Sonntag, 1. Dezember 2013

Skilaufen in "Lellowstone"

Skilaufen in "Lellowstone"

Am Donnerstagmorgen war Thomas mal wieder früh aufgestanden, um mit Stirnlampe eine gute Stunde Ski in Alta zu fahren und zum Frühstück gegen 7 Uhr wieder zurück zu sein. Gegen 10 Uhr brachen wir, mal wieder später als geplant, in das Dorf West Yellowstone auf, das auch das Tor zum Nationalpark ist. Karla freute sich auch schon auf den Urlaub in "Lellowstone". Sie saß auf gepackten Koffern, noch bevor wir fertig waren. Autofahren mit Karla ist inzwischen nicht mehr so nervenaufreibend wie noch vor einem halben Jahr. Zwar muss man sich schon mal mit ihr beschäftigen und viel schlafen tut sie auch nicht, aber sie schreit wenigstens auch nicht mehr und kann sich besser selbst beschäftigen. Süß ist, wie sie jetzt immer mitsingt. Gegen 15:30 Uhr kamen wir im Stage Coach Inn in West Yellowstone an, wo wir auch schon letzten März zum Rendezvous-Skirennen übernachtet hatten. Ich schnallte so bald als möglich an und konnte so auch noch etwas skilaufen. Herrlich. Ich hatte so 50 Minuten machen wollen, weil wir gegen 18 Uhr schon zum Thanksgiving Dinner unseres Skivereins geladen waren. Allerdings sind die Loipen dort so verwinkelt, dass ich nach etwa 50 Minuten feststellen musste, dass ich mich verlaufen hatte. Es war weit und breit kein Skiläufer mehr zu sehen, es begann dunkel und kalt zu werden, und der letzte Wegweiser war schon vor einer Weile an mir vorüber gezogen. In der Ferne heulten Wölfe. Adrenalin. Ich beschloss, umzudrehen und zum letzten Wegweiser zu skaten. Endlos schien mir die Strecke dorthin. Es kam Wind auf. Die Wipfel rauschten und schütteten Schnee auf mich herab. Da, das Schild mit Karte, darunter "West Yellowstone 2,2km". Ich hatte gar nicht gemerkt, wie schnell ich geworden war, seit mich eine leichte Panik ergriffen hatte. Ich war zwar außer Atem, musste aber feststellen, dass ich in recht schnellem Eintakter unterwegs war. Als ich dann Thomas und Karla am Einstieg zur Loipe stehen und warten sah, konnte ich mich kaum bremsen. Thomas' Kommentar: "Du siehst immer besser und lockerer aus. Jetzt läufst du schon wie ein 11-jähriger." Das sollte ein Kompliment sein. Nach dem Motto, nun laufe ich, als würde ich es schon einige Jahre machen. Ich muss vielleicht noch an meiner Langlauftechnik feilen, aber mein Trainer mit Sicherheit auch noch an seiner Motivationstechnik. Sein bestes Kompliment, als ich vor 2 Wochen das erste Mal auf Schnee war: Ich habe dich für jemand anderes gehalten.

Kurz nach 18 Uhr trafen wir zu dritt in der Community Protestant Church eine Querstraße weiter mit unserem mitgebrachten Nudelsalat und Kürbiskuchen ein - zusammen mit etwa 200 anderen TUNA-Mitgliedern. Uns summten bald schon die Ohren. Gegen 18:30 wurde das reichhaltige Büffett nach einer kurzen Ansprache der Hauptorganisatorin Donna eröffnet. Die Schlange war entsprechend lang. Und kommunikativ. Wir lernten einige neue Leute kennen und kamen mit bereits bekannten Gesichtern ins Gespräch. So zum Beispiel mit Laurie, einer ehemaligen Biathletin, die 2007 auch den König-Ludwig-Lauf mitgemacht hatte und Bayern liebt. Sie war mit einem Schweizer verheiratet, der auch mit am Tisch saß, weshalb sie auch etwas Deutsch sprach. Leider hat man mit Kind immer eine Auge woanders und kann nicht so lange bleiben, wie man es vielleicht gern würde. Außerdem ist man mit hoher Wahrscheinlichkeit eh müder als Leute ohne Kinder. Also machten wir uns gegen 20 Uhr wieder auf ins Hotel, wo wir Karla gegen 22 Uhr in unserem Bett einfach vor Müdigkeit umfallen ließen - und das obwohl sie schon seit 20 Uhr offensichtlich müde war. Ich finde, sie sollte das Duracell-Häschen in der Werbung ablösen. Sie wäre prädestiniert dafür.

Skilaufen in "Lellowstone"Skilaufen in "Lellowstone"

Am nächsten Morgen war Thomas schon aufgeregt, denn sein erster Skiwettkampf der Saison stand an: Ein Skating-Sprint über wellige 1,3 km. Der Start der 120 Läufer erfolgte als Einzelstart und Thomas war gegen 9:50 recht spät an der Reihe. Die "Guten" starteten eher - das waren unter anderem Läufer, die schon Weltcuperfahrung hatten, Läufer des US-Ski-Teams oder der University of Utah. Also hauptsächlich Leute, die mehr trainieren können als Thomas. Er war am Ende auch weder zufrieden noch unzufrieden. Im Prinzip war er mit seinem Platz im Mittelfeld seinen Erwartungen gerecht geworden und gestand sich Entwicklungspotenzial für die Saison zu. Im ersten Wettkampf ist ja meist eh noch nicht so spritzig und ist froh über die Kilometer.

