Ja, ganz recht, Karla scheint sich nicht nur im Englischen weiterzubilden, sondern auch im Spanischen. Das kommt vielleicht auch dadurch, dass ich meinen Widerstand gegen Spanisch aufgegeben habe. Seit ich mich mit ihrer Lieblingserzieherin Gloria auf Spanisch über Karla unterhalte, erfahre ich mehr über Karlas Kindergartenalltag. So beispielsweise, dass Karla nach dem Mittagessen im Hochstuhl mit dem Gesicht auf dem Tablett einschläft, dass sie 1-2 Stunden schläft und wieder gut isst, dass sie Gloria erklärt, dass ihr Teddy der Teddy ist und ihr Teefläschchen Tee enthält. Ich erklärte Gloria dann, dass „Tee“ bei Karla auch Milch bedeutet. Das überraschte sie, denn sie meinte, Karla versteht, wenn sie sie auf Spanisch fragt, ob sie mehr Milch (leche) will. Das überraschte mich wiederum. Wir wissen, dass Karla „Milch“ versteht und sehr genau den Unterschied zwischen Milch und allem anderen Trinkbarem kennt. Zuhause machte ich den Test und fragte sie: Karla, quieres más leche? Erst kam keine Reaktion, aber dann wollte sie unbedingt „Tee, Tee, Tee“ und gierte nach dem Milchfläschchen. So, nun lernt sie also Spanisch. Soll mir ja recht sein, so lange sie auch Englisch lernt! Zu „Bye“ und „bye, bye“ kam nun auch noch ein sehr amerikanisch klingendes „Hiiiiii!“ hinzu, sobald sie das Telefon in die Hände bekommt und sich mit erwartungsvollem Gesicht ans Ohr hält.
Geschichten aus dem Kindergarten
Karla heißt bei ihren Mit-Toddlern offenbar „Teddy“. Als ich Karla heute wie immer gegen 15 Uhr aus dem Kindergarten abholte, waren alle Kinder mit einem späten Nachmittagssnack bestehend aus Dosenobst und Müsliriegel beschäftigt. Karla ließ sich wie immer in bester Position füttern (obwohl sie schon gut mit dem Löffel essen kann, wenn man die mindere Sauerei toleriert), als sie Meiner Gewahr wurde und zwiegespalten aufsprang, um sich dann noch einmal einem letzten Löffel zuzuwenden. Stattdessen kam ein kleines blondes Mädchen auf mich zugerannt, das, so denke ich, Ally heißt. Sie sagte zu mir „Teddy, Teddy?“ und deutete auf Karla. Dann lief sie zu Karla hin und sagte zu ihr auch „Teddy, Teddy!“. Es sah so aus, als wollte sie Karla sagen: Hey, deine Mom ist da, Teddy! Dann kam Karla auch schon auf mich zugerannt. Da sieht man auch: Erst kommt das Essen, dann die Mama ;-) Wenn sie abends nicht sofort ihre „Kaku“ (Avocado) bekommt, wird sie stinkig!
Besonderes Vertrauen scheint Karla zu Gloria gefasst zu haben, die Karla nun auch wirklich Karla und nicht (oder zumindest nicht in meiner Gegenwart) Carlita nennt, ihr Zöpfchen pflicht und sie anderweitig versorgt. Karla geht jedenfalls gern zu ihr, umarmt sie, sobald sie auf ihrem Arm ist, und winkt ihr von Weitem und zum Abschied zu. Manchmal hat sie für mich gar keinen Blick mehr, wenn ich sie abgebe, aber meistens liegt da daran, dass sie schon zum Frühstückstisch oder anderen Kindern hinüberblickt. Ich bin froh, dass es ihr dort so gut gefällt und wir überlegen, ob wir sie nun doch nicht in eine andere Kita geben. Bis Februar müssen wir uns entscheiden und wenn wir uns gegen die andere Kita entscheiden, sind unsere 100 Dollar Anzahlung dort Futsch...
Übrigens wussten mindestens 2 der spanischsprachigen Erzieherinnen nicht, dass man in Deutschland Deutsch spricht. Ich habe allerdings keine Ahnung, welche Sprache sie Deutschland zugedacht haben. Vielleicht Englisch? Weil alle Welt Englisch spricht? Jedenfalls bessere ich jetzt mein Spanisch auf und weiß nun, was „Sie hat einen roten Popo.“ auf Spanisch heißt. Ist ja auch nicht schlecht, hey?!
