Sonntag, 5. Januar 2014

Thomas' Blindenmission

Thomas' Blindenmission

Heute, am Sonntag, war Thomas' 2. Rennen bei den US-Skilanglauf-Meisterschaften in Soldier Hollow. Da Thomas etwas niedergeschlagen ob dem Ergebnis des 1,4 km langen Skating-Sprints ist, versuche ich, eine kleine Zusammenfassung zu geben. Die Strecke war wie gesagt 1,4 km lang und darin erstreckte sich über 300 m ein knackiger Anstieg. Das kam also Thomas' Gewicht schon mal nicht so entgegen. Zu allem Überfluss startete er bei dem Einzelstartrennen fast als letzter, da er aufgrund fehlender FIS-Rennen nicht ausreichend FIS-Punkte für eine bessere Startplatzierung aufweisen konnte. Wenn man nun schlechter gesetzt wird, als man eigentlich ist, heißt das zum Einen, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit auf zuvor gestartete Läufer aufläuft und diese kraftaufwändig und zeitintensiv überholen muss. Noch vor Thomas startete sogar ein Einarmiger, den er in einer Haarnadelkurve außen überholen musste! Das kostete ihn kostbare Zeit. Zum Zweiten bedeutet eine schlechte Ausgangsposition auch, dass die Bedingungen am Boden nicht unbedingt besser werden, weil ja schon 180 Leute über die Strecke gerammelt sind. Ab Bergmitte, also auf halbem Wege der 1400m, fühlte sich Thomas dann schon sehr kaputt. "Der Berg war mir einfach ein bisschen zu lang", so der kampferprobte Athlet. Letztlich fehlten ihm 5 Sekunden für eine Qualifikation für das Viertelfinale. Unter anderen Umständen hätte ich mich über seine SMS "Bin gleich da" doch mehr gefreut... So kam er mit der Mutter eines seiner Ski-Buddies gegen 12:30 recht gefrustet nach Hause. Auch, weil er durch die Aufbruchstimmung, die sie verbreitete, sich nicht mehr auslaufen konnte. Von seinen drei Team-Kollegen qualifizierten sich einer für das Viertelfinale und einer für das Halbfinale der Junioren. Wenngleich Thomas sich eine bessere Platzierung erhofft hatte als "NUR" 60. von 189 Startern, musste er letztlich zugeben, dass dies trotz allem sein stärkstes Sprintergebnis war. Mein Argument, dass ALLE anderen Teilnehmer sich einen viel höheren Trainingsumfang (2x pro Tag, Trainingslager usw.) leisten können, einfach weil sie Profis sind, fand kein Gehör.

Auch schon im 15 km-Klassisch-Rennen gestern musste er von weit hinten bzw. fast als letzter starten - nach ihm kamen nur noch 10 Blinde - kein Witz. Im Vergleich zu seinen Team-Kollegen hatte Thomas gestern die Nase vorn, als er als 59. von 185 ins Ziel kam. Damit war er recht zufrieden, auch wenn es ihm für Karsten, Henry (der erst vor 4 Jahren mit Langlauf begonnen hat!) und Ben Leid tat. Im Großen und Ganzen hatte sich Thomas auf den 3x5 km gut gefühlt.

Ich finde, allein hier zu starten und auch tatsächlich mitlaufen zu können, ist schon etwas, worauf Thomas stolz sein kann - selbst wenn er mehr trainieren könnte. Welcher kompetitive Langläufer würde ihn nicht darum beneiden, auf einer Original-Olympiastrecke unter diesen Bedingungen und mit diesen guten Leuten, die teilweise noch Kinder sind, skizulaufen und dabei sogar noch den GROSSTEIL von ihnen hinter sich zu lassen?

Für mich verlief der Tag "spielerischer". Ich gab Karla gegen 9 Uhr bei Denise und Frank an, und fuhr für 6 Meilen Klassisch und 4 Meilen Skating nach Mountain Dell. Nach dem Mittagessen zuhause und Thomas' Ankunft, ging ich mit Karla wieder zu Denise und Frank, die darauf hin nach Mountain Dell zum Langlauf fuhren. Thomas kam mit Kuchen nach zu mir und den 4 Kindern, die ihn alle bestürmten, bis er im Sessel fast einschlief... Auf dem Nachhauseweg schlief Karla im Chariot ein und wir hängten noch einen Winterspaziergang dran, der den Tag für mich abrundete und ihn für Thomas hoffentlich ein wenig runder gemacht hat.

Karla sitzt und genießt

Karla sitzt und genießt

P.S. Ich bin seit Samstag Abend stolzes Mitglied des amerikanischen Leichtathletik-Verbandes "US Track & Field Association", um an der Utah USATF-Serie im Laufen teilnehmen zu können. Für die vergleichsweise günstigen 30 Dollar Jahresbeitrag bekommt man sogar noch eine Versicherung gegen Sportverletzungen bei den Rennen, sowie auf Hin- und Rückweg. Michelle aus meiner Laufgruppe ist in der "Hall of Fame" der USATF ebenfalls aufgeführt - mit einer Marathon-Bestzeit von 2:40 Stunden. Ich bin stolz, mit ihr trainieren zu können. Begrüßt wird man bei der USATF schon mit einem sportlichen Bildschirm:

Thomas' Blindenmission

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