Freitag, 15. März 2013

Von grünen Zweigen und gelben Krokussen

Von grünen Zweigen und gelben Krokussen

Ich habe das Gefühl, wir kommen hier nie auf einen grünen Zweig. Jeden Monat fragen wir uns, ob und ab wann wir uns wohl doch einmal ein paar schlechte Fernsehkanäle leisten können/sollen. Dann hatten wir gerade ausklamüsert, wie wir Karla in einen besseren Kindergarten schicken können und prompt kommt der nächste, wenngleich nicht ganz überraschende, Schlag. Gestern Abend war unser Vermieter aus Deutschland da und eröffnete uns, dass seine Umfinanzierung des Hauses nicht wie erwartet funktioniert hat. Bei einem „Refinancing“ möchte man die monatliche Rate, mit der man etwas abzahlt, in der Regel senken. Dafür muss man im Fall eines Hauses das Haus an die Bank verkaufen und es dann wieder von ihr kaufen (statt eines Grundbuchamts gibt es eine „Title Company“, die die Besitznachweise handhabt). Im Falle unseres Vermieters habe die dafür verantwortliche amerikanische Bank angeblich absichtlich so lange mit der Umfinanzierung gewartet, bis unser Vermieter kein amerikanisches Einkommen mehr hatte. Ich erinnere daran, dass unser Vermieter ja fast zum gleichen Zeitpunkt unserer Abreise nach Deutschland zurückzog. Und ihr könnt es euch denken: Ein deutsches Einkommen gilt noch weniger als ein deutscher Führerschein (wenngleich unserem Vermieter seine Fahrpraxis in USA bei der deutschen Versicherung auch nicht angerechnet wird). Jedenfalls hat die Bank die Umfinanzierung abgelehnt, sodass unser Vermieter nun jeden Monat draufzahlt und uns verständlicherweise nach Ablauf unseres Mietvertrags, also ab August, die Miete erhöhen will oder muss. Netterweise hat er dann aber gleich kompromissbereit angeboten, noch mit sich über die Höhe verhandeln zu lassen, sofern wir nicht gleich sagen, wir müssten dann ausziehen. Eigentlich müssten wir das dann auch... Wir würden sicher ein kleineres Haus ohne Gästezimmer und ohne großen Garten oder gar Klettergerüst auch hier in der Gegend finden, aber es wäre natürlich nicht so schön. Wenn man sich erst einmal an viel Platz gewöhnt hat, ist es schwer sich wieder einzuschränken. Und dann wäre es natürlich mit ziemlich viel Aufwand verbunden – wie auch die Nachmietersuche von Deutschland aus für unseren Vermieter mit Aufwand und Kosten verbunden wäre. Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen.

Von grünen Zweigen und gelben Krokussen

Wetter, Wetter, Wetter

Das Wetter hier ist seltsam. Die Jahreszeiten Frühling und Herbst sind nicht so wirklich präsent. Kaum hat man das Gefühl, der Winter in seiner Schwäche zieht sich in raue Berge zurück, ist auch schon Sommer. Die Krokusse sprießen, alles grünt, obwohl der Schnee noch nicht ganz weggeschmolzen ist, als wüssten die Pflanzen, dass sie die Zeit vor Ankunft der großen Hitze nutzen müssen. Ich habe mir ja nie vorstellen können, wie man mit kurzen Hosen skilaufen kann, aber seit heute kann ich das nur zu gut. Heute waren Thomas und ich im schattigen Millcreek Canyon nochmals (zu unterschiedlichen Zeiten) skilaufen. Ich war noch nie so dünn angezogen zum Skilaufen und trotzdem – ich war noch immer zu warm angezogen. Vom Berg kamen mir zwei professionellere Langläuferinnen entgegen, eine davon hatte oben nur ein bauchfreies Top an und zog mit einem „It's a tough workout!“ an mir vorbei. Gestern war ich mit kurzer Hose und T-Shirt laufen und die männliche „Laufkundschaft“ hat es auch gern schon wieder oben ohne. Und von Karlas Erzieherinnen wurde ich bereits zwei Mal ermahnt, sie nicht so warm anzuziehen, denn jetzt gehen sie auch raus. Sobald es windstill ist, brennt die Sonne schon sehr. Gestern waren es um die 20°C. Heute kam Karla sogar mit einem Jeansrock aus der Kita, der nicht ihr gehört, obwohl ich ihr eine dünne Stoffhose eingepackt hatte. Und ehrlich gesagt, will ich bei der aggressiven Sonne auch gar nicht, dass sie uneingecremt mit nackten Armen und Beinen in der prallen Sonne spielt. Entweder wir schaffen bald den Wechsel oder ich muss mal ein paar klare Ansagen machen, die wahrscheinlich sowieso ignoriert werden. Jedenfalls habe ich Karla heute zwei luftige Kleidchen und Sandalen im Walmart gekauft, damit sie bis dahin wenigstens in ihren eigenen Kleidern herumläuft.

