Diese Woche war recht viel los. Viel Arbeit, viele kleinere Unternehmungen. Am Donnerstag waren wir abends noch mit Karla im Walmart, um eine kleine Klobrille für sie zu kaufen, da sie jetzt doch ein ums andere Mal auf das Töpfchen geht und meistens sagt, wenn sie „kaka“ machen muss. Einkaufen mit Karla ist Unterhaltung pur – für Karla. Ich, die ich für die regulären Einkäufe aller Art zuständig bin, gehe lieber ohne Karla einkaufen. Ich bin dann zwar mehr unter Zeitdruck, aber muss auch keinem Kind hinterherrennen, das gerade mit einer Packung Brot oder irgendwas Zerbrechlichem lachend vor mir wegläuft, oder quengelt im Wagen sitzt und ständig alles haben will, was im und außerhalb des Wagens zu sehen ist. Zu dritt ist es aber okay. Ich lege alles in den Korb, Thomas bespaßt Karla. Wenn wir in die Kinderabteilung kommen, bespaßt sich Karla dann alleine. Meistens sind es die Autos, die es ihr angetan haben. Auf dem obigen Foto beachte man den Winterschlussverkauf für Tarnkleidung!
Aber Karla spielt auch kreativ. So klettert sie immer lieber überall hoch, funktioniert aber den Hocker auch schon einmal als Eimer um, in den dann natürlich Teddy, Puppi und das Buch mitmüssen. Kurz danach will sie dann aber raus, weil die Füße wehtun.
Karlas Impftermin und Check-up
Am Freitag hatte Karla ihren regulären „Check-up“ mit anschließender Impfung gegen Diphterie, Tetanus und Keuchhusten (DTaP). Diese Vorsorgeuntersuchungen kosten uns hier nichts bzw. unsere Krankenkasse übernimmt ausnahmsweise 100 % und wir müssen nicht die üblichen 25 Dollar zuzahlen. Zu diesem Termin fuhren wir ins Sugarhouse Health Center, gleich bei der Kita. Karla war total entspannt. Erst wollte sie zwar nicht auf die Waage (ist wohl ein Frauending), dann wollte sie aber gleich noch einmal drauf. Im Gegensatz zu allen anderen Malen, wo ich ihren Kopf festhalten musste, damit die Ärztin ins Ohr schauen konnte, kam Karla auf Ansprache von mir zur Ärztin und hielt ihr bereitwillig ihr Ohr hin, ohne dass sie irgendjemand auch nur anfassen musste. Das Abhören und in den Mund schauen, findet sie aber nach wie vor nicht toll. Immerhin musste ich sie dieses Mal nicht komplett ausziehen. Zu ihrem Gewicht meinte die Ärztin, dass sie davon ausgeht, dass sich das bei Karla noch verwächst. Ansonsten mache sie einen sehr guten Eindruck auf sie. Sie wiegt 13,5 kg, ist aber auch 85 cm groß und hat einen Kopfumfang von 48,5 cm. Die Ärztin fragte, ob Karla mit dem Löffel essen könne usw. und war überrascht, dass Karla bei so viel Sprachenverwirrung so viel rede. In der Tat ist es häufig so, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, später zu sprechen beginnen. Aber ich denke, Karla redet recht viel, weil wir ja erst hier sind, seit sie etwa 1 Jahr alt ist, sehr viel Sprachentwicklung also schon vor Konfrontation anderer Sprachen erfolgt ist. In der Kita rede sie eher wenig, in den letzten 2 Monaten erst mehr. Momentan quasselt sie in einer Tour, meistens Dinge, die wir zumindest nicht verstehen. Sie probiert sich aus, testet Laute und Wörter auf ihren Klang und schaut manchmal auch, wie wir darauf reagieren. Schui, Dubidu, Bedui und so etwas in der Art. Manchmal klingt es, als versuche sie sich selbst etwas vorzusingen. Wenn wir Kinderlieder hören, schnappt sie manchmal ein Wort auf, das sie kennt und spricht/singt es nach. Es gibt auch Lieder, auf die sie besonders mit Tanzen oder Kopfwackeln reagiert, z.B. „3 Chinesen auf dem Kontrabass“.
