Auch den Rest der Woche hatten wir ziemlichen Spaß, wenngleich auch viel Arbeit, sodass das Haus diese Woche ungeputzt blieb. Am Mittwoch Nachmittag fuhr ich auf Thomas' Anraten auf die olympische Runde in Park City. Die Bedingungen waren hart, schnell und windig. Die Strecke verläuft abwechslungsreich auf und ab eignet sich hervorragend zum Üben von spitzen Kurven. Eine Strecke also, die meine Schwächen auf Ski gut betont :-) Ich war froh, als die einsame Skistunde vorbei war und ich müde noch 3 Meilen laufen konnte.
Karla half Thomas Donnerstag Morgen vor dem Kindergarten noch beim Skimachen. In der Mittagspause holte ich ihn und seinen Kollegen Jan zu 1:15h Skilaufen ab (bzw. ich 1 Stunde plus 2 Meilen Lauf). Am Abend war Little Gym angesagt, wo Karla im Mordstempo über den Balken spurtete. Meine Sicherheitshand kam kaum hinterher. Thomas war dieses Mal nicht dabei, weil er noch arbeiten musste.
Am Freitag arbeitete ich auch lange und hatte im Anschluss Besuch von Melinda und Vivi. Melinda würde gern freiberuflich von zuhause übersetzen und hat sich mal eine Einführung von mir geben lassen.
Am Samstag fand dann das 4. Rennen der Wasatch Citizen Series statt. Dieses Mal waren es 10km Skating in Soldier Hollow auf einer sehr schweren Strecke, die aber auch Spaß machen kann, wenn mans (anders als ich) drauf hat. Es war einiges an Kunstschnee geschossen worden. Thomas wird noch selbst etwas zum Rennverlauf und zur Besetzung sagen. Daher spreche ich erstmal nur für mich. Mein Ziel war wie immer seit ich mehr laufe, einfach nur "Überleben". Ich hatte die ganze Woche beim Skifahren Schmerzen von der Stockschlaufe in der linken Hand gehabt, und Thomas hatte sie mir nach dem Frühstück leicht bandagiert. Außerdem spürte ich vor allem meine rechte Schienbeinmuskulatur über Gebühr und hatte Angst, sie zu überlasten. Ich war weder erholt, noch fühlte ich mich nach dem Einlaufen in der Lage, dieses Rennen ohne Sturz zu überstehen. Es ging fast nur entweder bergan oder bergab, beides teilweise recht steil. Kurven waren auch zuhauf drin, wenn auch nur eine, vor der auch ein Profi hätte bremsen müssen - also viele zum Bremsen für mich. Nach dem Einlaufen redete ich mir gut zu und klang wahrscheinlich wie die Kanzlerin vor der EM (oder WM?) in Deutschland nach der Gruppenziehung: Ja, das ist machbar. Glauben tat ich allerdings noch nicht so richtig dran. Das Gute am Wettkampf ist jedoch, dass man dann meist gar nicht mehr denkt und nur noch macht. Mein Start war nicht so die Wucht. Ich kam nicht besonders gut weg und dann steckte mir auch noch eine andere Läuferin ihren Stock zwischen meine Ski, sodass ich eine Sturz gerade noch abwenden konnte, aber Zeit verloren hatte. Ich überlebte die erste Runde noch ganz gut und dachte vor den Abfahrten nur "be confident" (hab Vertrauen in dich). Hat ganz gut funktioniert. Etwa eine Meile vor Ende der ersten 3,5 Meilen kam die Spitzengruppe vorbei. Eigentlich war es nicht mehr wirklich eine Gruppe - es pfiffen alle einzeln vorbei. Der letzte von ihnen pfiff allerdings auch schon auf dem letzten Loch (da wusste ich noch nicht, dass ich eine Runde später genauso klingen würde) und ich dachte: Wenn Thomas jetzt auch gleich noch kommt, kriegt er den noch. Und tatsächlich da kam Thomas, verfing sich mit seinem Ski noch kurz in meinem Stock und sauste den Spitzenathleten hinterher. Dann kam lange Zeit keiner, dann Barry und