Am Donnerstag habe ich es tatsächlich noch einmal gewagt und bin zum Verkehrsamt gefahren. Schon auf dem Weg dorthin, als ich zum Amt einbog, schlug mein Herz im Takt des Blinkers. Bewaffnet hatte ich mich mit Sozialversicherungsnummer, Arbeitserlaubnis (braucht man eigentlich nicht), Pass, Visum, dem eigens für diesen Zweck erkämpften Kontoauszug, unserem Mietvertrag und meinem deutschen Führerschein mit notariell beglaubigter Übersetzung. Dieses Mal sollte ich am Empfang beim gleichen jungen Mann vom letzten Mal meine Arbeitserlaubnis vorzeigen. Hm, na ja, ging ja gut los. Diese Mal war es sehr viel leerer und ich kam sofort an Schalter Nr. 1. Dieses Mal natürlich nicht bei der garstigen Lady vom letzten Mal. Ich war erleichtert, doch diese Erleichterung sollte sich bald legen, als wir zum 2. Adressnachweis, meinem Kontoauszug, kamen. Der Beamte mit asiatischem Migrationshintergrund schüttelte mit dem Kopf und meinte, den könne er nicht akzeptieren, da es nur ein Ausdruck sei. Der Nachweis müsse mir postalisch zugestellt worden sein. Ich log, dass er das sei. Ob ich den Umschlag noch habe? Wie bitte, den Umschlag? Ich holte tief Luft. Ich erklärte ihm noch gefasst, dass ich jetzt schon das 3. Mal hier sei und wie schwer es für mich ist, einen 2. Adressnachweis zu erbringen. Als er hart blieb, diskutierte ich, was das Zeug hielt, fest entschlossen, nicht nach Hause zu fahren, ohne den Theorietest abgelegt zu haben. Nein, er brauche neben dem Mietvertrag IRGENDEINEN postalischen Nachweis, dass ich unter dieser Adresse wohne. Ich sagte ihm, dass ich die ersten beiden Male andere Nachweise dabei gehabt hätte, diese aber nicht akzeptiert worden seien. Dass bei meinem Mann der Mietvertrag und ein Scheck genügt hätten (das kann ja wohl nicht sein). Wie er denn glaube, dass ich meine Arbeitserlaubnis, Sozialversicherungsnummer usw. bekommen hätte? Und wer sagt mir, dass ich beim vierten Mal nicht wieder abgewiesen werde, weil ich IRGENDEINEN Nachweis dabei hätte? Beim letzten Mal habe es schließlich geheißen, ich solle einfach einen Kontoauszug mit meinem Namen und meiner Adresse darauf mitbringen. Et voilá, hier ist er und wird wieder nicht akzeptiert? Er könne mir nicht helfen und ich solle nicht frustriert sein. Ich verlor die Fassung, hieß seine Regeln lächerlich und veraltet und japste dann mit Tränen in den Augen, er soll mich wegen der blöden Adresse nicht ein viertes Mal hierherkommen lassen! Er ging die Vorgesetzte fragen. Ich bedankte mich, dachte aber in mein Taschentuch schnaubend, dass das wahrscheinlich eh nichts bringt, weil es sicher wieder der Doof-Part vom letzten Dick & Doof-Duo sei. Ich hatte Recht, zumindest was den Doof-Part anging. Sie war es. Was jetzt kam, war nicht neu und doch neu. Nicht neu: Sie kann den Kontoauszug nicht akzeptieren. Neu: Weil das kein Kontoauszug ist, denn da steht ja „Account summary“ (Kontoübersicht) drauf und nicht „Bank Statement“ (Kontoauszug). Meine Frage: Und was ist der Unterschied? Antwort von Doof: Keine Ahnung. Ich befolge nur die Regeln.