Jedenfalls war mir etwas bange vor dem eigentlichen Impfen. Karla hat zwar danach nie mit Fieber oder Ähnlichem darauf reagiert, aber jetzt würde sie sich sicher länger an den Pieks erinnern als noch vor einem halben Jahr. Doch weit gefehlt: Hose runter, Pieks rein, Karla verzieht kurz das Gesicht, aber nix weiter. Pflaster drauf, Hose hoch, alles schick. Allerdings wird hier weit häufiger geimpft als bei uns, sodass Karla mit Windpocken, Hepatitis B, Pneumokokken, Hib im Rückstand ist, sie aber den Impfstoff nicht da hatten und nicht gleich alles impfen konnten (was sie aber durchaus getan hätten). So haben wir in zwei Wochen noch einmal einen Termin. Am Ende des Termins darf sich das tapfere Kind dann immer einen Aufkleber aus einem Korb aussuchen. Karla steckte gleich eine ganze Handvoll davon ein. Mama legte alle bis auf den von „Dora, the Explorer“ zurück. Leider hat Thomas den zuhause entsorgt („Karla kann doch damit eh noch nichts anfangen“), bevor ich es mitbekommen konnte. Als wir rausgingen, wollte Karla die Krankenschwester auch an die Hand nehmen und sie musste uns hinaus begleiten, wovon sie ganz gerührt war. Ja, so macht das unsere kleine Karla: Mit ganz viel Charme und einem festen Griff.

Mumien statt Frischfleisch
Am Abend gegen 19:30 übernahm dann Denise die schlafende Karla, damit Thomas und ich mal „ausgehen“ konnten. Wir hatte eigentlich schon seit Wochen mal ins Kino gehen wollen, aber irgendwas war immer. Darüber hinaus sind die Kinofilme hier häufig 2,5 bis 3 Stunden lang und gehen recht spät oder zu früh los. Die Filme, die im nahegelegenen Billigkino liefen, waren zudem echter Schrott. Essengehen oder Theater können wir uns momentan nicht leisten. Also gingen wir uns Mumien aus Deutschland ansehen. Nein, damit meine ich keinen Uralt-Film oder Heino. Das noch recht neue Museum „The Leonardo“ zeigt derzeit eine Sonderausstellung mit dem Titel „Mummies of the World“ und stellt in diesem Rahmen teilweise sehr gut erhaltene Mumien aus, die auf der ganzen Welt gefunden wurden. Viele davon kamen aus einer „Sammlung“ in Mannheim. Es handelte sich jedoch nicht nur um Menschen (Erwachsene, Kinder, Feten), sondern auch um Tiere. Einige der Exponate waren aufwändig einbalsamierte Exemplare, andere waren auf natürliche Weise in trockenem Wüstenklima, auf Dachböden, in natürlich belüfteten Grüften oder im Torf auf natürliche Art und Weise konserviert worden. Das Museum hat 4 Tage pro Woche bis abends um 10 Uhr geöffnet. Wir trafen gegen 20 Uhr ein und es war dennoch und trotz des hohen Preises von 22,50 Dollar pro Person recht voll. Auch viele Kinder waren anwesend, was mich erstaunte. Ich weiß nicht, ab welchem Alter ich Karla mit in die Ausstellung nehmen und was ich ihr vorher sagen würde.
Ich hatte schon die ganze Zeit ziemlichen Durst und fragte Thomas, ob wir noch was trinken gehen wollten, wenn die Zeit es zuließ. Nach einer Stunde waren wir durch und gingen noch durch einen Teil der Dauerausstellung, was auch noch einmal sehr interessant war. Am Schluss hatten wir dann nicht mehr so viel Zeit, kamen aber noch an einem Wasserspender vorbei, an dem wir beide noch etwas tranken. Thomas kommentierte grinsend: Siehst du, jetzt waren wir sogar noch etwas trinken! Haha!
