..., denn jetzt, wo ich eine Sozialversicherungsnummer habe, bin ich endlich ein vollwertiges Mitglied der amerikanischen Gesellschaft. Die große amerikanische Freiheit beinhaltet kein Meldesystem wie in Deutschland, wo man sich beim Bürgeramt meldet und damit registriert ist. Hier läuft alles über die SSN. Mit ihr ist der Führerschein verknüpft, die Kreditwürdigkeit, die Krankenversicherung, das Gehalt. Susanne hat bereits ausführlich berichtet über die Unannehmlichkeiten, die sich ergeben, wenn man keine SSN vorweisen kann. Doch diese Zeiten sind für uns nun vorbei!
Mit meiner SSN bewaffnet, konnte ich nun endlich auch eine Kreditkarte beantragen und mich zur Führerscheinprüfung anmelden. Mehr als 10 Jahre Fahrpraxis in Europa zählen nicht. Ich darf zwar mit meinem deutschen Führerschein 3 Monate mit einem Mietwagen durch die USA fahren, aber ich darf damit kein Auto kaufen oder eine Autoversicherung abschließen. Drum ging’s letzte Woche Dienstag auf ins DMV (Department of Motor Vehicles), wo ich zunächst die theoretische Prüfung ablegen musste. Diese läuft hier so ab, dass man 25 Fragen am Computer beantwortet und gleichzeitig noch im Driver’s Handbook nachlesen darf. Das ganze nennt sich dann „Open Book Test“. Eine Zeitbegrenzung gibt es übrigens auch nicht. Wenn man die Prüfung nicht besteht (!), kann man sie nach einer Stunde gleich wiederholen. Wenn man 3mal hintereinander nicht bestanden hat, muss man nochmals $25 bezahlen und kann dann wieder loslegen. Ich bekam ungefähr 10 Fragen zur gesetzlichen Regelung der Fahrerlaubnis von Minderjährigen (in Utah darf man ab 16 Auto fahren, in manch anderen US-Staaten schon mit 15 oder 14). Zu Verkehrsschildern kam übrigens nur eine einzige Frage und zur Vorfahrt gar keine. Nachdem ich die Prüfung bestanden hatte, bekam ich einen Termin für den Road Test, also die praktische Prüfung. Leider erst für den 13. Oktober. Wir hätten also noch mindestens 3 weitere Wochen ohne Auto zubringen müssen. Zum Glück aber gibt es die Möglichkeit, bei privaten Fahrschulen den Road Test zu machen. Dort muss man zwar noch einmal $30 bezahlen, während beim DMV keine weitere Gebühr anfallen würde. Allerdings muss man zur Prüfung beim DMV mit dem eigenen Auto (oder Mietwagen) kommen. Dies war bei der „commercial driver school“ nicht der Fall, wodurch ich mir den Mietwagen sparen konnte und die $30 wieder rein hatte. Der Praxistest ist dann so ähnlich wie bei uns. Zuerst durch ein Wohngebiet mit Parken, Links- und Rechtsabbiegen, Rückwärtsfahren, Wenden, etc. Danach noch auf eine größere Straße mit Spurwechsel und U-Turn. Der Fahrlehrer zieht dann immer Punkte ab, wenn ihm etwas nicht gefällt, bei mir zum Beispiel: zu schnelles Rückwärtsfahren oder zu weit vom Bordstein weg beim „simulated uphill parking“. Dann gab’s noch Minuspunkte, weil ich wohl einmal zu zögerlich geblinkt hätte und weil ihm nicht gefallen hat, wie ich das Lenkrad festhalte. Das Übliche also. Jedenfalls hatte ich bestanden und konnte mir direkt im Anschluss einen vorläufigen Führerschein ausdrucken lassen.
Mit Führerschein kann man sich dann auch eine Autoversicherung zulegen. Autoversicherungen haben hier viel geringere Deckungssummen als wir es von Deutschland gewöhnt sind. Die staatlich vorgeschriebene Mindesthöhe für die Haftpflicht (liability insurance) beträgt $25,000. wenn man mehr bezahlt kriegt man $100,000, wenn man noch mehr bezahlt $300,000. Summen wie bei uns (bis zu mehreren Millionen) sind hier entweder gar nicht möglich oder unbezahlbar. Wir haben nicht nur keine credit history, sondern auch keine driver’s history, was dazu führt, dass wir fast 4mal so viel bezahlen wie Familie Sachse, die bereits seit 10 Jahren hier leben.
Mit Autoversicherung und US-Führerschein kann man dann endlich ein Auto kaufen. Doch vor dem Autokauf steht ein knallharter Verhandlungsprozess...
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