Mittwoch, 19. September 2012

Logisch, oder?

So arbeitet die Müllabfuhr hier. Da muss keiner mehr aussteigen und sich die Hände schmutzig machen.
So arbeitet die Müllabfuhr hier. Da muss keiner mehr aussteigen und sich die Hände schmutzig machen.So arbeitet die Müllabfuhr hier. Da muss keiner mehr aussteigen und sich die Hände schmutzig machen.

So arbeitet die Müllabfuhr hier. Da muss keiner mehr aussteigen und sich die Hände schmutzig machen.

Abendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im ChariotAbendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im Chariot
Abendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im ChariotAbendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im Chariot

Abendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im Chariot

Badewanne!Badewanne!
Badewanne!
Badewanne!Badewanne!

Badewanne!

Um es gleich vorweg zu nehmen. Thomas Sozialversicherungsnummer kam noch immer nicht. Auf seine erneute Nachfrage im Amt bekam er zu hören, dass es eben noch nicht bearbeitet wurde und es noch 1-2 Wochen dauern könnte. Zur Erinnerung: Man geht in der Regel von 2 Wochen Bearbeitungszeit aus, die sie nun auf 5 Wochen ausweiten und das ohne Grund! Land der Freiheit, Land der Willkür? Ohne Nummer bekommt Thomas auch kein Gehalt, wir alle keine Krankenversicherung, Karla keine Impfung, ohne Impfung kein Kindergarten, ohne Kindergarten keine Arbeit für Mama, keine Führerscheinprüfung, keine Versicherung für’s Auto, also auch kein Auto, bei manchen Banken kann man ohne die Nummer nicht einmal ein Bankkonto eröffnen, d.h. man kann dann wieder eine Wohnung mieten, noch einen Telefonanschluss bestellen. So viel zur Wichtigkeit dieser 9-stelligen Nummer, die man zwar überall angeben muss, aber die man trotzdem wie seinen Augapfel hüten soll, damit ja niemand die Krankenversicherung in deinem Namen behumbst. Total logisch, oder?

Was auch total „logisch“ ist, ist der Umgang der Nation mit Geld. Zum Geld hat man eine ganz besondere Beziehung. Hier hat man ja für jede Größenordnung sein eigenes Wort: 10 Dollarcent sind ein z.B. „Dime“ (ausgesprochen wie das Kaubonbon Daim), ein Dollar ist ein Buck (wie der Hund von Al Bundy – kann das Zufall sein?), 1000e Dollar sind „Grants“ (ten grants = 10.000 $). Wenn man so viele Wörter dafür hat, spricht das ja schon dafür, dass man darauf achtet, oder? Jedenfalls geht Leben hier so: Mit 20 heiraten, ein Haus und zwei Autos kaufen, Kinder kriegen (für deren Ausbildung sparen), Mutti sollte möglichst zuhause bleiben – und alles auf Pump. Damit die Banken die Penunze auch locker machen, muss man frühzeitig anfangen, den Banken zu beweisen, dass man kreditwürdig ist. Wie macht man das? Man häuft Kreditkarten an, indem man etwas auf Raten kauft, was man sich logischerweise erst einmal nicht leisten kann. Logisch, oder? Bei einer neuen Kreditkarte, deren Angebote per Post ins Haus geflattert kommen, gibt es erst einmal niedrige Zinsen, so etwa ein halbes Jahr lang. Das ist super, denn was macht man? Ganz einfach, nach einem halben Jahr, wenn der Zinssatz steigt, nimmt man das nächste Kreditkartenangebot wahr und zahlt zu dem neuen niedrigen Zinssatz der neuen Karte die Schulden auf der alten Karte ab. Alles klar? So geht das immer weiter. Je mehr Kreditkarten, desto besser, desto höher die Kreditwürdigkeit. Ist doch logisch, oder? Nur wenn die Banken an dir verdienen, wirst du mit einer hohen Kreditwürdigkeit belohnt. Aber wenn du alles gleich bezahlst, hast du keine Kreditwürdigkeit. Logisch, oder? OK, wenden wir das nun auf unser Beispiel Autokauf an und denken uns einfach, dass wir eine Sozialversicherungsnummer HÄTTEN. Nehmen wir an, wir könnten ein Auto kaufen, und zwar ohne Schulden machen zu müssen. Das für deutsche so böse klingende S-Wort Schulden ist hier aber der Schlüssel zum Glück. Wenn wir etwas für unsere Kreditwürdigkeit tun wollen, sollten wir es nicht vom Fleck weg kaufen, sondern einen Teil des Kaufpreises in Raten abzahlen. So, da wir aber keine Kreditwürdigkeit haben, würden wir einen extrem bescheidenen Zinssatz von etwa 10 PROZENT zahlen müssen. Jemand, sagen wir ein Amerikaner, mit weniger Geld als wir in unserem Beispiel, aber 10 gut belasteten Kreditkarten, würde 3 PROZENT zahlen. Logisch, oder? Bankenkrise? Kein Wunder… Jedenfalls dachten wir uns – ganz schlau – fragen wir mal unsere Bank. Die ist mit der Uni assoziiert, denen sagen wir, wie so unser Einkommen aussieht, was wir für Sicherheiten haben und dann machen die uns mal ein Angebot. Ja, das haben die dann auch gemacht. Und zwar bekämen wir z.B. 4-5.000 Dollar zu einem Zinssatz von 3 PROZENT. Toll, oder? Aber jetzt kommt der Haken. Wir bekommen das Geld nur, wenn wir ihnen das Geld als Sicherheit hinterlegen, das sie uns leihen sollen. Hä???? Hallo? Dann brauch ich doch keinen Kredit. Ohne Sicherung zahlten wir, wenn wir überhaupt was kriegen, 13%. Spinnen die? Die arbeiten mit unserem Geld und WIR sollen denen dafür Zinsen zahlen? Für wie blöd halten die einen eigentlich? Und das dann noch als Kredit verkaufen. Ebenso unsere Frage nach einer Kreditkarte. Ja, hm, können wir haben (sobald die f***ing Nummer da ist), aber wir müssten das Geld natürlich auch auf dem Konto haben. Toller Kredit, oder? Logisch, jeder Blödmann hier lebt auf Pump, und wir sind die potenziell asozialen, misswirtschaftenden Ausländer, die auf Kosten der amerikanischen Banken unseren Ausschweifungen nachgeben, nur weil wir eben nicht auf Pump leben und flüssig bleiben wollen.