dann Paul (Thomas Rossignol-"Chef"), der mich wieder sehr nett anfeuerte. In dieser Runde hatte ich auch noch Luft, ihn auch anzufeuern. Zum Ziel geht es sehr steil hinunter und um eine Kurve. Unten angekommen, geht es relativ flach durchs Ziel, bevor es wieder ans Klettern geht. (Wer auf Garmin.connect ist, kann sich das gern ansehen, wenn er sich mit meinem Profil verbindet.) Thomas war da schon am Regenerieren. Auf der zweiten Runde fühlte ich mich einfach nur schlecht, japste bloß so nach Luft und dachte bergauf nur noch: "keep going, keep going, keep going" (lauf weiter). Ich wusste, mein Puls ist hoch und ich freute mich nun auf jede Abfahrt. In der letzten, steilen legte es mich aufgrund mangelnder Konzentration auch ordentlich und da es so stark bergab ging, hatte ich Mühe beim Aufstehen, nicht wieder wegzurutschen. Nach knapp 7 Meilen und 45 Minuten war ich im Ziel - und alles andere war mir da auch egal. Beim Auslaufen fühlte ich mich zwar ok, aber schon im Auto brannten meine Beine ordentlich.
Das Rennen aus Sicht von Thomas
Beim 4. Rennen der Wasatch Citizen Series hoffte ich auf ein etwas geringeres Tempo, denn ich wusste, dass die Junioren zu einem wichtigen Rennen nach Sun Valley gereist waren. Außerdem hatte ich die letzten Tage ziemlich intensiv trainiert in Vorbereitung auf einen Skimarathon kommende Woche und würde sicherlich etwas müde sein davon.
Als Susanne und ich in Soldier Hollow ankamen, war es kalt, sonnig und trocken. Typisches Utah-Winterwetter. Die Strecken waren super präpariert und der Schnee knirschte beim Einlaufen. Susanne schaute sich gleich die Strecke an, während ich testete welches meiner zwei Paar Ski schneller war. Ich merkte, dass ich mich nicht großartig, aber doch ganz ok fühlte und fuhr dann in den Start-Zielbereich um meine Ski abzustellen. Dort sah ich einige andere Läufer: Jeremy Teela, ein Biathlet, der knapp an der Qualifikation für seine 4. Olympischen Spiele vorbeigeschrammt war. Später im Ziel erzählte er mir, dass er sich von jetzt an auf lokale Rennen und die Muckibude konzentrieren wolle ;) Des weiteren konnte ich 3 Skiläufer vom University of Utah Ski Team und ca. 3 bis 4 Nordisch Kombinierte vom US Ski Team ausmachen. Nix mit ruhigem Tempo also!
Die genannten Profis wollten es scheinbar auch gleich vom ersten Meter an wissen und hackten wie’s Böse den langen Anstieg nach dem Start hoch. Ich ging ein paar hundert Meter mit, bekam dann aber meine Zweifel, ob ich das durchhalten würde. Ich ließ mich dann in die Gruppe der „normalen Leute“ (inkl. Feuerwehrmann und Serienrekordhalter Barry Makarewicz) zurückfallen. Nach der ersten Runde hielt ich das Tempo hoch und konnte mich absetzen, sodass ich die zweite Runde allein lief. Susanne feuerte mich wieder an, als ich sie überholte (Ihre Altersklasse startet immer später, so dass wir häufig in unserer zweiten Runde auf die später Gestarteten auflaufen). Ich selbst hatte wie meistens nicht genug Luft um etwas zu sagen. Stattdessen klopfte ich liebevoll mit meinem Ski an ihren Stock ;) (wir konnten beide einen Sturz verhindern).
Ich schaffte es noch, einen abgehängten Nordisch Kombinierten auf der Zielgeraden zu übersprinten. Er fragte mich dann überrascht, wo ich denn herkäme. Ich antwortete: von hinten.
Thomas wurde mit einem Rückstand von 1 Minute und 23 Sekunden Siebenter. Die Bilder neben dem Text stammen vom letzten Rennen in Mountain Dell.