Karla und ich schafften es leider nicht zum Start oder Ziel. Wir waren etwas später im Hotel zu Fuß aufgebrochen und der Start auf der Biathlonrunde war etwa 2 Kilometer entfernt. Kaum rechtzeitig zu schaffen, wenn das Kind den Schlitten selbst ziehen will und an keinem Schneehügel vorbeigehen kann, ohne alleine im Schlitten herunterzusausen. Und ich dachte mir, Karla will ja auch ihren Spaß haben und ließ sie gewähren. Irgendwann hatte sie dann keine Lust mehr und ich konnte sie auf dem Schlitten sitzend und singend ins Hotel ziehen. Kurz darauf kam auch schon Thomas und sah müde aus. Also versuchten wir uns an der Unmöglichkeit eines Mittagsschläfchens zu dritt. Thomas und ich hätten super einschlafen können, doch Karla war vielleicht müde, aber nicht so müde, dass es in Schlafen hätte ausarten können. Also standen wir eine Stunde später gefrustet und in vollem Verständnis für die Ein-Kind-Familie wieder auf und gingen wieder in die Loipe. Dieses Mal konnte ich 1,5 Stunden klassisch skilaufen, während Thomas Karla Ski an die Füße schnallte und mit ihr Schlitten fuhr. Am Abend aßen wir in einem der wenigen Pubs, die schon geöffnet hatten. Karla nimmt momentan Puppi überall mit hin. Alles, was Karla macht oder machen muss, muss auch Puppi über sich ergehen lassen. Puppi läuft. Puppi geht auf die Toilette, Puppi putzt Zähne. Puppi bekommt warme Milch. Wenn Puppi weint, sagt Karla: "Alles gut, Puppi." Puppi bekommt Lippenpflege und Popo-Creme. Puppi hat Aua. Puppi wird an- und wieder ausgezogen. "Puppi, nich einpullern!" Puppi isst Popel. Karla sagt: "Puppi, nich Popel ess! Das is eklig!" Man sieht also, dass Karla sehr genau weiß, was sie soll und was nicht. Was bei Weitem nicht heißt, dass sie sich selbst auch daran hält.

Skilaufen in "Lellowstone"Skilaufen in "Lellowstone"
Skilaufen in "Lellowstone"Skilaufen in "Lellowstone"
Skilaufen in "Lellowstone"Skilaufen in "Lellowstone"
Thomas nach dem 1. Rennen seiner Skisaison
Thomas nach dem 1. Rennen seiner Skisaison

Thomas nach dem 1. Rennen seiner Skisaison

Puppi im Pub
Puppi im PubPuppi im Pub
Puppi im Pub

Puppi im Pub

Am Samstag hatte Thomas gleich noch einen Wettkampf - dieses Mal über 15 km Skating. Nach dem Frühstück ging er los und Karla und ich gingen etwas später los und ich stellte Karla auf ihre kleinen Ski. Ein paar Meter weiter bekamen etwa 40 ältere Kinder Langlaufunterricht und Karla ging sofort auf Ski auf sie zu und versuchte sie im Doppelstock zu imitieren. Sie war hochmotoviert und lief etwa eine halbe Stunde munter auf ihren kleinen Ski umher. Danach war wieder Schlittenfahren angesagt. Gegen Mittag war Thomas wieder zurück. Er hatte sich bereits nach der 1. 5km-Runde nicht mehr gut gefühlt, war aber auch nicht enttäuscht. Gegen 13 Uhr trafen wir uns noch mit Rossignol-Manager Paul, der über 5km teilgenommen hatte, und dessen Freundin Stevie, die erfrischenderweise auch Anfängerin auf Langlaufski ist. Wir wollten alle zusammen noch eine Runde skilaufen, und wir hatten noch einen Chariot ausleihen können, so dass Thomas und Karla auch mit von der Partie waren. Paul und Stevie stiegen jedoch nach 7km schon aus, während wir noch weiterliefen. Sie wollten uns zum Abend in ihr Quartier einladen, aber der Rossi-Chef meinte wohl sie wären schon voll. Na ja, die Geste zählt :-) Die beiden wohnen in Park City, weshalb man sich eher selten über den Weg läuft. Wir wollen sie demnächst mal einladen.

Am Abend war wieder Pub dran sowie Spielen mit Karla in der Hotellobby. Karla kennt auch mittlerweile alle Ikonen des aktuellen Langlaufsports. Thomas schaut jeden Tag mit ihr Langlaufvideos auf Youtube. Karla kann auch schon einwandfrei "Axel Teichmann", "Pätta" oder "Daio" sagen.

Heute früh ging Thomas wieder mit Stirnlampe auf die Loipe, während Karla und ich uns noch in den Armen lagen. Ihm war auf der ersten Runde auch noch unheimlich - immerhin gibt es dort Bären und Wölfe. Nach dem Frühstück ging ich dann nochmal für eine gute Stunde Skaten und Karla und Thomas mal wieder Schlittenfahren und Skilaufen. Allerdings war es heute etwas stürmisch, so dass die beiden nicht lange aushielten. Im Übrigen haben wir im Hotel auch wieder eine Deutsche kennengelernt bzw. Thomas beim Wachsen. Sie kam vor über 20 Jahren aus Stuttgart nach Michigan und wohnt nun etwas südlich von Salt Lake City. Trotz Familie zieht es sie nun immer mehr nach Deutschland zurück. Schon interessant, diese Lebensläufe!

Gegen 17 Uhr waren wir wieder wohlbehalten in "Soalt Läk Zitti" (Karla) angekommen und ich konnte noch etwas für die Weihnachtsdeko tun! Wir wünschen euch einen schönen 1. Advent, auch wenn er schon vorbei ist bzw. einen geruhsamen Start in die Weihnachtszeit!

Skilaufen in "Lellowstone"
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Videoanalyse: Da! Markus! (Hellner)
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Seht euch diesen entschlossenen Blick an!
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Advent, Advent - ein Lichtlein brennt!Advent, Advent - ein Lichtlein brennt!

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