
Am Freitag nach Arbeit und Hausputz fuhr ich in den Walmart-Supermarkt, unter anderem um Zutaten für Franks Geburtstagskuchen zu kaufen, der 3 Tage nach Thomas seinen 47. Geburtstag hatte. Wir wollten Thomas’ und seinen Geburtstag bei ihnen mit Kuchen und Abendessen feiern. Karla war noch in der Kita und so hatte ich Zeit….
Walmart – unendliche Weiten billiger Lebensmittel, die schon tausende Kunden vor mir ausgecheckt haben. Mir fiel mal wieder auf, dass man unendlich viele hoch verarbeitete Produkte kaufen kann, aber einfach nur Grieß oder Marzipanrohmasse oder Mohn. Nein, das gibt es nicht. Wenn man Mohn zum Backen haben will, muss man eine Mohn-Kuchenfüllung kaufen, die natürlich Maissirup enthält. Nicht nur, dass Maissirup die Masse schon so süß macht, dass man den gesamten Zucker aus dem Rest des Rezeptes streichen kann, nein, er steht auch noch im Verdacht Diabetes auszulösen. Wahrscheinlich nicht, wenn in geringen Mengen konsumiert, aber wenn man hier nicht aufpasst, ist man schnell bei ansehnlichen Mengen: in der Marmelade ist er fast immer enthalten, in Müsliriegeln häufig, in Joghurt usw.
Als ich dann endlich alles gefunden hatte, strebte ich der Selbstbedienungskasse zu, da ich so vermeiden konnte, ungefähr genauso viele Plastiktüten zu bekommen wie gekaufte Artikel. An der Selbstbedienungskasse zieht man jeden Artikel selbst durch und stellt ihn dann auf die daneben befindliche Ablage, die gleichzeitig als Waage fungiert. Dadurch kontrolliert das System dann, ob man wirklich nur das hinstellt, was man durchgezogen hat. Allerdings muss man bei alten Waagen häufig doch auf einen Mitarbeiter warten, weil die Waage eben spinnt („Unknown item in the bagging area. Please wait for assistance.“). Und dann ist die ganze Zeitersparnis dahin. Gezahlt wird hier fast alles mit Karte. Die zieht man an der Selbstbedienungskasse einfach selbst durch und gibt die PIN ein. So wollte ich das auch an diesem Freitag im Walmart machen. Doch leider wurde meine Karte mehrmals abgelehnt. Dann kam auch schon eine Mitarbeiterin an. Ich probierte noch die Kreditkartenfunktion aus – ging auch nicht. Eine andere Mitarbeiterin probierte sich aus. Ging nicht. Dann ging ich zum Geldautomaten, um die 60 Dollar mit Bargeld zu zahlen. Der gab mir auch kein Geld, sondern wollte mir weismachen, meine PIN sei falsch. Dann bot mir die Walmart-Mitarbeiterin mit den längsten Fingernägeln der Welt an, meine Bank anzurufen, da diese das Problem häufig sofort beheben können. Insgeheim überlegte ich fieberhaft, was das Problem sein könnte. Überzogen konnte unser Konto nicht sein. Meine PIN hatte ich auch richtig eingegeben. Alles, was mir einfiel, war ein Kartenlesefehler. Ich wollte Thomas anrufen, doch mein Handy zeigte keinen Empfang an. Ich sagte ihr, dass mein Mann der Hauptkontoinhaber sei und ich nicht einmal einen Kontoauszug bekomme und ich daher bezweifle, dass man mit mir redet. Tatsächlich hieß es von einer automatischen Stimme am anderen Ende dann auch, dass mein Konto anhand der Kartennummer nicht gefunden werden konnte. Die Mitarbeiterin suchte über ihr iPhone eine Nummer, heraus, die mich mit einem Menschen reden lassen sollte. Und tatsächlich. David fand das Konto und nachdem ich ihm meine Situation klargemacht hatte (ich stehe mit schmelzender Eiskrem im Walmart und kann nicht zahlen), gab er sich alle Mühe herauszufinden, was das Problem ist. Während ich noch in der Warteschleife mit Werbung für unsere Bank hing, ging das Licht aus. Schon beeindruckend, so ein stockdunkler riesiger Walmart und das ängstliche Raunen der Einkäufer und genervte Stöhnen der Mitarbeiter, das durch die Weiten des Raums geht. Ich dachte nur, oh nein, jetzt ist die Leitung tot. War aber zum Glück nicht so. Jemand rief: Haben wir die Stromrechnung bezahlt? Niemand lachte. Ein anderer rief: Schließt die Türen, damit die Kunden nicht abhauen. Ich sagte laut, hey, das ist meine Chance, oder?! Dann ging das Licht auch schon wieder an. Das Ganze passierte ungefähr drei Mal und dann hatte David am anderen Ende herausgefunden, was mit unserem Konto los ist.
Es sei überzogen, wir seien ca. 1000 Dollar in den Miesen. Wie bitte? Das kann nicht sein. Er fragte, ob ich Flüge über Air France gebucht hätte. Ich erinnerte mich, dass Thomas diese Woche unsere Flüge nach Deutschland gebucht hatte, aber extra darauf geachtet hatte, dass genug Geld auf dem Konto ist. Es stellte sich heraus, dass Air France statt 2 Flügen noch einen weiteren abgebucht hatte. Auf mein Geheiß buchte er einen zurück, meinte aber, dass noch bis heute Abend um halb 10 eine Sperre auf dem Betrag läge. Ich fragte, ob ich das richtig verstanden hätte, dass ich jetzt deswegen, alle Einkäufe zurückgeben müsste? Er verband mich daraufhin noch einmal mit einem Vorgesetzten, der mir aber auch nicht helfen konnte. Also legte ich dankend auf und schob meine Einkäufe gen nächster Mitarbeiterin, die sich entschuldigte (wofür?) und sogleich begann, alles wieder zurückzutragen. Draußen hatte es inzwischen angefangen zu schneien. Aber ich hatte wieder Empfang und erzählte Thomas alles. Der meinte, er habe sich schon gewundert, warum er nach der Flugbuchung das Hotel in London und bei Starbucks seinen Kaffee für 2 Dollar nicht mit Karte hatte bezahlen können. Er hätte jetzt noch 40 Dollar in bar. Wir machten aus, dass einer von uns heute Abend wenigstens noch die Kuchenzutaten kaufen würde. Ich fuhr zurück und auf dem Weg rief Thomas an und meinte, die Bank hätte sich gemeldet, dass sie die Sperre jetzt doch haben aufheben können. Also fuhr ich gleich noch in einen anderen Supermarkt auf dem Weg. Eigentlich hatte ich an diesem Tag noch das Auto zum anstehenden Ölwechsel bringen wollen und war froh, dass ich erst in den Supermarkt gefahren war. Denn dort hätte ich nach Erbringung der Dienstleistung nicht bezahlen, aber das Öl ja auch nicht einfach zurückgeben können. Und was hätte ich dann gemacht? Karla als Pfand da lassen? ;-) Oder wenn uns das auf dem Weg zwischen Utah und Idaho „in the Middle of Nowhere“ mit leerem Tank passiert?
So etwas, hieß es von der Bank, passiere hier öfter. Gerne seitens der Fluglinien. Ist das in Deutschland auch so? Jedenfalls habe ich jetzt immer auch etwas Bargeld dabei…
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