Um die Ecke haben wir ein paar gemütlich aussehende, aber nicht ganz billige Restaurants, eins italienisch, eins französisch. Einfach hingehen und etwas Alkoholisches trinken, ist aber in Utah nicht erlaubt. Man muss etwas zu essen bestellen, um auch Alkohol bestellen zu dürfen. Die spinnen, oder? Es gibt sogar sündhaft teure Restaurants, auf deren Karte nicht ein Tropfen Alkohol zu finden ist. Da gibt man dann eine Menge Geld aus und kann noch nicht einmal ein gutes Glas Wein trinken! Vielleicht gehen wir mal hin, bestellen ein Dessert und ein Glas Wein (für 8 Dollar das Glas)... Für einen nicht ausschweifenden Abend im Restaurant kann man so mit 40 Dollar pro Person rechnen.
Schiiiie!
Am Wochenende waren wir nochmals Skilaufen. Am Samstag in Mountain Dell, wo es aber schon sehr getaut hatte und sehr nass war, und am Sonntag in White Pine, wo es noch teilweise vereist war, obwohl die Sonne dort mehr draufplatzt als in Mountain Dell. Ich denke, es liegt daran, dass es dort meistens noch kälter ist und sie dort das bessere Gerät zum Präparieren haben. In noch höheren Gegenden, z.B. Solitude, kann man wahrscheinlich bis Mitte April noch schön langlaufen. Am Samstag war Karla wieder mit dem Papa Schlittenfahren und am Abend ging es zu Denise und Frank, wo wir auf Thomas' Arbeitsgruppe trafen, um Thomas' Praktikanten aus Deutschland zu verabschieden. Das waren dann 10 Erwachsene, 6 Kinder und 1 Hund. Karla war erst etwas schüchtern, taute dann aber auf und irgendwann saß sie auf Katys Schoß und streichelte, immernoch zaghaft, den Hund. Gegen 8 waren wir wieder zuhause. Karla war zwar todmüde, hätte es aber nie zugegeben. Ich hatte noch 3 Stunden Arbeit vor mir...
Träume am/vom Lagerfeuer
Am Sonntag wurde nach dem Skilaufen in den Bergen bei uns im Tal die Gartensaison eröffnet. Nach einem Bad zu dritt, gab es draußen Kaffee und Kuchen. Karla war als erstes am Tisch und hatte schon ihr halbes Stück aufgegessen, bevor wir Platz nehmen konnten. Dann wurde das Klettergerüst unten für dieses Jahr eingeweiht, und ich machte mich ans Abharken vermoderter Blätter und überlegte, was man mit dem Garten so machen könnte. Ideen hätte ich viele, von Tomatenzucht bis Hühnerfarm. Platz wäre genug da. Doch erstens hieße das Geld zu investieren, das wir gerade nicht haben und zweitens sind wir im Sommer ja auch 3 Wochen in Deutschland. Und wer gießt/füttert dann hier in der prallen Sonne? Und wenn vielleicht bald jede Arbeitswoche so aussieht, wie die letzten 2, hätte ich sowieso keine Zeit... Also beschränkten Thomas und ich diverse Auswüchse meiner Kleinbauerträume auf den Bau einer Feuerstelle, an der man Marshmallows rösten kann. Nach einer Weile kam auch Thomas auch vom Spiel- in den Kleingärtnermodus und fing an, diverses Grün zu beschneiden und kleine Äste abzuhacken, die der Wäscheleine im Weg waren. Karla buddelte derweil im Sandkasten und aß auch genug daraus, glaube ich. Mittlerweile kann sie auch die Leiter des Klettergerüsts allein (unter Aufsicht und gelegentlicher Hilfeleistung) hochklettern. Rutschen und Schaukeln fand sie ja auch schon immer toll. Und wenn Mama und Papa Unkraut zupfen, ist sie auch dabei...
Dieses Wochenende war übrigens bei uns auch Zeitumstellung, sodass wir euch jetzt für ein paar Wochen nur 7 Stunden hinterherhängen. Meine Woche beginnt also eine Stunde früher als sonst, was ich gar nicht toll finde, besonders weil ich immer noch nicht wieder richtig gesund bin. Aber was soll's.
Ich hoffe, ihr seid gesund und munter und habt eine schöne Woche!
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