Von grünen Zweigen und gelben Krokussen
Hut ab im Walmart!
Hut ab im Walmart!

Hut ab im Walmart!

Das Kleidchen haben wir von Denise geschenkt bekommen, Karla mag es sehr.
Das Kleidchen haben wir von Denise geschenkt bekommen, Karla mag es sehr.

Das Kleidchen haben wir von Denise geschenkt bekommen, Karla mag es sehr.

Barbecue auf dem Kühlergrill

Obwohl nun die Lagerfeuerstelle zwecks Mieterhöhung oder Umzugsplänen auf Eis gelegt ist, können wir uns wenigstens auf das baldige Angrillen freuen. Am Wochenende wollten wir im Baumarkt nach einem billigen Grill suchen, wenngleich die meisten Leute hier Grills haben, die in etwa so groß wie zwei Elektroherde nebeneinander sind und auch ungefähr so teuer. Grillen oder auch „Barbecue/BBQ“ ist des Amerikaners liebstes Hobby gleich nach Essen und Autofahren. Am liebsten würde er beim Autofahren grillen und essen, wobei letzteres nachweislich umgesetzt wird. Jedenfalls können wir uns die Grillsuche nun sparen, denn zufällig habe ich in einer Nebenstraße einen im Vorbeifahren auf der Straße stehen sehen – mit einem Schild dran: Free! Prompt bin ich rechts eingebogen, U-Turn und wieder hin. Na ja, halt dreckig und ein wenig wackelig auf den Beinen, aber sonst ok – genau die richtige Größe für unsere BBQ-Bedürfnisse. Also hab ich das Ding eingeladen und Karla, mit ihrem Erdbeermund, hat in Vorfreude auf die Steaks auch gleich Musik drauf gemacht.

Nun ist endlich Wochenende, den Thomas und ich Freitag Abend mit einem Erschöpfungsschlaf auf der Couch begonnen haben. Mal sehen, was es noch so bringt...

Übrigens: umgangssprachlich; Der grüne, sprießende Zweig ist natürlich per se ein Sinnbild des Wachstums und Gedeihens. Man hat zur Erklärung dieser Redensart wohl vielleicht auch an den alten Rechtsbrauch zu erinnern, wonach dem Käufer eines Grundstücks vom Vorbesitzer ein Stück Rasen mit einem hineingesteckten Zweig - beides vom übereigneten Grundstück - überreicht wurde. Die Redensart ist seit dem 15. Jahrhundert belegt, der Rechtsbrauch selbst bis ins 17. Jahrhundert (http://www.redensarten-index.de)

Schönes Wochenende!

Auf der Bank hiner dem Haus
Auf der Bank hiner dem Haus

Auf der Bank hiner dem Haus

Auf dem Stein vor dem Haus
Auf dem Stein vor dem Haus

Auf dem Stein vor dem Haus

1 Kommentar:

  1. wie ist das Wetter bei euch? Schnee scheint im Gegensatz zu uns schon weg zu sein? Was habt ihr für Temperaturen?

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