Mittwoch, 1. Mai 2013

Brennend heißer Wüstensand... Teil III

Brennend heißer Wüstensand... Teil III

Tag 4: Lower Antelope Canyon & Colorado River

Nach einem ausgewogenen Frühstück in unserer Lodge mit mitgebrachten und unterwegs gekauften Köstlichkeiten machten wir uns auf den Weg zum Lake Powell, genauer gesagt, nach Page. Das Gebiet im südlichen Utah bzw. nördlichen Arizona ist so dünn besiedelt, dass meist nur eine Stadt als Übernachtungsort in der Nähe der jeweiligen Touristenattraktion in Frage kommt. Auf dem Weg nach Page hielten wir am unteren Antelope Canyon an, der uns in Christines Reiseführer als wunderbares Erlebnis geschildert wurde, und von dem ich auch schon einige Bilder gesehen hatte. Auch dieser liegt im Navajo-Reservat, sodass zum eh schon gepfefferten Eintrittspreis noch ein Navajo-Zuschlag für den Pflicht-Guide kam. Zum Glück waren wir eingeladen :-) Für den saftigen Eintrittspreis gab es dann aber nur eklige Dixie-Klos auf dem Parkplatz. Na ja... Zugegebenermaßen war unser Führer jung und nett. Natürlich hat er einen Navajo-Namen, meinte aber, wir können ihn auch einfach „Gibb“ nennen. Gibb war so freundlich uns auf die besten Stellen und Formen (z.B. da ist ein Indianerkopf) zum Fotografieren hinzuweisen. Damit nicht genug, gab er Anweisungen zum richtigen Fotografieren, ja, nahm sogar einem Besucher die Kamera aus der Hand, um ihm das richtige Foto zu schießen. Mit mir und einigen anderen ging er nochmals zurück, um uns fotografische Motive zu zeigen, die wir vielleicht übersehen haben. Der Führer war Pflicht, da es sich beim Lower Antelope Canyon um einen sogenannten Schlitz Canyon (Slot Canyon) handelt, der also sehr eng ist. Wenn es auch nur in entfernten Regionen rund um den Canyon regnet, strömt jeder noch so kleine Bach dorthin und verwandelt sich auf dem Weg in einen reißenden Fluss, der sich dann in den Canyon ergießt – und zwar mit solcher Schnelligkeit und Wucht, dass kein Besucher der Canyons der Sturzflut entkommen könnte. Glaubt ihr nicht? Dann seht euch mal die Bilder an! 1997 sind hier 11 Touristen, darunter viele Franzosen, eben in so einem Szenario ums Leben gekommen, da sie trotz Regenwarnung in den Canyon gegangen waren. Am Morgen hatte es beim Losfahren nach Regen ausgesehen, doch nun schien die Sonne und die Natives hatten keinerlei Bedenken. Um 10:40 Uhr Ortszeit konnte es losgehen.

Auf dem Weg dorthin war die Landschaft erstaunlich unspektakulär und wir fragten uns, wo hier so ein wunderbares Naturerlebnis auf uns warten sollte. Tatsächlich hat der Antelope Canyon weniger Ähnlichkeit mit einem Flussbett, sondern mehr mit einer Höhle. Wir mussten erst einmal in ihn hinabsteigen. Der Canyon war so schmal, dass Thomas mit Karla in der Trage mitunter Probleme hatte, sie unbeschadet durch die Schlitze zu bringen. Karla hat davon nichts mitbekommen und fand es eher aufregend, denke ich. Hinter jeder Biegung, hinter jedem neuen Schlitz, war eine neue Windung zu entdecken, die über undenkbar viele Jahre vom Wasser hineingefressen und geprägt worden war. Es war kühl, doch wo Sonne hinkam, wurde es warm – auch vom Anblick des warmen, gewundenen Steins, der teilweise funkelte und dem Sand, der daran klebte und am Boden alle Töne dämpfte. Nur hier und dort waren Treppen oder einzelne Stufen in den Stein gehauen oder geschraubt worden, um den Canyon besser zugänglich zu machen. In den höher gelegenen Vorsprüngen und anhand vereinzelter Federn am Boden waren Vogelnester zu erahnen. Mitten im Bauch den Canyons stießen wir auf ein Filmteam, das auf engstem Raum „Mittagspause“ zu halten schien. Und auf einige professionellere Fotografen, die ob ihrer Leibesfülle mitunter Mühe hatten, zum besten Motiv vorzudringen.

