
Am Montag war hier ein Feiertag, den man nicht so leicht benennen kann. Ursprünglich hieß er Washingtons' Birthday und sollte, wie der Name schon sagt, ab 1879 den ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ehren: George Washington. Washington's Birthday ist auch heute noch der offizielle Name dieses Feiertages, der immer am 3. Montag im Februar gefeiert wird, obwohl George Washington am 22. Februar 1732 geboren wurde. Dann wollte man ab 1951 auch Abraham Lincoln, den 16. Präsidenten der USA (1861-65), ehren. Der hatte aber auch im Februar Geburtstag und da bekam es der Wirtschaft schlecht, wenn im Februar die Geschäfte gleich zwei Mal geschlossen hatten. Daher beschloss man, einfach beide an einem Tag im Februar zu ehren, der aber nicht unbedingt der eine oder der andere Geburtstag sein musste. Dass der Feiertag von da an im Volksmund zum „Tag der Präsidenten“ wurde, stieß aber vielen Amerikanern sauer auf, denn die wollten nicht pauschal jeden Präsidenten bzw. das Amt des Präsidenten geehrt wissen. Seit Mitte der 80er Jahre hat sich dennoch die landläufige Bezeichnung „President's Day“ (oder auch in der Schreibweise „Presidents Day“) durchgesetzt, und seit Ende der 80er Jahre gibt es traditionell, wie zu jedem Feiertag hier, haufenweise Rabatte und Sonderangebote in den Läden. Ansonsten äußert sich der Tag durch mehrere amerikanische Flaggen vor den Häusern.
Wer mehr wissen will, kann hier auf Englisch nachlesen:

Washington's Birthday - Wikipedia, the free encyclopedia
Washington's Birthday is a United States federal holiday celebrated on the third Monday of February in honor of George Washington, the first President of the United States, and concurrent with ...
Und hier weit weniger umfangreich auf Deutsch:
Washington's Birthday - Wikipedia
Ursprünglich wurde der 22. Februar, der Geburtstag von George Washington, Held des Unabhängigkeitskrieges und erster Präsident der Vereinigten Staaten, als Nationalfeiertag begangen. Außerdem w...

Auch interessant ist, wen die Amerikaner so als Präsidenten ehren und wen sie offenbar lieber vergessen wollen. So sind in dem überlebensgroßen, in Fels gemeißelten Köpfen in Mount Rushmore nur vier der 44 Präsidenten verewigt (hier rechts die Rückansicht ;-)). Aber hey, zugegeben, das muss eine Sauarbeit gewesen sein. Ein Bildhauer allein hat es auch in seiner Lebenszeit nicht geschafft, sein Sohn musste noch ran. Daher hat man es wohl bei Washington (1. Präsident), Thomas Jefferson (3. Präsident), Abraham Lincoln (16. Präsident) und Theodore Roosevelt (26. Präsident) belassen. Ursprünglich sollte die Ausführung auch bis zur Taille erfolgen und sich nicht nur auf die Köpfe beschränken. Wer es in bewegten Bildern sehen will, dem empfehle ich Hitchcock's Klassiker „Der unbekannte Dritte“. Wer mehr über das Monument erfahren möchte, das übrigens 650 Meilen (1000 km) von uns entfernt in South Dakota zu sehen ist, liest am besten hier nach:

Mount Rushmore National Memorial - Wikipedia
Mount Rushmore National Memorial Die vier Präsidenten (von links nach rechts): George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Lage: South Dakota, Vereinigte Staaten ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Mount_Rushmore_National_Memorial
Gleich daneben, nur 14km entfernt, liegt das Denkmal für den Oglala-Lakota-Häuptling Crazy Horse, das noch im Bau, aber schon jetzt viel größer ist. Kein Wunder, die sprengen ja auch.
Viele Indianer stehen dem Projekt kritisch gegenüber. Sie beklagen die Entweihung ihrer heiligen Black Hills und weisen darauf hin, dass Crazy Horse sich nie fotografieren ließ, weil er nicht abgebildet werden wollte. In fertiger Form wird die Skulptur Crazy Horse auf einem Pferd sitzend und mit ausgestrecktem Arm nach Osten weisend zeigen. Alle Präsidentenköpfe am Mount Rushmore zusammen sind in etwa so groß wie der Pferdekopf. Nach Fertigstellung der Skulptur soll diese 195 m lang und 172 m hoch sein.