Skilaufen
Der Vorteil unserer 0815-“Billig“-Kita ist, dass sie nur wenige Tage geschlossen haben und nicht, wie die meisten teureren „Pre-Schools“ (auch bloß ne Kita), an die Schulferien angeschlossen sind. Dadurch konnte Thomas und ich beispielsweise noch am 24. und 31.12. zusammen Skilaufen, denn an diesen Tagen hatte die Kita bis 12 Uhr geöffnet. (Okay, das ist relativ, wir laufen zusammen los oder Thomas gibt mir Technikunterricht. Aber immerhin, es ist trotzdem etwas Besonderes.) Zu war sie wirklich nur am 25.12. und 1.1. Außerdem können wir jetzt auch in White Pine Skilaufen. Ihr erinnert euch: Das ist das Skigebiet in Park City, ca. 30 Meilen entfernt, wo Thomas seinen ersten Ski-Wettkampf am 22.12. hatte. Das wurde uns durch einen Kollegen von Thomas ermöglicht: John. Um John vorzustellen, bräuchte es eigentlich einen Extra-Blogeintrag, denn er ist eine schillerndere Persönlichkeit. Als geborener Brite ist der 65-Jährige schon seit ca. 25 Jahren in den USA. Sport hat er schon immer gemacht: erst Rugby, dann ist er Alpinski gefahren, dann war er Radfahrer und nun ist er Langläufer. Vor kurzem hat er mit der klassischen Technik begonnen. Liebstes Hobby neben Sport: Reden! Wenn man John auf dem Institutsflur (oder in der Loipe oder am Telefon) trifft, kommt man meist nicht unter einer Stunde davon. Aber: Er hat auch etwas zu erzählen! Okay, manchmal wiederholen sich die Geschichten von Radunfällen und Napoleon, aber was solls. John ist so ein Typ, mit dem man sich über alles unterhalten kann. Gerne erklärt er der Japanerin die japanische Geschichte oder Thomas die Entstehung der englischen Sprache, ohne dabei als Klugscheißer rüberzukommen. Außerdem ist er sehr höflich. Laut Denise ist seine Frau, eine Anwältin „aber ganz normal“. Mit Thomas unterhält er sich meistens 1-2 Sätze über ihr gemeinsames Projekt und dann über Ausdauertraining usw.
Ein Mal waren wir zu dritt in Round Valley Skilaufen. Das heißt, Thomas kam nicht viel zum Trainieren, weil John immerzu anhielt und redete. Mir gereichte meine schlechte Skating-Technik zum Vorteil, denn da ich die gesamte Breite der Loipe brauchte, fuhr John zweimal wegen mir in den Graben, was mir ja auch Leid tat, aber dadurch konnte ich dann wenigstens alleine trainieren.
Vielleicht trug auch meine schlechte Technik dazu bei, dass John uns dann Skipässe für White Pine schenkte. Er fuhr mit seiner Familie über Weihnachten und Neujahr nach Kalifornien und schrieb Thomas folgende E-Mail: „Ob du magst oder nicht: Du bekommst ein Weihnachtsgeschenk von mir. Ich habe für dich und deine Frau einen Saisonpass für White Pine gekauft. Fühle dich zu Nichts verpflichtet. Du brauchst einen Ort zum Trainieren. Ich war auch einmal jung und hatte Familie und kein Geld. Du brauchst mir nicht zu danken. Das hast du bereits mit einem tollen Projekt.“
Da waren wir erst einmal ganz schön baff. Da hat er mal eben 350 Dollar für uns ausgegeben! Am nächsten Tag fuhren wir hin und holten die hinterlegten Pässe mit Karla ab. So konnten wir uns auch die Ausleihe für das Ski-Set am Chariot für Karla leisten. Ohne den Saisonpass hätte uns diese Stunde Skilaufen mit Karla mal eben 52 Dollar gekostet (so nur 16)!