Ja, das habe ich schon gemerkt.... Jedenfalls war ihr ihre Antwort dann wahrscheinlich selbst zu blöd oder sie wollte sich keine Blöße geben. Keine Ahnung. Ich unternahm noch einen letzten Versuch, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen - den Regeln. So brachte ich vor, dass in den Vorschriften auch steht, als Nachweis reicht ein aktueller Kontoauszug (und dass der Bankangestellte mir gesagt habe, dass das einer sei) und dass da nicht steht, man soll den Umschlag mitbringen. Nun gut, sie sagte dem Untergebenen, er solle meine Dokumente aufnehmen und zu mir, dass ich einen ausgedruckten Kontoauszug zum Fahrtest mitbringen soll. Jetzt setzte ich noch einen drauf: Ich sagte ihr, dass ihre Kollegin beim letzten Mal gesagt habe, ausgedruckte Dokumente seien nicht gültig. Sie sagte, es ist schon ok.... Aha, so klingt das also, wenn man als Beamter die Nase voll von Regeln bzw. Antragstellern hat. Ehrlich gesagt, denke ich, sie hat das nur noch verlangt, damit es nicht so aussieht, als hätten sie Handlungsspielraum. Ich schätze, kein Hahn wird bei der Fahrprüfung noch nach einem zweiten Adressnachweis krähen. Aber wer weiß. Ich bin lieber auf alles gefasst.
Dann dauerte es aber noch eine halbe Stunde, bis der Beamte meine Daten in den PC eingegeben und alle meine Unterlagen kopiert hatte. Offenbar wollte er in meinem dubiosen Fall auf Nummer Sicher gehen und kopierte Pass, Arbeitserlaubnis und was ich sonst noch so in meiner Mappe hatte. Dann hatte er Probleme meine Einreisegenehmigungsnummer vom Visum einzugeben, da sie eine Stelle weniger als verlangt aufwies. Er fragte mich allen Ernstes, ob ich da etwas abgeschnitten hätte. Es dauerte eine Weile, bis er eine elfstellige Nummer gefunden hatte, die er als Identifikationsnummer für mich eingeben konnte. Dann durfte ich noch 25 Dollar bezahlen und dann eeeendlich zum Theorietest.
Der Theorietest für den Führerschein
Der Theorietest zur Erlangung eines Utah-Führerscheins ist im Vergleich zum deutschen Test, gelinde gesagt, ein Witz. Wer hier keine Theorieprüfung besteht, ist eher am Beamtentum, denn am Test selbst gescheitert. Die Prüfung besteht aus einem Multiple Choice-Test am PC. Das heißt, oben am PC-Bildschirm erscheint eine Frage und darunter hat man die Antworten A bis D, von denen in diesem Fall eine richtig ist. Dabei muss man 20 von 25 Fragen richtig beantworten, um (mit 80 %) zu bestehen. In Utah kann man das Handbuch, in dem alle Regeln enthalten sind, während des Tests verwenden, um nachzuschlagen. Man hat auch keinerlei zeitliche Begrenzung während des Tests. Das heißt, theoretisch müsste man sich überhaupt nicht vorbereiten. Man könnte stundenlang auf den 60 Seiten suchen und so Frage für Frage beantworten. Am Ende des Tests kann man nochmals zurückgehen, falls man noch einmal etwas verändern will. Fällt man trotzdem durch, kann man den Test für die bereits entrichteten 25 Dollar noch 3x ablegen, sogar noch am gleichen Tag. Ich hatte nun schon so viel Zeit mit der Anmeldung verbracht, musste noch einkaufen und wollte Karla in der Kita nicht unnötig warten lassen. Daher brannte ich darauf, den Test so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Ich hatte das Handbuch größtenteils gelesen und Online-Tests zur Vorbereitung absolviert, dass ich mir sicher war, dass das nicht lange dauern würde. Da ich aber so viele in meinen Augen irrelevante Fragen (nach dem Zufallsprinzip) bekam, musste ich mich dann doch mehrmals zwingen nachschlagen. So wusste ich z. B. nicht, um wie viele Strafpunkte man sein Punktekonto erleichtern kann, wenn man einen Kurs zu defensivem Fahrverhalten absolviert. Nun weiß ich auch, dass hier nur Motorradfahrer unter 18 Jahren einen Helm tragen müssen. Es kam keine einzige Frage zu Vorfahrtsregelungen oder dem Schulterblick. Und das merkt man hier auch. Doch dazu später mehr.
Zwei Fragen hatte ich falsch beantwortet. Aber nach dem ganzen Aufwand war ich damit mehr als zufrieden und verließ erleichtert das Amt. Meine praktische Fahrprüfung, der „Road Test“, werde ich in einem Monat ablegen können. Ich werde euch berichten :-)
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