Tja, eigentlich ist diese Woche nicht viel passiert. Thomas und ich haben beruflich beide guuut zu tun und Karla genießt die Kita weiterhin. Es gab keine Töpfchen-Unfälle mehr. Letztens meinte Karla beim Abholen aus dem Kindergarten zu mir, dass sie auf die Toilette müsse. Aber ich sollte nicht mitkommen. "Mama bleib hier, Karla alleine Toilette!" Gut, dachte ich mir. So lange es für Karla nicht gefährlich ist oder ich nicht hohen Zeitdruck habe, lasse ich sie alles alleine versuchen, bis sie dann in absehbaren Fällen doch sagt: Mama, hilf! So dachte ich auch dieses Mal, dass sie sicher nicht alleine die Hose runtergezogen bekommt. Doch weit gefehlt. Als Karla nach 30 Sekunden immernoch nicht nach mir rief, linste ich mal ums Eck. Da saß die kleine Maus stolz auf ihrem Thron und als sie mich sah, machte sie eine abweisende Handbewegung und sagte: Mama, weg! Beim Anziehen durfte ich aber wieder nähertreten. Als sie aber danach verlangte, dass ich in der Kita bleibe und sie alleine mit dem Auto nach Hause fährt, musste ich sie dann doch auf in 14 bis 16 Jahren vertrösten. Händewaschen, Hände abtrocknen, Papier wegwerfen, Tisch abräumen, Spielsachen wegräumen - das alles macht Karla in der Kita allein! Doch zuhause heißt es bei der Aufforderung, ihre Bausteine in den Karton zu räumen: No, Mami aufräum! Toll, oder? So erzieht man sich einen kleinen Teufel. Heute gab es jedenfalls erst Abendbrot, als alle Steine eingeräumt waren - und ich habe dieses Mal nicht geholfen (sondern der Papa). Also liebe Eltern mit Kindern im erziehungsfähigen Alter und potenzielle Vertreter: Fangt früh an, eurem Kind nicht zu viel abzunehmen! Sonst geht es euch wie Denise. Sie bat letztens ihre 6-jährige Tochter Emma, die Teller ihrer jüngeren Geschwister mit abzuräumen. Emma daraufhin, sie sei doch keine Haushälterin (maid). Denise daraufhin entrüstet: Und ich bin wohl eure Haushälterin? Emma geradeheraus: Ja.
Eine weitere Geschichte von Karla ist diese. Karla liebt eincremen. Am meisten, wenn sie selbst eincremen darf oder wenn ich ihr nach dem Baden den Rücken eincreme. Neulich kollidierte allerdings ihr Liebe zum Eincremen mit ihrer Liebe zum Essen. Karla kam aus der Kita und entdeckte die Weintrauben. Sie kletterte auf meinen hohen Stuhl, nahm eine fette Traube aus der Tüte und hielt sie mir hin mit den Worten: Mama wasch? Ich wusch ihr einige ab und gab sie ihr in einer kleinen Schüssel. Nach einer Weile sagte sie, dass ihre Hände rot seien und tatsächlich waren sie rot und spröde vom Spielen in der Kita draußen. Ich sagt ihr, wie könnten ihre Hände eincremen, dass sie dann aber erst einmal keine Weintrauben mehr essen könne, weil dann die Creme auch an den Weintrauben ist und sie Creme dann mitisst, was aber nicht gut sei. Sie nickte nachdenklich. Ich fragte: Trotzdem eincremen? Ja. Also ließ ich sie sich die Hände eincremen und sah wie sie mit sich haderte, den Blick auf die Schüssel mit den leckeren, knackigen Weintrauben gerichtet. Sie wollte auch danach greifen, aber ich ermahnte sie, erklärte ihr die Sachlage nochmals und sie ließ es. Nach einer Weile, sie saß noch immer ein bisschen traurig vor der Schüssel, hellte sich ihr Gesicht auf und sie sagte aufgeregt: Mama, Karla Weintraub füttern! So ein schlaues Kind. Als Belohnung fütterte sie die Mama mit ein paar Weintrauben, bis die Creme eingezogen, aber die Weintrauben auch nicht mehr aktuell waren.
Aufstieg zu den Känguruhs
Nächste Woche, genauer gesagt, ab dem 23. Oktober kommt Karla in die nächsthöhere Gruppe der 2,5-3-jährigen. Diese Woche hatten wir einen Zettel in unserem Ordner in der Kita, in dem Carol, die Leiterin, uns darüber informierte. Ich hatte sie schon gestern in Karlas Gruppe getroffen und sie meinte, dass Karla ganz toll und viel spreche - gerade wenn man bedenkt, dass sie 2 Sprachen spricht und wie gut sie damit zurechtkommt. Da die Eltern das eigene Kind eh meist am besten verstehen bzw. manchmal nur die Eltern das eigene Kind verstehen, war es schön, es von einem Außenstehenden und englischen Muttersprachler zu hören. Uns war aber in der letzten Zeit auch schon aufgefallen, dass sich ihre Aussprache bei Wörtern, die sie schon lange benutzt, wie Katze, verbessert hat. Nächsten Mittwoch nun kommt Karla zu den Kangaroos/Känguruhs. Dort trifft sie ihre ganzen alten "Friends" und "Hoodies" wieder: Lilly, Riley, Peter, Britain, Owen, Parker usw. denn Karla war ja die jüngste in ihrer Gruppe. Körperlich überragt sie allerdings alle bis auf Riley. Karla freut sich schon und sagt: Karla bald Känguruh! Lilly, Riley! Morgen wird sie zur "Eingewöhnung" drüben bei den Känguruhs zu Mittag essen. Ihre neuen Erzieherinnen heißen Miss Brisa (aus Südamerika vermutlich) und Wudeh (keine Ahnung woher, weiß noch nicht, wer das ist). Mit Miss Brisa ist Karla schon von den Spielrunden draußen vertraut. Maria macht sich keine Sorgen, dass Karla Probleme haben könnte. Sie hat auch schon alle Restwindeln in die nächste Gruppe transferiert. Denn auch zum Mittagsschlaf (immernoch 2h) braucht Karla keine Windel mehr.
