
Nachdem ich nach Meinung meines Arbeitgebers im November und Dezember zu viele Überstunden angehäuft hatte, wurde ich angewiesen, noch bis Ende Februar welche abzubauen. Also entschied ich mich für die Woche im Anschluss an den Rosenmontag, da ich diesen Tag aufgrund des Ausnahmezustands in Köln sowieso Urlaub hatte nehmen müssen. Ich hatte erst überlegt, ob ich irgendwohin fahren oder jemanden besuchen könnte. Aber Thomas würde das Auto brauchen, um Karla in die Kita zu bringen und auch zum Einkaufen und eigentlich können wir uns irgendwelche Extras gerade sowieso nicht leisten. Zwar haben wir das Maximum unserer Kosten für den neuen Bremssattel am Auto nun erstaunlicherweise erstattet bekommen, obwohl wir gegen die Versicherungsvorschrift verstoßen und die Reparatur nicht vorher gemeldet haben. Das sind immerhin 300 der 600 Dollar, die es gekostet hat. Aber dafür stand diese Woche auch mal wieder ein Ölwechsel auf dem Programm, für den ich meinen Urlaub nutzen wollte.
Der Ölwechsel allein ist auch nicht teuer, vielleicht so 40 Dollar. Aber bei einem Auto mit so hohem Kilometerstand wie dem unsrigen (nun über 90.000 Meilen), stehen öfter Servicearbeiten an. Kaum zu glauben, dass wir schon knapp 5.000 Meilen gefahren sind. Schon beim letzten Ölwechsel hatte man mich darauf hingewiesen, dass unser Luftfilter für den Fahrerinnenraum ausgewechselt werden müsste. Also war mir klar, dass wir dieses Mal da wohl nicht drumherum kommen würden. Außerdem wird für unser Auto vom Hersteller empfohlen, JETZT die Hinterachsflüssigkeit, den allgemeinen Luftfilter und die Verteilergetriebeflüssigkeit wechseln zu lassen. Ich besprach mich mit Thomas, wie viel wir dafür maximal ausgeben wollten. Er meinte so 100-150 Dollar. Ok, also fuhr ich mit einem Gutschein über 12 Dollar mit unserem Toyota Highlander 2006 los zu „Jiffy Lube“. Die machen quasi alles am Auto, was mit Schmierstoffen zu tun hat – und putzen nebenbei auch gleich die Scheiben, füllen Wischerwasser nach, prüfen die Lampen usw.
Jiffy Lube liegt auf dem Weg in die Kita und manchmal sieht man so ein armes Schwein in Eiseskälte ohne Handschuhe mit einem Schild draußen stehen bzw. hüpfen, auf dem steht, dass es gerade keine Wartezeit gibt und Wartungsplätze frei sind (Open Bay – No Wait). Heute stand zwar niemand draußen, wahrscheinlich weil es nicht besonders kalt war, aber ich wurde trotzdem gleich in eine Box gewunken und gefragt, was es denn heute sein darf. „I need an oil change.“ Später fragte ich mich, warum man sich eigentlich immer so mit seinem Auto identifiziert, dass man es zum Ich erhebt. Geht euch das auch so? Auch mit dem Rad. Ich brauche eine neue Kette. Mein Getriebe ist im A.... Wer ist wo? Na ja...
Jedenfalls darf man dann im Warmen bei ausreichend Zeitschriften von „Good Housekeeping“ bis zur amerikanischen Version von „Auto, Motor und Sport“ warten, während die Mitarbeiter draußen in Kälte oder Hitze auch warten, aber eben das Auto. Irgendwann kommt dann einer rein und sagt dir, was der Patient über dem Wartungsloch noch so alles benötigt, außer einem Ölwechsel. Dieses Mal war es, wie gesagt, viel. Ich nickte dem netten, mich aufklärenden Mechaniker mit Halbfingerhandschuhen und Bomberjacke verständlich zu, während er alles in hoher Geschwindigkeit aufzählte, was sie gecheckt hätten und was in Ordnung sei. Als es um die zu behebenden Dinge ging, nickte ich weiter und fragte, was eigentlich eine „transfer case“ (Verteilergetriebe, die dt. Übersetzung kannte ich da noch nicht) sei. Er war sichtlich erfreut, es endlich einmal erklären zu dürfen. Nachdem wir so ein bisschen warm geworden waren, erklärte ich ihm wiederum, dass wir erst 600 Dollar für unsere Bremsen hatten ausgeben müssen und mein Mann mir gesagt habe, ich solle hier nicht mehr als 100 Dollar ausgeben, dass ich aber einsehe, dass es gemacht werden muss. Was er denkt, wie teuer es wird (235 Dollar????) und welches der notwendigen Dinge am wenigsten notwendig sei. Er verstand. In den USA, oder zumindest hier, im Alltag, muss man sich überhaupt nicht doof vorkommen, wenn man offen zugibt, dass man Geld sparen will oder muss. Das ist quasi Pflichtprogramm. Das versteht jeder, damit wirbt jedes Unternehmen. Natürlich ist alles trotzdem superhohe Qualität ;-) Nach einer kurzen Fachsimpelei (so gut ich mich eben über Bremssättel unterhalten kann), versprach Shaun mir, die 235 Dollar möglichst stark zu reduzieren und hackte unentwegt irgendwelche neuen Preiscodes in den Computer. Den allgemeinen Luftfilter hatte ich eh schon von der Wartung ausgeschlossen. Am Ende kamen wir auf 174 Dollar. Immerhin. Er meinte noch etwas von wegen, er müsse das seinen Vorgesetzten sicher erklären, aber es schien nicht wirklich ein Problem zu sein. So haben wir das Geld von der Versicherung gleich wieder in das Auto investiert und hoffen, dass es uns er zukünftige Käufer mal danken wird. Hier verkaufen sich auch Autos mit 200.000 Meilen auf dem Buckel noch.
Alles in allem hatte das nur etwa eine halbe Stunde gedauert. 170 Dollar ärmer aber dafür mit kostenlos geputzten Scheiben fuhr ich vom Hof...
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