Obwohl wir trotzdem meistens auf dem 15 Minuten entfernten und stets gut und umfangreich gespurtem Golfplatz „Mountain Dell“ trainieren, konnte sich Thomas so auch etwas besser auf die US-amerikanische Langlaufmeisterschaft vorbereiten. Sie ist erstaunlicherweise offen für Jedermann und Thomas hat zwei von fünf Rennen gebucht. Sein erstes Rennen ist Morgen! Am Wochenende waren wir zur Streckenbesichtigung vor Ort in Soldier Hollow. Das ist etwa eine Autostunde von SLC entfernt. Ein Großteil der Olympischen Langlauf-Wettkämpfe fand dort statt, da solche internationalen Wettkämpfe nicht über 1800 m stattfinden dürfen und die meisten Skigebiete, die näher sind, entweder darüber liegen oder technisch nicht anspruchsvoll genug wären. Da war auch Einiges los! Der Altersdurchschnitt der Skiläufer lag so bei 22 Jahren und der unrasierte Thomas stach etwas heraus. Während Karla und ich uns am Kaminfeuer zusammen mit allen anderen Familien und denen, die das Training schon hinter sich hatten, aufwärmten, lief Thomas auf Ski die Strecke ab, um zu erkunden, was ihn Morgen erwartet. Das wird eine 5km-Runde, die er nach Einzelstart drei Mal zu skaten hat. Danach meinte er, wie unsere Kanzlerin so schön nach der Gruppenauslösung zur EM sagte: Machbar! Trotzdem lautet nach seiner Analyse der Konkurrenz das Kampfziel: Nur nicht Letzter werden. Wir sind gespannt auf Morgen: Thomas' Startzeit ist 12:57. Drückt die Daumen!
Die nächsten Wochenenden
Am Freitag tritt also Thomas gegen den Rest der Amis an und am Samstag hat Karla ihren ersten Auftritt als Tanzmaus. Wir haben für sie eine kostenlose Probestunde im „Little Gym“, einem „Fitnessstudio“ für Kleinkinder, gebucht. Dort kann sie nach Herzenslust zur Musik im Kreise Gleichgesinnter herumalbern. Mal sehen, wie es ihr gefällt! Am Sonntag wäre dann Thomas' zweiter Wettkampf in Soldier Hollow im Rahmen der US-amerikanischen Langlaufmeisterschaft. Wann ich dann zum Skilaufen komme, weiß ich noch nicht. Aber dafür kann ich ja auch in der Woche nach der Arbeit in Mountain Dell laufen.
Und nächstes Wochenende, am 12.1., werden Denise und ich Thomas und seinen Chef den vier Kindern überlassen und uns auf einen Alpinskikurs für Anfänger begeben. Dieser Tageskurs kostet inklusive Ausrüstung und Liftpass nur 39 Dollar, ist aber auf Anwohner von Utah begrenzt. Das soll man mit seiner Utah-Fahrerlaubnis nachweisen, die ich zwar immernoch nicht besitze, aber ich hoffe, mit Mietvertrag und meiner Adresse auf den Schecks durchzukommen. Bin mal gespannt! Man kann ja nicht hier wohnen und nicht mal Alpinski fahren!
Letztes Wochenende war ich mit Frank und Denise skilaufen, während Thomas nach seinem Training vier Kinder hütete, von denen jedoch 2 zeitweise schliefen (allerdings nicht Karla!). Wir fuhren auf knapp 3000m ins Skigebiet „Solitude“ und einsam (und kalt) war es dort wirklich. Es ist in etwa das einzige Skigebiet, das komplett durch den Wald geht. Da die Strecke zumindest konditionell und für Anfänger auch technisch recht anspruchsvoll ist, kam ich auf meine Kosten. Auch Denise, die selten Ski läuft, war recht flott unterwegs (das machen wohl die Jahre des Fitnesstudios und des Zumbas) und irgendwann hatten wir Frank abgehängt, der danach meinte: Die beiden haben mich fertig gemacht!
Ansonsten werden wir vielleicht auch mal mit Sylvia und ihrem Mann langlaufen. Ich hatte Sylvia vorletztes Wochenende bei Thomas' Skiwettkampf kennengelernt und hatte die Österreicherin mit Karla eine Woche später in ihrem Haus in Park City besucht, während Thomas 1,5h trainierte. Ihr Mann, Michael, ein Amerikaner, ist auch ein Netter, fährt viele Mountainbike-Rennen und hat nun, wie Sylvia, mit Langlauf begonnen, obwohl sie beide sicher auch schon um die 50 Jahre alt sind. Sylvia und Michael haben 2 Söhne, 17 und 20 Jahre alt, die bis vor kurzem professionell Alpinski gefahren sind, nun Trainer sind und selbst Langlauf- und Mountainbike-Rennen fahren. Sylvia selbst will am Wochenende ihr erstes Langlaufrennen in White Pine über 5km in der Anfängerklasse „Novice“ machen. Sie hat übrigens eine interessantes Unternehmen: Sie verwaltet Zweitwohnsitze in Park City. Das heißt, sie schaut nach dem Rechten, hält sie in Ordnung, schaufelt Schnee usw., wenn die Besitzer nicht dort sind, und bevor sie kommen, füllt sie den Kühlschrank nach deren Wünschen oder fährt mal eben 30 Meilen, um deren Lieblingskaffeesorte aufzutreiben, wenn sie dann dort sind. Das heißt, sie ist zwar immer im Einsatz, aber dafür auch flexibel in den täglichen Arbeitszeiten. Früher war sie lange Alpinskilehrerin und hat mir auch angeboten, es mir beizubringen. Mal sehen, wie es sich zeitlich ergibt und wie ich mich am 12. Januar anstelle. Jedenfalls ist sie eine sehr nette Bekanntschaft und nachdem wir ca. 1 Stunde dort waren und Karla mit Keksen abgefüllt wurde und auf dem flauschigen Teppich herumtollen konnte, hatte sie auch schon Vertrauen gefasst. Ich fragte Karla, als sie zu mir kam, ob sie mal zu Sylvia geht und prompt ging sie zu ihr und ließ sich in den Arm nehmen. Sylvia war auch ganz angetan von ihr, glaube ich.