Hätte es eine Sturzflut gegeben, keiner hätte überlebt, denn der Canyon wirkte fast so, als würde er sich über unseren Köpfen wieder verschließen wollen... Lang ist der Canyon nicht, doch hatten wir erst nach ca. 1,5 Stunden wieder unverstellten Blick auf die Sonne, da jeder häufig stehenblieb, um zu fotografieren, eine Enge zu passieren oder einfach nur zu staunen. Tatsächlich ein Wunder der Natur!

Der Einstieg zum Antelope Canyon

Der Einstieg zum Antelope Canyon

Brennend heißer Wüstensand... Teil III
Brennend heißer Wüstensand... Teil III
Brennend heißer Wüstensand... Teil III
Brennend heißer Wüstensand... Teil III
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Brennend heißer Wüstensand... Teil III
Brennend heißer Wüstensand... Teil III
Brennend heißer Wüstensand... Teil III
Brennend heißer Wüstensand... Teil III
Da wird einem schwindelig, oder?
Da wird einem schwindelig, oder?
Da wird einem schwindelig, oder?
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Da wird einem schwindelig, oder?
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Da wird einem schwindelig, oder?
Da wird einem schwindelig, oder?
Da wird einem schwindelig, oder?

Da wird einem schwindelig, oder?

Brennend heißer Wüstensand... Teil III

Der Colorado River in der Hufeisenkurve

Danach hielten wir Vespa in der Sonne. Und weiter ging es. Vom Antelope Canyon noch ganz eingenommen, suchten wir uns ein nicht weniger spektakuläres Plätzchen mit Blick auf den kühl wirkenden Colorado River. Und zwar an einem der bekanntesten Ausblicke: dem Horseshoe Bend. Dieser heißt so, weil der Fluss hier eine Biegung in Form eines Hufeisens um einen Fels herum macht. Vom Parkplatz war dieser Aussichtspunkt über eine 1 km-Wanderung über eine Art Düne zu erreichen. Dort angekommen konnte man sich wahrlich am Anblick berauschen. Dann wurden Fotos gemacht. Es stellte sich heraus, dass die beiden Jungs neben uns Deutsche waren. Im Canyon hatte es auch noch eine andere deutsche Familie gegeben. Man erkennt sie häufig schon an ihrer guten Outdoor-Ausrüstung. Wo der Ami Flipflops trägt, trägt der deutsche Marken-Wanderschuhe oder Teva-Sandalen. Ich bin da keine Ausnahme. Jedenfalls lautete das Echo auf Christine Feststellung, dass hier ja fast nur Deutsche seien, aus einer entfernten Ecke des Aussichtspunktes: Und Österreicher! :-)

Zurück auf dem Parkplatz quatschte uns ein Betrunkener an, der uns irgendwas verkaufen wollte. Er war so dicht, dass er kaum noch reden oder stehen konnte. Wir wünschten ihm höflich einen schönen Tag und gingen zu unseren Autos. Kurz darauf hielten wir an einer Tankstelle, um zu tanken und Bier zu kaufen (endlich wieder in Arizona). Ich staunte nicht schlecht, als ich eben jenen Betrunkenen an der Kasse der Tankstelle mit zwei riesigen Flaschen Bier sah. Der Kassierer muss gemerkt haben, dass der Mann sturzbetrunken ist – und trotzdem verkauft er ihm das Bier ohne mit der Wimper zu zucken. Dieser Mann muss mit seinem roten Pick-Up hierher gefahren sein. Nicht auszudenken, was passieren kann, wenn jemand in seinem Zustand ins Auto steigt. Den Rest des Tages beobachtete ich die Straße aufmerksamer als sonst und auch in den nächsten Tagen ertappte ich mich häufiger bei der Frage, ob am Steuer des ein oder anderen entgegenkommenden Fahrzeugs vielleicht ein Betrunkener saß...