Im Folgenden seht ihr Karla bei der Anprobe ihres Halloween-Kostüms. Rutscht leider doch schon etwas über den Po hoch...
Karla mach Faxen beim Kürbisauflauf. Die Löcher hat sie selbst in die Tortilla gebissen. Ratet mal, wer ihr das gezeigt hat! Vielleicht sollte sie doch als Hannibal Lector gehen zu Halloween.
Im Diabetes & Endocrinology Center der University of Utah Health Care
Nachdem ich im Juni in Deutschland bei meiner Endokrinologin wegen neuer Schilddrüsenmedikamente bzw. einer routinemäßigen Überprüfung meiner Unterfunktion war und man mir geraten hatte, die Dosisanpassung nach 3 Monaten überprüfen zu lassen, hatte ich es letzte Woche endlich geschafft, einen Termin im Diabetes-Zentrum der Uniklinik auszumachen. Es ist hier eigentlich selten ein Problem einen nahegelegenen Termin bei Fachärzten zu bekommen. Und so war ich gestern dort. Ich muss sagen, ich war positiv überrascht. In Deutschland dauert selbst ein Labortermin, wenn man ganz früh dran ist, bei meiner Ärztin eine halbe Stunde. Hier war ich auch nach einer halbe Stunde draußen, doch in dieser Zeit hatte ich nicht nur Blut fürs Labor abgegeben, sondern auch mich auch Wiegen, Vermessen und Befragen lassen - und ein Konto bei MyChart eingerichtet. Zuerst kommt immer eine Schwester, die Routinefragen stellt, den Puls und anderes misst. Ich hatte befürchtet, dass ich die gesamte Diagnostik über mich ergehen lassen müssen würde (Ultraschall, manch ein Arzt wollte schon eine Szintigraphie machen lassen). Daher hatte ich meine Uralt-Befunde, die ich durch Zufall mal in die Hände bekommen hatte, übersetzt und mitgebracht, zusammen mit meiner aktuellen Medikation. Im Vorfeld hatte ich meine Ärztin in Leipzig per E-Mail gebeten, mir einen aktuellen Befund zu faxen. Telefonisch ist bei denen immer besetzt. Auf meine Mail kam weder eine Antwort noch ein Fax. Dabei sind es meine Daten, oder?! Dr. Ann Haynes wusste meine Bemühungen jedenfalls zu schätzen (Wie immer die ehrfürchtige und schwer zu beantwortende Frage: Wie viele Sprachen sprechen sie eigentlich?), hatte meine Befunde gelesen und entschieden, nicht die ganze Diagnostik zu machen. Stattdessen prüfte sie meinen Kniesehnenreflex, tastete meine Schilddrüse ab, nahm meinen Puls am Knöchel und hörte mich (wie immer durch den Pullover) ab und stellte nochmals einige Fragen (ich beschreibe das so genau für die mitlesenden Ärzte :-)). Vorerkrankungen bei mir und in der Familie und ob bei mir auch Morbus Basedow (Graves Disease) diagnostiziert wurde usw. In Deutschland würde ein Arzt nicht einmal davon ausgehen, dass der Patient weiß, was das ist. Auch nicht, wenn er weiß, dass der Patient Medizinübersetzer ist. Dann sagte sie mir, wie sie vorgehen wird!
Dann richtete sie mit mir ein Konto bei MyChart ein. Das ist eine Super-Plattform. Sie ist vom Unikrankenhaus und über die kann man Termine machen, Einsehen, ob man mit Impfungen oder anderen Vorsorgeuntersuchungen in Verzug ist, Befunde einsehen und mit dem Arzt kommunizieren! Ich meine, hey, gerade die letzten beiden Punkte würde doch ein deutscher Arzt gar nicht wollen, oder? Seien wir mal ehrlich! Hier sind sicher auch nicht alle Ärzte Fan davon, aber meine Endokrinologin mit Sicherheit! Gestern war ich dort - schon heute hab ich alle 5 Testergebnisse mit Kommentar (die Referenzbereiche für die Schilddrüsenwerte sind übrigens in Deutschland und USA auch unterschiedlich, sowie teilweise auch welche Werte getestet werden) von Dr. Haynes. Sie hat mir eine kurze Mail geschrieben, dass mein Rezept mit Medikamenten für 1 ganzes Jahr bei meiner Apotheke online vorliegt! Unterzeichnet einfach mit "Ann". Beim Weglassen des Doktotitels würde bei einem deutschen Arzt der Spaß aufhören, oder? In Deutschland musste ich alle 4 Monate mit Überweisung zu meiner Endokrinologin rennen und mir ein Rezept abholen - wobei auf Anfrage haben sie es auch per Post geschickt. Aber dass man es der Apotheke der Wahl gleich übermittelt, finde ich toll. Aber ob man das will, kann man sich auch aussuchen. Meine Zuzahlung zur Untersuchung betrug allerdings auch 35 Dollar. Dafür hatte ich aber auch keine Riesenhämatome in der Armbeuge wie bei meiner Endokrinologin in Leipzig.
Das war es erst einmal wieder von uns. Morgen ist schon wieder Freitag! Für Thomas steht am Samstag ein 15km-Lauf an! Wir wünschen euch ein schönes Wochenende.
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