Aber zum Glück gibt es Amazon, wenngleich Lieferungen der Firma hier schon einmal zwei Wochen dauern können. Bestellt am 10.9. Lieferinfo: Kommt zwischen dem 27.9. und dem 3.10. an. Aaaha! Klar, ist ein großes Land, aber hey, echt mal. Das ist nur ein (nicht vergriffenes) BUUUUCH! Kein Kühlschrank oder Hubschrauber oder beides in einem. Aber ich will nicht motzen, DENN: Dank Amazon können wir noch gute Amerikaner werden und IN RATEN ZAHLEN, und gute Deutsche bleiben UND keine Zinsen zahlen! Ja, man kann je nach Kaufpreis ein halbes oder ganzes Jahr ohne Zinsen abzahlen! So machen wir’s. Scheiß auf die Autohändler, Versicherungen und Banken! Der Haken könnte natürlich sein, dass Amazonkäufe bei den Banken ausgeschlossen sind und nicht für die Kreditwürdigkeit angerechnet werden. Schließlich verdienen sie daran nicht. Hey, wundern würd’s mich nicht! Aber da wir hier eh nicht Wurzeln schlagen wollen und ein Haus kaufen wollen, kann uns diese blöde Kreditwürdigkeit eigentlich egal sein. Interessant sind auch die Bezeichnung: im Deutschen sagen wir ja KreditWÜRDIGKEIT, hier ist es einfach nur Credit HISTORY, also Kreditvergangenheit. Legt nahe, dass man Kredite hatte, hat, haben wird, wohingegen mich als Deutsche schon meine Bafögschulden schlecht schlafen ließen.

