Aber Thomas' Sozialversicherungsnummer ist endlich da. Nachdem Thomas zum dritten Mal angerufen hatte, waren sie bereit, ihm die Nummer zu geben, wenn er persönlich vorbeikommt. Ausweisen musste er sich dann aber nicht (logisch, oder?). Nun kam sie unverhofft auch schon mit der Post!
Jetzt beginnt also die große Freiheit. Thomas hat nun eine Autoversicherung gefunden, bei der wir ohne Utah-Führerschein eine Kasko abschließen können. Darüber hinaus meldet sich der Vertreter aber nicht mehr. Jedenfalls zahlt man dann so 1000 Dollar für das erste halbe Jahr, weil wir ja unerfahrene Autofahrer sind UND keine Kreditwürdigkeit haben :-) Vielleicht ist der Vertreter ja auch einer von denen, die ständig bei uns anrufen, aber ich glaub es eigentlich nicht, denn er könnte ja einfach sagen, wer er ist. Nachdem ich das Telefon 10 min auf der Station hatte, rief gleich mehrmals eine Frau an, die Willard sprechen wollte. Hm, wohnt hier nicht. Dann einer, der die "Lady of the House" sprechen wollte und mir wahrscheinlich irgendwas andrehen wollte. Ich habe ihn dann abgewürgt - wenn die nicht einmal wissen, WEN die anrufen! Jetzt geht jedenfalls immer erst der AB ran. Wenn man nicht angerufen werden will, muss man sich in eine Liste eintragen lassen, aber laut Denise hilft das auch nicht viel. Dummerweise muss man bei jedem Formular im Internet eine Nummer angeben. Jetzt geben wir immer eine falsche an, wenn wir nicht angerufen werden wollen. Tut mir dann zwar Leid für Willard, aber was soll's!
Um das Projekt "Autokauf" voranzutreiben, haben wir uns für letztes Wochenende ein Auto gemietet. Damit fuhren wir mehrere Autohändler und bei der Gelegenheit auch nochmal den Ikea ab. Ansonsten sind wir aber noch nicht groß weiter. Heute hat Thomas seine theoretische Fahrprüfung erfolgreich abgelegt. Dann hieß es, der nächste freie Termin vom Verkehrsministerium ist am 13.10. Nochmal 3 Wochen warten...? Nein, denn zum Glück gibt es private Fahrschulen, bei denen man die Prüfung eher ablegen kann, und nun hat Thomas am Donnerstag einen Termin für 30$, aber inklusive Auto. Sonst kommt man hier ja mit seinem eigenen Auto zur Prüfung. Logisch, oder? Ich werde die Theorie dann auch bald ablegen. Mit der Praxis werde ich aber wahrscheinlich noch warten, bis ich mit unserem eigenen Auto Einparken üben kann, denn das Berühren der Bordsteinkante beim Einparken führt zum Nichtbestehen. Logisch, oder?
Am Wochenende waren wir auch mal im Millcreek Canyon Wandern. Wir sind einfach mal auf gut Glück in den Canyon gefahren, haben bei der ersten Parkmöglichkeit Karla ausgepackt und sie Thomas auf den Rücken geschnallt und los ging's. Es gibt seeeeehr viele Wanderwege dort. Und noch mehr Picknickplätze, so dass wir fast den Eindruck hatten, die meisten Besucher kommen nur zum Essen hierher. Die Fahrt bis zum blinden Ende des Canyons nach 9 Meilen war sehr beeindruckend, und wir nahmen uns vor, bei Gelegenheit nochmal mit dem Rad hochzufahren (2300 M.ü.N.). Dieser Canyon ist sehr schmal und trotz der Höhe stark mit Mischwald bewaldet, wenngleich die Bäume zusehends dünnere Stämme aufweisen. Der beginnede Altweibersommer machte die Fahrt und das Wandern umso mehr zu einem schönen Erlebnis. Da kann man die Sozialversicherungsnummer schon einmal vergessen.
Apropos Picknick und Essen: An dieser Stelle wollte ich noch einen Einblick in die Lebensmittelpreise und Darreichungsgrößen geben. Fangen wir beim Ikea an. Unsere kleine Karla hielt gut durch, hatte aber am Ende doch schon ziemlichen Hunger und alle Mitbringsel aufgemaufelt. Ich ging noch einmal zurück, weil wir noch etwas vergessen hatten. Als ich wiederkam, hatte Karla gerade ihr Abendbrot in Form eines Hot Dogs aufgemaufelt. In der Not frisst der Teufel Fliegen, heißt es so schön. Jedenfalls kostete diese Fliege nur 50 Dollarcent! Krass, oder? 500 Gramm Äpfel kosten dagegen so ab 1,30 Dollar, im Angebot auch mal 99 Cent. Da kann man schon nachvollziehen, warum es hier leichter ist, schwerer zu werden. :-) Heute Abend gab es bei uns Viktoriabarsch mit Kartoffeln und Rosenkohl. Fisch und Kartoffeln waren günstig, aber für ein Kilo Rosenkohl zahlt man hier 4 Dollar (in Deutschland zwischen 1,50 und 2,50 €). Diese Jahre werden auch aus käsetechnischer Sicht sicher keine fetten Jahre. Wir essen seit Wochen billigen Cheddar, denn "Swiss Cheese" ist teuer und - jetzt kommt's - eine normale, also europäische, Abpackung Weichkäse der Marke Le President kostet hier 8 Dollar! Der liegt auch in der Deli-Ecke des Supermarkts, gleich neben 113g norwegischen Brunost-Käse für 7 Dollar! Für mich als Weichkäseliebhaber ein herber Schlag. Auch Karlas geliebter Babybel kostet hier 5 Dollar. Kann man den irgendwie selber herstellen? Rezeptvorschläge werden dankend entgegen genommen.