Helmligkeiten
A Propos Laufen und Fahren: Karla hat nun einen Helm. Wir hoffen, bald ein gebrauchtes Dreirad oder Lauflernrad zu erstehen. Sie scheint sehr interessiert an dieser Fortbewegungsmöglichkeit zu sein, wenngleich sie bisher nicht gern einen Helm aufsetzt. So waren wir heute bei unserem Lieblingsoutdoorladen REI, um nach einer Skibrille für Karla zu suchen, da sie beim Rodeln immer so viel Schnee ins Gesicht bekommt, und auch wegen dem die Sonne reflektieren Schnee. Leider gab es keine in ihrer Größe, aber dafür hätte sie am liebsten das Ausstellungsstück des Lauflernrades dort von der Kette gerissen und wäre losgewankt. Daraufhin kauften wir erst einmal besagten Helm, der mit preisgesenkten 18 Dollar auch erstaunlich günstig war. So geht das: Wegen Brille gekommen, mit Helm gegangen. Mit einem Kind passiert nie etwas nach Plan :-)
Vorgestern in der Loipe traf ich auch eine Mutter mit zwei Mädels, 3 und 6, die fleißig langliefen und sprach sie gleich mal an, um herauszufinden, wann sie ihre Kinder zum ersten Mal auf Ski gestellt hat und wo sie die kleinen Ski her hat usw. Ich denke, mit 2 können wir es bei Karla mal wagen. Sie will schon immer in unseren Schuhen laufen und übt buchstäblich bis zum Umfallen. Letztens, hach der Wettkampfstreckenbesichtigung, hielten wir noch in Mountain Dell an, wo ich noch etwas Sport machte, während Thomas mit Karla rodelte. Die Strecken liegen so nah beieinander, dass mich die beiden kurzerhand abpassten und Karla sich auf meine Ski stellte. Wenn das kein Zeichen ist...
Silvester...
… verlief übrigens sehr ruhig. Es gab ein paar Knaller, aber kein Feuerwerk. Wir gingen 22:30, wie immer, ins Bett. Wir und Karla schliefen durch ins neue Jahr. Ihre Asthmamedikamente geben wir ihr nicht mehr, da ihr Husten damit unverändert war und es immer schwerer wurde, ihr die Sprays einzuflößen. Jetzt ist ihr Husten bei weitem nicht mehr so stark wie vor einigen Wochen, aber sie und ich haben eigentlich immer eine laufende Nase. Angeblich ist die Luft hier im Tal auch sehr schlecht, was ich gefühlt bestätigen würde, zumindest was die Trockenheit angeht.
Hoffnung gibt es immerhin für das Neue Jahr, wenn auch nicht im Bereich Finanzen. Der Sturz über die Fiskalklippe ist erfolgt, aber dafür haben wieder ein paar Amerikanker bei der anlässlich Amoklauf vorgezogenen jährlichen Tauschaktion ihre Waffen gegen Gutscheine eingetauscht. Doch lest selbst:

Los Angeles: Amerikaner tauschen Waffen gegen Gutscheine - SPIEGEL ONLINE
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So, irgendwas habe ich bestimmt vergessen, aber nun seid ihr erst einmal wieder auf dem neuesten Stand.
Abgefahrene Umtauschaktion, aber vielleicht hilft es ja etwas ... Viel Erfolg bei euren sportlichen Vorhaben. Ihr seid so fleißig! (inklusive deiner Blogaktivität!) Karla wird später sicherlich eine mehrsprachige Skibegeisterte ;-). Hier ist es nass und grau, aber wenigstens nicht kalt. Aber kalt und sonnig wäre mir auch recht. Liebe Grüße!
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