Sonntag, 13. Januar 2013

Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren

Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren

Als am Freitag so viel Schnee fiel, dass unser festgefrorenes Weihnachtsreh im Vorgarten im Schnee versank, packte mich die Lust aufs Langlaufen und so packte ich nach der Arbeit die Klassik- und Skating-Ski ein und fuhr nach Moutain Dell. Für die Strecke, für die ich normalerweise 15 min brauche, brauchte ich an diesem Tag doppelt so lange. Die Straßen waren nach dem Räumen teilweise schon wieder zugeschneit. Denise war an diesem Tag auf dem Weg zum Kindergarten mit ihrem Van ohne Allrad beim Wenden im Schnee steckengeblieben und musste von drei jungen Kerlen herausgezogen werden. Sie meinte, das hätte doch in Deutschland keiner gemacht, aber ich denke, es gibt in Deutschland nicht nur Meckerer. Jedenfalls war Mountain Dell menschenleer – bis auf mich und 3 andere Skiläufer und die Skidoo-Fahrer unseres Skivereins, die mit dem Walzen des Schnees nicht hinterherkamen. Zu allem Überfluss mussten sie ständig anhalten, weil die Rillen der Walze schnell wieder mit Schnee verstopften. Glücklicherweise hatte ich mich gleich auf dem Parkplatz für die Skating-Ski entschieden. Klassisch wäre gar nicht gegangen. So musste ich in der Eiseskälte nicht mehr die Ski wechseln. Trotzdem: Es war schwer! Die Creek-Runde war mit einer wunderbaren Stille erfüllt. Nur der weiche Schnee war zu hören, der gerecht auf alles lebendig und nicht lebendig Ding fiel. Dann sah ich auf die andere Seite des zugefrorenen Flussbettes hinüber. Da stolzierte ein Moose mit seinem Kalb majestätisch durch den Schnee und verschwand im nächsten Moment im Unterholz. Wie schwer muss es für diese Tiere sein, durch den Winter zu kommen. Der Moose war schon einige Mal in den letzten Wochen in den Loipen gesichtet worden. Auch Thomas hatte schon mehrmals das Vergnügen. Dabei muss man sehr vorsichtig sein, dem Tier nicht zu nahe zu kommen, denn mit einem Kalb und unter diesen unwirtlichen Bedingungen, ist es durchaus möglich, dass es angreift – und es kann schnell sein. So hat Chris von unserem Skiverein TUNA Folgendes dazu geschrieben:

Auf dem Rückweg waren die Straßenverhältnisse noch widriger. Noch immer standen die Chain up-Areas voll mit Trucks, auf die die Fahrer gerade Schneeketten aufzogen. Am nächsten Tag sollte es noch weiter in den Parleys Canyon zum „Learn to Ski Program for Utah Residents“ gehen...

Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren
Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren

Mein erstes Mal auf Abfahrtsski

Aubrey wollte fahren, doch nachdem nun dieser erneute Wintereinbruch kam und sie erst vor nicht allzu langer Zeit einen Unfall auf einer vereisten Straße hatte, hatte sie nun verständlicherweise etwas Angst zu fahren. Also fuhr ich. Karla war mit Thomas zuhause, Frank mit Emma, Claire und Bruno. Aubrey nahm ihren 4-jährigen Sohn Sam mit, der wie ich zum erstem Mal auf Abfahrtsski stehen sollte. Sam kam in die Kindergruppe, zu den „Katzen“. Wir kamen nach Anmeldung, Ski-, Stock- und Schuhausleihe, Abfragung unserer Vorkenntnisse mit dem Lift eine Ebene höher, zur Red Pine Lodge. Denise war schon einige Male gefahren, hatte eigene Ski und Aubrey hatte Skifahren in der High School. An der Lodge trafen wir auf unseren Skilehrer für den Tag. Uros kommt seit 9 Jahren jeden Winter nach Park City, um hier zu unterrichten (und in seiner Arbeitszeit 80 % privat Ski zu fahren, wie wäre es, Livia?).

Ich glaube, es muss ganz schön nerven, so blutige Anfänger wie uns zu unterrichten, wenn man selbst auf den Brettern zuhause ist, seit man 3 Jahre alt ist. Dafür war er sehr nett. Man merkte, dass er Europäer war. Er machte keinen Bogen um Kritik und nannte einen rücksichtlosen Mitabfahrer einen Idioten. Sehr unamerikanisch, ein einsamer Wolf mit viel Ironie bis Zynismus im Wesen :-) Ich hatte den Eindruck, dass er sich freut, mal fast nur Europäer in der Gruppe zu haben.