Ansonsten sind die Abpackungen hier sehr groß. Milch gibt es, wie Benzin, in Gallonen (3,78 Liter = 1 amerikanische Gallone), ebenso wie Saft und Sirup. Mehl gibt es in 11kg-Säcken, ebenso wie Zucker. Nachdem ich Zutaten für einen Kastenkuchen gekauft hatte (die Backformen hier sind kleiner als bei uns, logisch, oder?), kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich hier nie wieder Backpulver kaufen muss, denke ich. Denn die kleinste Abpackung beträgt 500 Gramm. Und bei uns? 15g oder so? Klar, man kann es auch zum Waschen, als Weißmacher für Gardinen verwenden, die wir nicht haben. Aber ich glaube, so ist es nicht gedacht. Passt halt zur Packungsgröße von Mehl und Zucker. Nüsse und Kerne sind ebenfalls teuer. Zahlt man bei uns für kalifornische Walnusskerne 2-3 Euro, ist es hier schon mal das Dreifache. Logisch, oder? Oder gibt es ein deutsches Kalifornien, von dem ich noch nichts weiß? Da aber nun gerade Kürbiszeit ist, und 500 Gramm Kürbis nur 25 Cent kosten, puhle ich die Kerne, die ich sonst weggeworfen habe, mühselig raus und röste sie im Ofen als Walnusskernersatz. Darüber hinaus steigt Thomas gerade von Studentenfutter auf Marshmallows um. Das spart Geld :-) Ihr seht, der amerikanische (Bauch)Ansatz funktioniert, und wir passen uns an. Billig sind dagegen Milch, Fleisch und Saison-Gemüse und -Obst bzw. regionale Produkte. Beim Brot sind wir darauf gekommen, dass das "European Style"-Brot häufig in der "Reduziert"-Ecke für nur 1,74 Dollar zu finden ist. Ist zwar dennoch weit weg von Schwarzbrot bzw. Sauerteig, aber immerhin ist es nicht total pappig und meist mit Vollkornmehl und Körnern.
Zu den vermeintlichen Angeboten im Supermarkt will ich auch noch etwas sagen. Häufig sieht man am Regal die Werbung, z.B. 3x700g körnigen Frischkäse (KFK) für 5 Dollar. Oder 5x500g Spaghetti für 5 Dollar. Ich denke, okay, KFK verbrauchen wir viel, Nudeln werden nicht schlecht - schlepp ich mich halt ab. Dann stehe ich an der Selbstbedienungskasse und ziehe so meine Einkäufe durch und was passiert? Man bekommt den Rabatt nicht erst beim 3. oder 5. Artikel, sondern: Der Artikel ist ganz normal preisreduziert! 1 Packung Spaghetti 1 Dollar (statt 1,35 Dollar). Am liebsten hätt ich alles dort liegengelassen und hätte nur von allem eins genommen. Aber jetzt bin ich schlauer :-)
Um einem Bauchansatz entgegen zu wirken, sind wir nun Mitglied bei TUNA. Dabei handelt es sich nicht, wie den Englisch Kundigen vielleicht vermuten ließe, um einen Großhandel für Thunfisch, sondern um The Utah Nordic Alliance. Das bezeichnet eine Art (Winter)sportverein, der sehr viele Aktivitäten, von geselligen Zusammenkünften bis hin zu Wettkämpfen, für die ganze Familie und das ganze Jahr über anbietet und für die ganze Familie im Jahr auch nur 40$ kostet. Für diese Family Card bekommt man u.A. Rabatt bei den verschiedenen Loipen bzw. Skigebieten. Zudem sind wir zu unserem ersten Laufwettkampf angemeldet, der dieses Wochenende gleich ums Eck am Zoo losgeht. Es sind zwar nur 5 Kilometer, die aber dank Frühbucherrabatt NUR 28 Dollar kosten! Ein wahres Schnäppchen! Zum Vergleich: Der Utah-Halbmarathon am 13.10., wahrscheinlich schon etwas prestigeträchtiger, kostet 75 Dollar! Aber: Jedes weitere Familienmitglied zahlt dann nur noch 10 Dollar. Also selbst wenn Thomas und ich mitmachen, zahlen wir im Schnitt immernoch 42,50 Dollar pro Lauf. Ja, die große Freiheit gibt es nicht umsonst. Was kosten nochmal der Berlin-Marathon oder der Rennsteiglauf?
Thomas war am Wochenende mal Rollern im Emigration Canyon und freut sich schon auf die für alle Teilnehmer offenen amerikanischen Skimeisterschaften im Januar. Conrad, wann wolltet ihr nochmal kommen? Hier mal ein Link zum Utah Cross Country Ski Race Calendar:
http://www.cs.utah.edu/~hanscom/CrossCountrySkiRacing.html
Heute hat es in den Bergen zum ersten Mal geschneit :-)
Damit wünsche ich euch einen Guten Morgen in Deutschland und uns einen schönen amerikanischen Traum! Gute Nacht!
Karla erhöht den Trainingseffekt... und das macht selbst die Karla hungrig - lecker Utah-Tomaten! Und noch ne Gallone Milch hinterher!
Hier gab es Hühnchen mit gebackenen Kürbis-Chips, Reis und Salat. Und den günstigsten Utah-Wein für 10 Dollar. für
Naja, klingt ja alles so, wie das es euch gut geht:-)). Zwecks der großen Verpackungen im Supermarkt, einfach Familie vergrößern ;-).
AntwortenLöschenLG
Jana