Dann wollte ich noch einige amerikanische Besonderheiten erzählen. Wo wir gerade bei Post waren: Praktisch ist, dass man hier nicht wegen jedem Brief zur Post muss. Sofern man eine passende Marke zur Hand hat (im Inland jede Unze (28g) = 45 Dollarcent), kann man den Brief einfach an den Briefkasten klemmen und der Briefträger nimmt ihn mit. Was er genau damit macht, ob er ihn an der nächsten Ecke auch nur in den Kasten wirft oder mit zur Post nimmt, weiß ich nicht. Aber ich hab es ausprobiert und die Karte war dann wirklich weg. Was auch fast wirklich weg gewesen wäre, waren unsere amerikanischen SIM-Karten. Sehnsüchtig erwartet waren sie nach 1 Woche immer noch nicht da (das war in der ersten Woche, da wussten wir noch nicht, dass das laaange dauern kann, wir Ahnungslosen). Eines Abends klingelte unser Nachbar, nachdem er offenbar eine günstige Rasensprengerphase in unserem Vorgarten abgewartet hatte und gab mir einen Brief, der – und jetzt kommt’s – bei ihm schon mehrere Tage auf dem Rasen gelegen hatte! Und! Wir haben den auch im Vorbeigehen gesehen und gedacht: Hm, komisch, was der Nachbar da für einen Brief auf dem Rasen liegen hat. Na ja, wer weiß. Ja, unsere SIM-Karten! Zum Glück hat der Dünger, der wöchentlich von Experten auf Nachbars Rasen geworfen wird, das gute Plastik nicht zerfressen. Den hatte der Postbote wahrscheinlich einfach vor die Tür geworfen. Keith hieß (ha ;-)) uns bei der Gelegenheit gleich Willkommen und gab Tipps zur Rasenbewässerung. Wir sollten doch das Sprinklersystem reaktivieren(, das unser Vermieter abgestellt hatte, um Geld zu sparen. Er kommt auch Schwaben.) Darauf angesprochen meinte Hansjörg, dass er schon einige Gespräche deswegen mit Keith hatte. An ihrer Seite des Hauses habe dessen Frau auch Rosen gepflanzt, die sie dann wässerten. Wohlgemerkt, obwohl sie gar nicht auf ihrem Grundstück standen. Oder Keith beschneidet auch mal eben seine Seite des Baumes (obwohl Schatten hier Mangelware ist). Hier gilt, anders als in Deutschland, dass der das Vorrecht über ein Gewächs hat, auf dessen Grundstück es wächst. Na ja, wir haben erst einmal dein wilden Wein weggeschnitten, der von Keith über unseren Zaun wucherte, weil Karla immer die Bären essen wollte. Bisher war Keith nicht wieder hier :-) Aber vielleicht ilegt demnächst wieder Post für uns auf seinem Rasen. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Dann gibt es auch noch die amerikanische Besonderheit des Drive-Through oder Drive-Thru- Ihr habt sicher schon davon gehört oder wart selbst schon einmal in einem. Wir kennen das ja in Deutschland auch vom typischsten aller amerikanischen Importe: McDonalds. Aber hier! Hier gibt es für ALLES ein Drive-Thru! Echt. Fast Food, Kaffee – klar! Aber hier gibt es sogar Banken und Bibliotheken mit Drive-Thru! Autoscheibe runter, ins Mikro sprechen, was einwerfen, beruhigt nach Hause fahren – bloß nicht aussteigen! Den Sinn dessen erklärte uns Denise: Wenn man drei Kinder im Auto habe, sei man froh, wenn man die nicht alle auspacken, oder aufwecken, und die dann (mitunter schlecht gelaunt) mitschleifen müsse. Hm, ok. Sehe ich ein – vor allem, wenn der Kinderdurchschnitt hier bei 6-8 (pro Familie) liegt. Aber mit Kindern kommt man ja eh nicht mehr zum Lesen – also wozu der Bibliotheks-Drive-Thru? Logisch, oder?

Eine weitere amerikanische Besonderheit, die uns auffiel, ist die Müllabfuhr. Hier steht kein lustiges Männl in auffälliger Kleidung hinten drauf, winkt (wie in Wimmelbüchern) den kleinen Kindern zu und schnappt sich Tonne um Tonne. Nein, hier gibt es nur den Fahrer, das Auto und die Tonne! Der muss auch nicht aus seinem Monstertruck aussteigen. Der sitzt rechts (!) im Auto und betätigt nach dem gezielten Ranfahren an sein Zielobjekt Papier-/Plastiktonne, Hausmüll oder Gartenabfälle (der Nahrungsmittelzerkleinerer schluckt immerhin keine Bäume, was ja in gewisser Weise auch beruhigend ist) ein paar Knöpfe. Dann kommt ein Greifer herausgefahren und, sofern der verantwortungsvolle Müllverursacher die Tonne ordnungsgemäß im 3-Fuß-Abstand zu Bordstein und zur anderen Tonne, aufgestellt hat, kann Commander Müllmann sie einfach in den Truck schütten und wieder abstellen oder hinfallen lassen. Das ist mal einfach, oder? Quasi ein Müll-Drive-Thru. Logisch, oder?

Damit schließe ich für heute und überlasse euch den Bildern von unserer Canyon-Abend-Radrunde. Vor der Natur ist zum Glück noch jeder gleich…*seufz* ...denn eigentlich ist es doch echt schön hier!

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