Der Glen Canyon Dam staut den Colorado River zum Lake Powell
Der Glen Canyon Dam staut den Colorado River zum Lake Powell
Der Glen Canyon Dam staut den Colorado River zum Lake Powell
Der Glen Canyon Dam staut den Colorado River zum Lake Powell
Der Glen Canyon Dam staut den Colorado River zum Lake Powell
Der Glen Canyon Dam staut den Colorado River zum Lake Powell

Der Glen Canyon Dam staut den Colorado River zum Lake Powell

Meine Kamera wird dem Panorama nicht gerecht...
Meine Kamera wird dem Panorama nicht gerecht...

Meine Kamera wird dem Panorama nicht gerecht...

Am späten Nachmittag kamen wir endlich in unseren „Inn“ mit Pool an und wollten einchecken. Leider mussten wir erst einmal erfahren, dass der Pool geschlossen ist und uns mit der Rezeptionistin herumstreiten, die meinte, sie hätte nur eine, statt zwei Zimmerbuchungen vorliegen und wir müssten unseren Buchungsvermittler anrufen, der aber in UK sitzt und also gerade schlief. Sie habe damit nichts zu tun, ihr Buchungsvermittler sei eine andere Firma. Also sitzen mindestens 2 Firmen zwischen Gast und Hotel und kassieren ordentlich ab, sodass der Gast am Ende ungelogen mindestens das Dreifache des „Walk-in-Preises“ zahlt. Wir konnten jedoch dennoch einchecken und weniger später kam der Anruf, dass sich alles geklärt habe. Auf unserem Zimmer gab es erst einmal Kaffee und Kuchen mit Blick auf den Lake Powell. Ich ging noch eine halbe Stunde zum Staudamm „Glen Canyon Dam“ joggen, der den Colorado River zum Lake Powell staut und zum Wasserreservoir macht.

Zum Abendbrot kehrten wir in ein Steakhouse mit Blick auf den Damm ein, in dem uns ein Unikat von einem Kellner bediente. Er war dem Dialekt nach aus Texas, gab sich jedoch Mühe langsam und deutlich zu sprechen, damit auch Werner und Christine ihn verstehen konnten, was allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt war. Er erinnerte mich sehr stark an den Kellner von Miss Sophies Dinner for One – nur nicht betrunken. Er beriet uns bei Wein und Fleisch, erklärte uns die Salatdressings, die typische Zubereitungsweise des Steaks hier in Arizona (am offenen Feuer über Wachholderholz), brachte haufenweise Brot für den „bread lover“ Werner (wenngleich es nur weiches Zeug war), das wir am Ende auch mitnehmen sollten und fragte am Ende höflich, ob er sein Trinkgeld gleich mit auf die Rechnung setzen lassen sollte? Ob es 18, 20 oder 22 Prozent sein sollten?

Kellner bzw. Mitarbeiter in der Gastronomie in den USA verdienen einen Hungerlohn von 2 bis 4 Dollar pro Stunde. Den Rest, den sie zum Leben brauchen, müssen sie aus Trinkgeldern beziehen, weshalb diese hier in der Regel um die 20 Prozent betragen. Schwarzarbeiter müssen ausschließlich vom Trinkgeld leben. Mitunter ist der Endrechnung auch schon etwa 15 % „Gratuity“ oder „Tips“ hinzugerechnet. Das steht dann meistens vorher auf der Speisekarte – ganz klein, versteht sich. Ob es gerechtfertigt ist, so viel mehr zu bezahlen, darüber kann man sich streiten. Wenn man mehr Billigklamotten kauft, verbessern sich die Arbeitsbedingungen in Bangladesh ja auch nicht... Will heißen, man unterstützt in gewisser Hinsicht das Ausbeutung durch den Arbeitgeber.

Mit diesem Gedanken zum Abend will ich schließen und wünsche euch schon einmal einen schönen Donnerstag. Ich hatte heute frei (1. Mai – ich bin dabei!) und konnte meine erste 2-Stunden-Schicht in der Bibliothek absolvieren und alte Etiketten auf Büchern, CDs und DVDs zerstören. :-)

Davon zu gegebener Zeit Mehr :-)

Gute Nacht!

Brennend heißer Wüstensand... Teil III

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