weder gerne noch gut Englisch. Bei der nächsten Handgepäckkontrolle wurde meine Tasche aussortiert, ohne mir Bescheid zu geben, so dass ich schon dachte, ich hätte sie im Shuttle vergessen.

Nach einigen Stunden Aufenthalt, in denen wir todmüde am Gate abhingen, während Karla munter herumsprang, ging unser Flug nach Berlin. Natürlich kamen wir auch dort nicht ganz pünktlich an, so dass Thomas noch um seinen Anschlussflug nach London bangen musste. Ich hatte mich schon in Paris mit der Dame am Gate herumgestritten, weil wir den Buggy dieses Mal wirklich mit in die Kabine nehmen wollten. Hat zum Glück geholfen. 17:40 konnte Thomas seinen Koffer vom Band nehmen und am anderen Ende des Terminals hechten, wo sein Flug um 18:10 abgehen sollte. Dieser hatte zum Glück auch Verspätung, so dass er ihn noch erreichte. Karla und ich verließen den Flughafen und trafen auf brütende Hitze. Draußen konnten wir nach kurzer Wartezeit ein Taxi zum Hauptbahnhof besteigen, wo eine lange Schlange aus Reisenden auf ein Taxi warteten. Es war Obama in der Stadt und offenbar ging nichts mehr. Das war gegen 18 Uhr 15. Der nächste Zug zu meinen Eltern sollte 18:20 gehen. Den würde ich nicht mehr kriegen und rief meine Eltern an, um ihnen mitzuteilen, dass ich mit dem Zug danach gegen 19:45 bei ihnen ankommen würde. Nach dem Kauf der Fahrkarte war mein Kleingeld alle, meine EC-Karte war inzwischen abgelaufen. Ich ging mit Karla so schnell es die vollen Aufzüge des Berliner Hauptbahnhofes erlaubten auf das Gleis und wartete... und wartete... und wartete. 10 Minuten Verspätung wurden angesagt, 15 Minuten, 20 Minuten. Es fuhren Züge ein, die auch Verspätung hatten. Danach stand überhaupt kein Zug mehr an der Anzeigetafel und es kam keine Durchsage mehr. Mal eben mit vollgekacktem Kind im Buggy, einem großen Koffer und einer großen Tasche zum Reisezentrum spurten, war nicht drin. Ein Mitarbeiter der Bahn war natürlich auch nicht zu sehen. In "HBF tief" ist man echt ganz unten. Der Zug kam einfach nicht. Durch Zufall sah ich den späteren Zug auf dem nächsten Gleis und kam endlich gegen 21 Uhr zuhause an. Zum Glück waren meine Eltern nochmals zum Bahnhof gefahren - nachdem sie uns fast vermisst gemeldet hätten ;-)

Thomas war etwa zur gleichen Zeit im Londoner Hotel angekommen wie ich zuhause. Bei ihm hatte alles geklappt, bis auf die Ausweiskontrolle am Flughafen, bei der sein Pass elektronisch eingelesen werden sollte. Das klappte technisch nicht und er musste dann doch zu einem Beamten. Auf die Frage, warum es am Gerät nicht funktioniert habe, antwortete der Beamte achselzuckend: Nun ja, es seien französische Geräte :-)

24 Stunden-Odyssee mit Air France und Deutsche Bahn

2 Kommentare:

  1. Oh je, das hört sich ja schrecklich an. War die Rückfahrt wenigstens angenehm? Und der Urlaub?

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  2. Hi Katrin, die Rückreise war dagegen recht angenehm, auch wenn Karla kaum geschlafen hat.. Trotzdem wollen wir versuchen nicht mehr über Paris und möglichst nicht mehr mit Air FRance zu fliegen.

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