Wir begannen auf dem „Magic Carpet“, dem Zauberteppich. Da rutscht man einen kleinen Hang hinunter und fährt dann auf einem Rollband wieder hoch. Bloß keine Anstrengung! Nach zwei Malen Rollband durften wir dann mit dem Sessellift noch eine Etage aufsteigen. Auf eine grüne Piste. Dort wurden wir in die Geheimnisse der Gewichtsverlagerung und Kurventechnik eingeweiht. Und ab ging's, runter ins Tal – ein Spaß, der ungefähr eine Minute währte. Dann waren wir bei Auswertung, Kritik, Lob und wieder im Lift. So ging das zwei Stunden bis zur Mittagspause. Mein Essen war natürlich zwei Ebenen tiefer im Spind. Daher musste mir Aubrey 15 Dollar für einen Finkennapf voll Käse-Broccoli-Suppe und eine kleine Flasche Wasser auslegen. Auch Sam stieß zum Essen zu uns, nachdem er geweint hatte, weil er nicht mehr Sikfahren durfte, sondern Mittagessen musste. Ich rief Thomas an und berichtete stolz, dass ich noch nicht hingefallen war. Thomas einziger Kommentar: Du riskierst zu wenig!

Nach der Mittagspause ging es noch 2-3 Mal die grüne Piste hinunter, dann hielt uns Uros für so „unglaublich“ gut, dass wir auf die blaue Piste durften und diese ohne die Abkürzung über die leichte Piste hinunterfahren durften. Jetzt erst kam es auf die richtige Technik an. Die grüne Piste kommt man auch so irgendwie runter. Aber das war schon steiler und noch einige Stunden zuvor hätte ich gesagt, dass ich da nicht hinunterfahre. Aber es war toll. Abfahrtsski sind so viel leichter unter Kontrolle zu halten als Langlaufski. Nach der blauen Piste ging es aber wieder auf die grüne. Man muss es ja beim ersten Mal nicht übertreiben. Aubrey, die am wenigsten trainiert von uns war, brannten die Beine, wenngleich sie technisch nicht weniger sicher war als wir. Zurück auf der grünen Piste, hatte ich so richtig das Kurvengefühl raus und alles fühlte sich ganz natürlich an. Uros meinte, ich sähe jetzt aus wie ein Skirennfahrer (war in Slowenien Skirenntrainer vor seiner Karriere) und mache „niiiiice turns“ (schöne Kurven). Das letzte Mal fuhr ich zusammen mit Denise hoch und dann fuhr ich mal so schnell hinunter wie ich konnte. Unten angekommen, wartete ich kurz auf Denise, die mir gleich mit einem Lachen „Angeber!“ entgegenschleuderte. Schade, dass dieser Sport so teuer ist. Aber Schnäppchenjägerin Denise wusste sofort: In Alta kam man nach 15 Uhr kostenlos fahren. Tja, nun muss ich nur noch irgendwie günstig eine Skiausrüstung bekommen :-)

Am Tag danach in der Loipe hatte ich das Gefühl, es ging alles irgendwie leichter, besser. Obwohl ich sagen muss, dass Langlauf schon weit schwieriger zu erlernen ist und mehr Gleichgewichtssinn von Nöten ist.

Wir fuhren The Meadows und Snowdancer hinunter

Wir fuhren The Meadows und Snowdancer hinunter

Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren

Zurück im Alltag

Sonntag war dann ein ganz normaler Wintertag bei uns. Frühstück zu dritt. Erst fährt Thomas in Eiseskälte früh trainieren (links: Thomas zugefrorene Trinkblase), während ich mit Karla Spaß habe. Dann essen wir zusammen zu Mittag. Dann fahre ich los, um zu trainieren, während Thomas müder als Karla ist. Dann gemeinsam Kaffee und Kuchen. Dann noch eine gemeinsame Unternehmung, heute Rodeln im Sugarhouse Park, noch was einkaufen. Dann ist der Tag wieder vorbei. Abendbrot: Avocado-Toast und Milch für Karla, nochmal Faxen machen mit Karla, Karla ins Bett bringen, kochen für uns, essen, Thomas arbeitet meist noch, ich schreibe diese Zeilen, gucke nebenbei „Tatort“ und dann geht es ab ins Bett. Gute Nacht!

Loipenkarte von Mountain Dell

Loipenkarte von Mountain Dell

Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)
Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)
Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)
Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)

Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)

Karla versucht, Papas Grimassen zu imitieren
Karla versucht, Papas Grimassen zu imitieren

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