Vergessen möchten die Amerikaner sicher nicht nur ihre Vergangenheit in Bezug auf die Indianer, sondern auch ungeliebte Präsidenten wie den Republikaner Richard Nixon (1969-74), der über die Staatsgrenzen hinaus bekannt für seine sogenannte Watergate-Affäre ist. Der Nixon muss ein ganz schöner Tyrann und Diktator gewesen sein. Sein Regierungsstil bestand daran, einen Kreis von Vertrauten bzw. so etwas wie ein Schattenkabinett um sich zu scharen, die alle anderen, potenzielle Feinde, ausbooten sollten. Und zwar mit allen Mitteln. Dazu gehörte, dass er zwei seiner Leute in den Hauptsitz der Demokraten, den Watergate-Gebäudekomplex, einbrechen ließ, wahrscheinlich damit diese dort nach belastenden Dokumenten suchen sollten. Nun, leider wurden die Jungs erwischt und die Presse witterte, dass da mehr dran war, als nur ein einfacher Einbruch. Die Watergate-Affäre ist bis heute nicht ganz aufgeklärt, doch musste Nixon schließlich zurücktreten und das Vertrauen in den Staat war erschüttert. Watergate wird als Sieg der Pressefreiheit und Geburtsstunde des investigativen Journalismus gefeiert. Seltsamerweise konnte man danach beobachten, dass auch viele Politskandale inszeniert wurden... Wer mehr erfahren möchte, kann hier nachlesen:
Als Watergate-Affäre (oder kurz Watergate) bezeichnet man, nach einer Definition des Kongresses der Vereinigten Staaten, zusammenfassend eine ganze Reihe von gravierenden „Missbräuchen von ...

Auch interessant ist zu sehen, wie viele Präsidenten man eigentlich gar nicht kennt. Meistens kennt man nur die, die in Zeiten von Umstürzen, Krisen und Kriegen mit harter Hand regiert haben – eben die Adenauers. Oder die, die ermordet werden oder ausschweifende Lebensweisen unterhalten. Ruhige Reformer, wie beispielsweise Nixons demokratischer Vorgänger, Lyndon B. Johnson (1963-69), gehen da eher unter. Unter ihm wurde die Rassentrennung 1964 abgeschafft und schwarze Amerikaner erhielten erstmals Wahlrecht. Erst seit ihm gibt es die rudimentäre staatliche Krankenversicherung Medicare. Er ließ den Bombenhagel auf Vietnam stoppen und unter ihm wurde der Atomwaffensperrvertrag ratifiziert. Er reduzierte die Armut der vor allem schwarzen Bevölkerung mit seinem "War on Poverty" drastisch. Er verzichtete nach einer Amtszeit auf eine erneute Kandidatur. Kann man durchaus verstehen. Seltsamerweise wird er nirgends geehrt und seine Amtszeit dringt nicht in das öffentliche Bewusstsein, zumindest nicht im Ausland. Ich habe aber noch keine Lyndon B. Johnson-Straße oder ähnliches hier gesehen. Mehr über die bisher 44 Präsidenten erfahrt ihr hier:

Liste der Präsidenten der Vereinigten Staaten - Wikipedia
Die Liste der Präsidenten der Vereinigten Staaten führt die Staatsoberhäupter in der Geschichte der Vereinigten Staaten vollständig auf. Neben allen Personen, die das Amt als Präsident der ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Pr%C3%A4sidenten_der_Vereinigten_Staaten
Unser ganz persönlicher Feiertag
Und wer bis hierher durchgehalten halt, darf jetzt auch noch erfahren, wie unser „President's Day“ verlief, nämlich rabattfrei für uns, arbeitsfrei für Thomas und stressfrei für mich. Die Kita hatte offen und so hatten wir nach Thomas erster 2-stündiger Trainingseinheit im Millcreek Canyon und meinem „Feierabend“ mal wieder zusammen Sport frei! Ab ging es nach Mountain Dell mit meinem persönlichen Techniktrainer Thomas. Ich muss sagen, dass mir gezielte Übungen in der letzten Woche doch mehr geholfen haben, als ich es noch letzten Freitag für möglich gehalten hätte. Daher bin ich für unser Rennen am Samstag zuversichtlich.
Dann hatten wir tatsächlich noch etwas Zeit für uns... Tiefenentspannt holten wir noch unser Karlinchen aus der Kita und fuhren zu dritt einkaufen. Dann war der Tag auch schon wieder vorbei. Doch ich kann jetzt sagen, dass ich zu jedem Präsidententag Lyndon B. Johnson als meinen ganz persönlichen Held feiern werde :-) Und das obwohl er einen Krieg gegen Deutschland geführt hat. Den Chicken War: Frankreich und Deutschland hatten eine Steuer für Geflügel aus den USA eingeführt. Nachdem diplomatische Verhandlungen zu keinem Ergebnis gelangten, wurde am 4. Dezember 1963 von Präsident Johnson im Gegenzug eine Steuer für Waren aus Europa eingeführt. Diese Steuer betraf auch Autos aus Deutschland, insbesondere den VW, wodurch in den darauffolgenden Jahren weniger deutsche Autos in die Vereinigten Staaten eingeführt wurden.
Aber was ist schon ein "Chicken War" gegen den "War on Poverty"?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen