Sonntag, 30. September 2012

Elefant, Tiger & Co.

Elefant, Tiger & Co.

Samstag hieß es früh Aufstehen für zwei gute Zwecke. Wir hatten uns für einen vom örtlichen Zoo organisierten 5-Kilometer-Lauf angemeldet, dessen Erlös Tieren in Afrika zu Gute kommen soll. Der erste gute Zweck! Der zweite war natürlich ganz uneigennützig unser eigenes Wohlbefinden. Karla gaben wir für 1,5 Stunden bei Denise ab. Beim Abschied schaute sie etwas bedröppelt, aber als sie die anderen Kinder sah, sei sie wohl gleich aufgeblüht und habe alles aufmerksam beobachtet.

Aufgrund der Online-Anmeldung, des hohen Preises von 28 Dollar pro Person, inklusivem T-Shirt, Zoofreikarten, Zeitmessung per Chip und diversen Werbeschildern waren wir von einer ordentlichen Teilnehmerzahl ausgegangen. Als wir ankamen, war der Parkplatz jedoch noch verwaist, obwohl der Kinderlauf gerade zu Ende ging. Na ja, so richtig motiviert waren wir auch nicht und beim Einlaufen sah man uns unsere Müdigkeit sicher auch an. Adam dagegen, den wir auf der Geburtstagsparty von Denises 4jähriger Tochter Claire kennen lernten (ihr erinnert euch an Rapunzel?), lief sich zügig ein und hielt noch auf ein Schwätzchen mit uns an. Seine Frau Sandra nahm auch teil. Adam, von Haus aus Marathonläufer, hatte letztes Jahr gewonnen und Sandra meinte, dass sie mit ihrer Bestzeit von 22 Minuten auf 5K vermutlich nicht gegen die 20jährigen Uni-Mädels anrennen können würde. Dann ging es endlich los. Irgendwie waren wir dann doch ziemlich aufgeregt, obwohl wir nun immer noch nicht mehr als knapp 100 Leute, hauptsächlich Frauen waren. Adam stürmte los, Thomas gleich dahinter, rief mir noch zu „Okay, Adam gewinnt!“. Und dann kam schon ich! Bis zum Ende des ersten Hügels war ich hinter den ersten beiden Männern. So etwas war mir ja noch nie passiert. Bergab waren meine Beine total lahm und so holte mich gleich eine Frau und dann noch eine ein, die ich am nächsten Berg wieder einholte, aber bergab musste ich sie immer wieder ziehen lassen. Das Erstaunliche ist, dass der dritte Mann uns drei Frauen erst nach etwa der Hälfte des Laufs einholte und am Ende waren nur vier Männer und zwei Frauen vor mir (30 Sekunden auf die erste). Meine Zeit war dann, trotzdem es nur 4,2 Kilometer waren, sehr zufrieden stellend (17:49). Thomas hatte Adam noch hinter der zweiten Wende eingeholt und eine Zeit von 14:49 min hingelegt. Danach waren wir beide total fertig. Kennt ihr diesen Blutgeschmack im Mund und das Brennen in den Bronchien? Schlagartig brach sich auch Karlas Schnupfen in mir Bahn und ich war nur noch am Niesen. Dummerweise mussten wir Karla gleich von Denise abholen, weil diese zum Zumba wollte. Wir hatten ja nicht damit rechnen können, dass wir aufs Treppchen müssen (na gut, bei Thomas kann man eigentlich immer damit rechnen ;-)). Also sagten wir schnell James, dem Siegerehrungsbeauftragten Bescheid, rasten los und waren nach 20 min wieder mit Karla zurück, die zufrieden vor sich hin erzählte. Seltsamerweise wird hier nur der 1. Platz geehrt, dafür aber die ersten drei Plätze in jeder popeligen Altersklasse. So bekam ich für meinen 3. Platz nüscht, aber einen Anstecker für den 2. Platz in meiner Altersklasse. Die Erste war auch noch ausgerechnet in meiner Altersklasse ;-).

Start und Ziel, Polizeiaufgebot und Teilnahme-T-Shirt und Stärkung vorher und nachherStart und Ziel, Polizeiaufgebot und Teilnahme-T-Shirt und Stärkung vorher und nachher
Start und Ziel, Polizeiaufgebot und Teilnahme-T-Shirt und Stärkung vorher und nachher
Start und Ziel, Polizeiaufgebot und Teilnahme-T-Shirt und Stärkung vorher und nachherStart und Ziel, Polizeiaufgebot und Teilnahme-T-Shirt und Stärkung vorher und nachher

Start und Ziel, Polizeiaufgebot und Teilnahme-T-Shirt und Stärkung vorher und nachher

Nach der "Wild Stampede" bei der Siegerehrung
Nach der "Wild Stampede" bei der Siegerehrung
Nach der "Wild Stampede" bei der Siegerehrung

Nach der "Wild Stampede" bei der Siegerehrung

Den Rest des Samstags verwendet wir auf Autosuche südlich von Salt Lake, aber davon im nächsten Beitrag mehr. Am Sonntag Morgen vor dem Frühstück war ich mit Denise 45min Laufen im Sugarhouse Park und es ging fast noch besser als Samstag. Dann gab es das erste Frühstück für Thomas und mich und das zweite für Karla. Thomas brachte dann den Mietwagen zurück und ging dann im Sugarhouse Park 1,5 Stunden Skirollern. Währenddessen machte Karla ihren Mittagsschlaf und ich einen Möhrenkuchen. Nach dem Mittag schnallte sich Thomas Karla auf den Rücken und wir fuhren zum Gedenkpark der Mormonen „This is the Place“, wo die Ankunft der ersten mormonischen Siedler thematisiert wird. Da wir aber keine 10 Dollar für ein eigentlich geschlossenes historisches Dorf zahlen wollten, fuhren wir gleich weiter zum Zoo, um die ersten zwei unserer Freikarten einzulösen. Der Utah Hogle Zoo ist klein, aber fein. Es gibt afrikanische Elefanten, Tiger, Otter, Wölfe, Schildkröten, Nashörner, Affen, Braunbären, dicke Menschen, die fast genauso aussehen, ein „Beastro“, eine „Zootique“ und ein „Cat Wok Restaurant“ ;-). Die Attraktion aber ist der Eisbär. Der kommt immer wieder an die Scheibe zu den Kindern geschwommen, taucht genau vor ihnen auf, um sich dann kraftvoll, aber geschmeidig wieder abzustoßen und grazil rückwärts wegzugleiten. Nicht so, wie gelangweilte Tiger, die schon ganz irre an den Stäben entlang ihre Kreise ziehen. Immer mal an einer anderen Stelle schießt er aus dem Wasser, als machte es ihm Spaß, die Besucher zu verwirren und zu überraschen. Karla war allerdings gänzlich unbeeindruckt von dem Auge-in-Auge-mit-dem-Eisbären-Erlebnis. Am meisten interessierte sie sich für die Hühner auf der Wiese gleich beim Eingang :-). Und für das Wasserbecken an sich – unsere Wasserratte! Außerdem zeigte sie noch viel Interesse an den anderen Kindern. Ein 2jähriges Mädchen wollte Karla unbedingt tragen, woraufhin ihr Vater sie darauf hinwies, dass Karla „too big“ sei. Tja, dicke Kinder sind schwerer zu kidnappen! Karla mochte sie aber auch und machte „ei, ei“ bei ihr (diesen Fall haben wir lange simuliert, damit es kein Kneifen oder ins Augepieksen wird ;-)). So ging das Kennenlernen ohne Tränen ab, und Karla hätte sich am liebsten gleich bei dem kleinen Mädchen angeschmiegt. Die Trennung verlief aber kurz und schmerzlos. Denn Karla war erst von der Trinkflasche und dann vom Kuscheltier eines anderen Kindes abgelenkt, die sie sich gleich schnappen wollte. Ich hoffe, sie wird kein Arschlochkind, das anderen Kindern das Spielzeug klaut… Dieses Mal waren die Mütter zumindest noch schneller. Doch Karla holt auf. Sie rennt schon geradezu und erklimmt mutig, aber vorsichtig Stufen und Abhänge. Sie übt, sich nach hinten hinzusetzen, z.B. auf die erste Stufe der Treppe, in den Chariot, in den Sandkasten usw. Manchmal soll ich sie auf den Gartenstuhl setzen und sie übt dann, alleine daraus aufzustehen (was noch nicht so klappt, ohne meine Hilfe). Sie scheint keine Motivation von außen dafür zu brauchen. Sie schaut sich auch immer öfter Bücher an, möchte, dass ich es mit ihr ansehe, zeigt oft auf die richtigen Dinge. Bei „Elefant“ zeigt sie allerdings immer auf ihr Stofftier, nach dem Elefanten im Buch, und bei den Eichhörnchen auch nicht auf die im Buch, sondern nach draußen, weil da ja auch welche sind. Von Hunden und Autos ist sie nach wie vor fasziniert. Ihre Spielzeugautos kann sie mittlerweile auch auseinander nehmen, aber nicht wieder zusammensetzen.

Schlafen geht zur Zeit eigentlich wirklich gut. Singen hilft, wenn Einschlafen noch schwer fällt, doch meist schläft sie beim 3. Lied ein. Meisten schläft sie auch durch, trotz Schnupfnase. Beim Aufwachen sagt sie immer noch „da“ und streckt uns ihren Teddy oder ihre (übrigens einzige) Puppe entgegen, die mit im Bett schlafen. Sie ist jetzt auch vom Schlafsack auf eine normale Decke umgestiegen und kommt damit offenbar gut zurecht. Unser großes Mädchen. Wir haben das Gefühl, dass sie immer mehr versteht. Allerdings braucht sie somit auch immer mehr Input und soziale Interaktion. Deswegen werde ich am Montag mit ihr zur Kita gehen und sie (hoffentlich) verbindlich anmelden (können). Da wir trotz SSN noch immer keine Krankenversicherung (und Thomas kein Gehalt) haben (dieses Mal liegt es an der Bürokratie der Uni), konnten wir Karla noch immer nicht impfen lassen. Wir hoffen, sie trotzdem schnellstmöglich, noch vor November eingewöhnen zu können. Ich denke, Karla wird sich darüber freuen.

This is the Place - Was sich die Mormonen dabei gedacht haben, in diese Wüste zu ziehen. Grün ist es heir nur durch künstliche Bewässerung.
This is the Place - Was sich die Mormonen dabei gedacht haben, in diese Wüste zu ziehen. Grün ist es heir nur durch künstliche Bewässerung.
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This is the Place - Was sich die Mormonen dabei gedacht haben, in diese Wüste zu ziehen. Grün ist es heir nur durch künstliche Bewässerung.

Auge in Auge mit der Wildnis
Auge in Auge mit der Wildnis
Auge in Auge mit der Wildnis
Auge in Auge mit der Wildnis
Auge in Auge mit der Wildnis

Auge in Auge mit der Wildnis

Aber auch Anderes ist interessant, z.B. andere Kinder und Hühner, Herumrennen und HolzelefantenAber auch Anderes ist interessant, z.B. andere Kinder und Hühner, Herumrennen und Holzelefanten
Aber auch Anderes ist interessant, z.B. andere Kinder und Hühner, Herumrennen und Holzelefanten
Aber auch Anderes ist interessant, z.B. andere Kinder und Hühner, Herumrennen und HolzelefantenAber auch Anderes ist interessant, z.B. andere Kinder und Hühner, Herumrennen und HolzelefantenAber auch Anderes ist interessant, z.B. andere Kinder und Hühner, Herumrennen und Holzelefanten

Aber auch Anderes ist interessant, z.B. andere Kinder und Hühner, Herumrennen und Holzelefanten

Damit gehen das Wochenende und unsere ersten 5 Wochen hier vorbei. Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche und gebe USA-Interessierten noch einen Literaturtipp auf den Weg: Bill Bryson: Notes from a Big Country (dt. Titel: Streiflichter aus Amerika: Die USA für Anfänger und Fortgeschrittene) oder „The Lost Continent: Travels in Small-Town America“ (Straßen der Erinnerung: Reisen durch das vergessene Amerika). Aber man kann auch jedes andere Buch von ihm lesen, allerdings wiederholt sich Manches mitunter. Er beschreibt die USA nicht nur als Amerikaner, sondern auch als Amerikaner, der 20 Jahre in Europa gelebt hat. Somit hat er oft einen amüsant ironischen, aber auch kritischen Blick auf die landestypischen Sitten und Gebräuche. Gerade das erste Buch ist sehr kurzweilig, da es einer (britischen) Zeitungskolumne entlehnt ist und die Kapitel meist recht kurz sind.

Viel Spaß beim Lesen!

P.S. Das Verschlingen von Büchern ist zudem die gesündere Alternative zu essbaren Blättern! Obwohl ich bezweifle, dass diese Dame häufig Grünzeug isst. Doch im Land der unbegrenzten (Un)möglichkeiten hält man auch für diese ein Gefährt bereit, wenn das Laufen aufgrund der Fettleibigkeit gar nicht mehr geht. Logisch, oder?
P.S. Das Verschlingen von Büchern ist zudem die gesündere Alternative zu essbaren Blättern! Obwohl ich bezweifle, dass diese Dame häufig Grünzeug isst. Doch im Land der unbegrenzten (Un)möglichkeiten hält man auch für diese ein Gefährt bereit, wenn das Laufen aufgrund der Fettleibigkeit gar nicht mehr geht. Logisch, oder?

P.S. Das Verschlingen von Büchern ist zudem die gesündere Alternative zu essbaren Blättern! Obwohl ich bezweifle, dass diese Dame häufig Grünzeug isst. Doch im Land der unbegrenzten (Un)möglichkeiten hält man auch für diese ein Gefährt bereit, wenn das Laufen aufgrund der Fettleibigkeit gar nicht mehr geht. Logisch, oder?

Samstag, 29. September 2012

Heute melde ich mich einmal...

Heute melde ich mich einmal...

..., denn jetzt, wo ich eine Sozialversicherungsnummer habe, bin ich endlich ein vollwertiges Mitglied der amerikanischen Gesellschaft. Die große amerikanische Freiheit beinhaltet kein Meldesystem wie in Deutschland, wo man sich beim Bürgeramt meldet und damit registriert ist. Hier läuft alles über die SSN. Mit ihr ist der Führerschein verknüpft, die Kreditwürdigkeit, die Krankenversicherung, das Gehalt. Susanne hat bereits ausführlich berichtet über die Unannehmlichkeiten, die sich ergeben, wenn man keine SSN vorweisen kann. Doch diese Zeiten sind für uns nun vorbei!

Mit meiner SSN bewaffnet, konnte ich nun endlich auch eine Kreditkarte beantragen und mich zur Führerscheinprüfung anmelden. Mehr als 10 Jahre Fahrpraxis in Europa zählen nicht. Ich darf zwar mit meinem deutschen Führerschein 3 Monate mit einem Mietwagen durch die USA fahren, aber ich darf damit kein Auto kaufen oder eine Autoversicherung abschließen. Drum ging’s letzte Woche Dienstag auf ins DMV (Department of Motor Vehicles), wo ich zunächst die theoretische Prüfung ablegen musste. Diese läuft hier so ab, dass man 25 Fragen am Computer beantwortet und gleichzeitig noch im Driver’s Handbook nachlesen darf. Das ganze nennt sich dann „Open Book Test“. Eine Zeitbegrenzung gibt es übrigens auch nicht. Wenn man die Prüfung nicht besteht (!), kann man sie nach einer Stunde gleich wiederholen. Wenn man 3mal hintereinander nicht bestanden hat, muss man nochmals $25 bezahlen und kann dann wieder loslegen. Ich bekam ungefähr 10 Fragen zur gesetzlichen Regelung der Fahrerlaubnis von Minderjährigen (in Utah darf man ab 16 Auto fahren, in manch anderen US-Staaten schon mit 15 oder 14). Zu Verkehrsschildern kam übrigens nur eine einzige Frage und zur Vorfahrt gar keine. Nachdem ich die Prüfung bestanden hatte, bekam ich einen Termin für den Road Test, also die praktische Prüfung. Leider erst für den 13. Oktober. Wir hätten also noch mindestens 3 weitere Wochen ohne Auto zubringen müssen. Zum Glück aber gibt es die Möglichkeit, bei privaten Fahrschulen den Road Test zu machen. Dort muss man zwar noch einmal $30 bezahlen, während beim DMV keine weitere Gebühr anfallen würde. Allerdings muss man zur Prüfung beim DMV mit dem eigenen Auto (oder Mietwagen) kommen. Dies war bei der „commercial driver school“ nicht der Fall, wodurch ich mir den Mietwagen sparen konnte und die $30 wieder rein hatte. Der Praxistest ist dann so ähnlich wie bei uns. Zuerst durch ein Wohngebiet mit Parken, Links- und Rechtsabbiegen, Rückwärtsfahren, Wenden, etc. Danach noch auf eine größere Straße mit Spurwechsel und U-Turn. Der Fahrlehrer zieht dann immer Punkte ab, wenn ihm etwas nicht gefällt, bei mir zum Beispiel: zu schnelles Rückwärtsfahren oder zu weit vom Bordstein weg beim „simulated uphill parking“. Dann gab’s noch Minuspunkte, weil ich wohl einmal zu zögerlich geblinkt hätte und weil ihm nicht gefallen hat, wie ich das Lenkrad festhalte. Das Übliche also. Jedenfalls hatte ich bestanden und konnte mir direkt im Anschluss einen vorläufigen Führerschein ausdrucken lassen.

Mit Führerschein kann man sich dann auch eine Autoversicherung zulegen. Autoversicherungen haben hier viel geringere Deckungssummen als wir es von Deutschland gewöhnt sind. Die staatlich vorgeschriebene Mindesthöhe für die Haftpflicht (liability insurance) beträgt $25,000. wenn man mehr bezahlt kriegt man $100,000, wenn man noch mehr bezahlt $300,000. Summen wie bei uns (bis zu mehreren Millionen) sind hier entweder gar nicht möglich oder unbezahlbar. Wir haben nicht nur keine credit history, sondern auch keine driver’s history, was dazu führt, dass wir fast 4mal so viel bezahlen wie Familie Sachse, die bereits seit 10 Jahren hier leben.

Mit Autoversicherung und US-Führerschein kann man dann endlich ein Auto kaufen. Doch vor dem Autokauf steht ein knallharter Verhandlungsprozess...

Donnerstag, 27. September 2012

SLC ist zwar nicht ganz L.A....

...aber Vieles aus diesem interessanten Artikel aus der ZEIT Online, den mir Katrin letztens schickte, kommt mir doch sehr bekannt vor. Ich kann nur hoffen, Europa macht es besser. Die Frage kann doch nicht lauten: Kapitalismus oder Kommunismus. Man braucht doch das Beste aus beidem.

Dienstag, 25. September 2012

Ihr werdet's kaum glauben!

Ihr werdet's kaum glauben!

Aber Thomas' Sozialversicherungsnummer ist endlich da. Nachdem Thomas zum dritten Mal angerufen hatte, waren sie bereit, ihm die Nummer zu geben, wenn er persönlich vorbeikommt. Ausweisen musste er sich dann aber nicht (logisch, oder?). Nun kam sie unverhofft auch schon mit der Post!

Jetzt beginnt also die große Freiheit. Thomas hat nun eine Autoversicherung gefunden, bei der wir ohne Utah-Führerschein eine Kasko abschließen können. Darüber hinaus meldet sich der Vertreter aber nicht mehr. Jedenfalls zahlt man dann so 1000 Dollar für das erste halbe Jahr, weil wir ja unerfahrene Autofahrer sind UND keine Kreditwürdigkeit haben :-) Vielleicht ist der Vertreter ja auch einer von denen, die ständig bei uns anrufen, aber ich glaub es eigentlich nicht, denn er könnte ja einfach sagen, wer er ist. Nachdem ich das Telefon 10 min auf der Station hatte, rief gleich mehrmals eine Frau an, die Willard sprechen wollte. Hm, wohnt hier nicht. Dann einer, der die "Lady of the House" sprechen wollte und mir wahrscheinlich irgendwas andrehen wollte. Ich habe ihn dann abgewürgt - wenn die nicht einmal wissen, WEN die anrufen! Jetzt geht jedenfalls immer erst der AB ran. Wenn man nicht angerufen werden will, muss man sich in eine Liste eintragen lassen, aber laut Denise hilft das auch nicht viel. Dummerweise muss man bei jedem Formular im Internet eine Nummer angeben. Jetzt geben wir immer eine falsche an, wenn wir nicht angerufen werden wollen. Tut mir dann zwar Leid für Willard, aber was soll's!

Um das Projekt "Autokauf" voranzutreiben, haben wir uns für letztes Wochenende ein Auto gemietet. Damit fuhren wir mehrere Autohändler und bei der Gelegenheit auch nochmal den Ikea ab. Ansonsten sind wir aber noch nicht groß weiter. Heute hat Thomas seine theoretische Fahrprüfung erfolgreich abgelegt. Dann hieß es, der nächste freie Termin vom Verkehrsministerium ist am 13.10. Nochmal 3 Wochen warten...? Nein, denn zum Glück gibt es private Fahrschulen, bei denen man die Prüfung eher ablegen kann, und nun hat Thomas am Donnerstag einen Termin für 30$, aber inklusive Auto. Sonst kommt man hier ja mit seinem eigenen Auto zur Prüfung. Logisch, oder? Ich werde die Theorie dann auch bald ablegen. Mit der Praxis werde ich aber wahrscheinlich noch warten, bis ich mit unserem eigenen Auto Einparken üben kann, denn das Berühren der Bordsteinkante beim Einparken führt zum Nichtbestehen. Logisch, oder?

Am Wochenende waren wir auch mal im Millcreek Canyon Wandern. Wir sind einfach mal auf gut Glück in den Canyon gefahren, haben bei der ersten Parkmöglichkeit Karla ausgepackt und sie Thomas auf den Rücken geschnallt und los ging's. Es gibt seeeeehr viele Wanderwege dort. Und noch mehr Picknickplätze, so dass wir fast den Eindruck hatten, die meisten Besucher kommen nur zum Essen hierher. Die Fahrt bis zum blinden Ende des Canyons nach 9 Meilen war sehr beeindruckend, und wir nahmen uns vor, bei Gelegenheit nochmal mit dem Rad hochzufahren (2300 M.ü.N.). Dieser Canyon ist sehr schmal und trotz der Höhe stark mit Mischwald bewaldet, wenngleich die Bäume zusehends dünnere Stämme aufweisen. Der beginnede Altweibersommer machte die Fahrt und das Wandern umso mehr zu einem schönen Erlebnis. Da kann man die Sozialversicherungsnummer schon einmal vergessen.

Apropos Picknick und Essen: An dieser Stelle wollte ich noch einen Einblick in die Lebensmittelpreise und Darreichungsgrößen geben. Fangen wir beim Ikea an. Unsere kleine Karla hielt gut durch, hatte aber am Ende doch schon ziemlichen Hunger und alle Mitbringsel aufgemaufelt. Ich ging noch einmal zurück, weil wir noch etwas vergessen hatten. Als ich wiederkam, hatte Karla gerade ihr Abendbrot in Form eines Hot Dogs aufgemaufelt. In der Not frisst der Teufel Fliegen, heißt es so schön. Jedenfalls kostete diese Fliege nur 50 Dollarcent! Krass, oder? 500 Gramm Äpfel kosten dagegen so ab 1,30 Dollar, im Angebot auch mal 99 Cent. Da kann man schon nachvollziehen, warum es hier leichter ist, schwerer zu werden. :-) Heute Abend gab es bei uns Viktoriabarsch mit Kartoffeln und Rosenkohl. Fisch und Kartoffeln waren günstig, aber für ein Kilo Rosenkohl zahlt man hier 4 Dollar (in Deutschland zwischen 1,50 und 2,50 €). Diese Jahre werden auch aus käsetechnischer Sicht sicher keine fetten Jahre. Wir essen seit Wochen billigen Cheddar, denn "Swiss Cheese" ist teuer und - jetzt kommt's - eine normale, also europäische, Abpackung Weichkäse der Marke Le President kostet hier 8 Dollar! Der liegt auch in der Deli-Ecke des Supermarkts, gleich neben 113g norwegischen Brunost-Käse für 7 Dollar! Für mich als Weichkäseliebhaber ein herber Schlag. Auch Karlas geliebter Babybel kostet hier 5 Dollar. Kann man den irgendwie selber herstellen? Rezeptvorschläge werden dankend entgegen genommen.

Ansonsten sind die Abpackungen hier sehr groß. Milch gibt es, wie Benzin, in Gallonen (3,78 Liter = 1 amerikanische Gallone), ebenso wie Saft und Sirup. Mehl gibt es in 11kg-Säcken, ebenso wie Zucker. Nachdem ich Zutaten für einen Kastenkuchen gekauft hatte (die Backformen hier sind kleiner als bei uns, logisch, oder?), kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich hier nie wieder Backpulver kaufen muss, denke ich. Denn die kleinste Abpackung beträgt 500 Gramm. Und bei uns? 15g oder so? Klar, man kann es auch zum Waschen, als Weißmacher für Gardinen verwenden, die wir nicht haben. Aber ich glaube, so ist es nicht gedacht. Passt halt zur Packungsgröße von Mehl und Zucker. Nüsse und Kerne sind ebenfalls teuer. Zahlt man bei uns für kalifornische Walnusskerne 2-3 Euro, ist es hier schon mal das Dreifache. Logisch, oder? Oder gibt es ein deutsches Kalifornien, von dem ich noch nichts weiß? Da aber nun gerade Kürbiszeit ist, und 500 Gramm Kürbis nur 25 Cent kosten, puhle ich die Kerne, die ich sonst weggeworfen habe, mühselig raus und röste sie im Ofen als Walnusskernersatz. Darüber hinaus steigt Thomas gerade von Studentenfutter auf Marshmallows um. Das spart Geld :-) Ihr seht, der amerikanische (Bauch)Ansatz funktioniert, und wir passen uns an. Billig sind dagegen Milch, Fleisch und Saison-Gemüse und -Obst bzw. regionale Produkte. Beim Brot sind wir darauf gekommen, dass das "European Style"-Brot häufig in der "Reduziert"-Ecke für nur 1,74 Dollar zu finden ist. Ist zwar dennoch weit weg von Schwarzbrot bzw. Sauerteig, aber immerhin ist es nicht total pappig und meist mit Vollkornmehl und Körnern.

Zu den vermeintlichen Angeboten im Supermarkt will ich auch noch etwas sagen. Häufig sieht man am Regal die Werbung, z.B. 3x700g körnigen Frischkäse (KFK) für 5 Dollar. Oder 5x500g Spaghetti für 5 Dollar. Ich denke, okay, KFK verbrauchen wir viel, Nudeln werden nicht schlecht - schlepp ich mich halt ab. Dann stehe ich an der Selbstbedienungskasse und ziehe so meine Einkäufe durch und was passiert? Man bekommt den Rabatt nicht erst beim 3. oder 5. Artikel, sondern: Der Artikel ist ganz normal preisreduziert! 1 Packung Spaghetti 1 Dollar (statt 1,35 Dollar). Am liebsten hätt ich alles dort liegengelassen und hätte nur von allem eins genommen. Aber jetzt bin ich schlauer :-)

Um einem Bauchansatz entgegen zu wirken, sind wir nun Mitglied bei TUNA. Dabei handelt es sich nicht, wie den Englisch Kundigen vielleicht vermuten ließe, um einen Großhandel für Thunfisch, sondern um The Utah Nordic Alliance. Das bezeichnet eine Art (Winter)sportverein, der sehr viele Aktivitäten, von geselligen Zusammenkünften bis hin zu Wettkämpfen, für die ganze Familie und das ganze Jahr über anbietet und für die ganze Familie im Jahr auch nur 40$ kostet. Für diese Family Card bekommt man u.A. Rabatt bei den verschiedenen Loipen bzw. Skigebieten. Zudem sind wir zu unserem ersten Laufwettkampf angemeldet, der dieses Wochenende gleich ums Eck am Zoo losgeht. Es sind zwar nur 5 Kilometer, die aber dank Frühbucherrabatt NUR 28 Dollar kosten! Ein wahres Schnäppchen! Zum Vergleich: Der Utah-Halbmarathon am 13.10., wahrscheinlich schon etwas prestigeträchtiger, kostet 75 Dollar! Aber: Jedes weitere Familienmitglied zahlt dann nur noch 10 Dollar. Also selbst wenn Thomas und ich mitmachen, zahlen wir im Schnitt immernoch 42,50 Dollar pro Lauf. Ja, die große Freiheit gibt es nicht umsonst. Was kosten nochmal der Berlin-Marathon oder der Rennsteiglauf?

Thomas war am Wochenende mal Rollern im Emigration Canyon und freut sich schon auf die für alle Teilnehmer offenen amerikanischen Skimeisterschaften im Januar. Conrad, wann wolltet ihr nochmal kommen? Hier mal ein Link zum Utah Cross Country Ski Race Calendar:

http://www.cs.utah.edu/~hanscom/CrossCountrySkiRacing.html

Heute hat es in den Bergen zum ersten Mal geschneit :-)

Damit wünsche ich euch einen Guten Morgen in Deutschland und uns einen schönen amerikanischen Traum! Gute Nacht!

Der Pipeline Trail im Millcreek CanyonDer Pipeline Trail im Millcreek Canyon
Der Pipeline Trail im Millcreek CanyonDer Pipeline Trail im Millcreek Canyon

Der Pipeline Trail im Millcreek Canyon

Thomas kann endlich mal den Hof fegen und Karla guckt, dass er es auch ja richtig machtThomas kann endlich mal den Hof fegen und Karla guckt, dass er es auch ja richtig macht
Thomas kann endlich mal den Hof fegen und Karla guckt, dass er es auch ja richtig macht

Thomas kann endlich mal den Hof fegen und Karla guckt, dass er es auch ja richtig macht

Karla erhöht den Trainingseffekt... und das macht selbst die Karla hungrig - lecker Utah-Tomaten! Und noch ne Gallone Milch hinterher!
Karla erhöht den Trainingseffekt... und das macht selbst die Karla hungrig - lecker Utah-Tomaten! Und noch ne Gallone Milch hinterher!Karla erhöht den Trainingseffekt... und das macht selbst die Karla hungrig - lecker Utah-Tomaten! Und noch ne Gallone Milch hinterher!

Karla erhöht den Trainingseffekt... und das macht selbst die Karla hungrig - lecker Utah-Tomaten! Und noch ne Gallone Milch hinterher!

Hier gab es Hühnchen mit gebackenen Kürbis-Chips, Reis und Salat. Und den günstigsten Utah-Wein für 10 Dollar. für
Hier gab es Hühnchen mit gebackenen Kürbis-Chips, Reis und Salat. Und den günstigsten Utah-Wein für 10 Dollar. für

Hier gab es Hühnchen mit gebackenen Kürbis-Chips, Reis und Salat. Und den günstigsten Utah-Wein für 10 Dollar. für

Rolleeeern!

Rolleeeern!

Mittwoch, 19. September 2012

Logisch, oder?

So arbeitet die Müllabfuhr hier. Da muss keiner mehr aussteigen und sich die Hände schmutzig machen.
So arbeitet die Müllabfuhr hier. Da muss keiner mehr aussteigen und sich die Hände schmutzig machen.So arbeitet die Müllabfuhr hier. Da muss keiner mehr aussteigen und sich die Hände schmutzig machen.

So arbeitet die Müllabfuhr hier. Da muss keiner mehr aussteigen und sich die Hände schmutzig machen.

Abendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im ChariotAbendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im Chariot
Abendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im ChariotAbendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im Chariot

Abendrunde im Millcreek Canyon mit Karla im Chariot

Badewanne!Badewanne!
Badewanne!
Badewanne!Badewanne!

Badewanne!

Um es gleich vorweg zu nehmen. Thomas Sozialversicherungsnummer kam noch immer nicht. Auf seine erneute Nachfrage im Amt bekam er zu hören, dass es eben noch nicht bearbeitet wurde und es noch 1-2 Wochen dauern könnte. Zur Erinnerung: Man geht in der Regel von 2 Wochen Bearbeitungszeit aus, die sie nun auf 5 Wochen ausweiten und das ohne Grund! Land der Freiheit, Land der Willkür? Ohne Nummer bekommt Thomas auch kein Gehalt, wir alle keine Krankenversicherung, Karla keine Impfung, ohne Impfung kein Kindergarten, ohne Kindergarten keine Arbeit für Mama, keine Führerscheinprüfung, keine Versicherung für’s Auto, also auch kein Auto, bei manchen Banken kann man ohne die Nummer nicht einmal ein Bankkonto eröffnen, d.h. man kann dann wieder eine Wohnung mieten, noch einen Telefonanschluss bestellen. So viel zur Wichtigkeit dieser 9-stelligen Nummer, die man zwar überall angeben muss, aber die man trotzdem wie seinen Augapfel hüten soll, damit ja niemand die Krankenversicherung in deinem Namen behumbst. Total logisch, oder?

Was auch total „logisch“ ist, ist der Umgang der Nation mit Geld. Zum Geld hat man eine ganz besondere Beziehung. Hier hat man ja für jede Größenordnung sein eigenes Wort: 10 Dollarcent sind ein z.B. „Dime“ (ausgesprochen wie das Kaubonbon Daim), ein Dollar ist ein Buck (wie der Hund von Al Bundy – kann das Zufall sein?), 1000e Dollar sind „Grants“ (ten grants = 10.000 $). Wenn man so viele Wörter dafür hat, spricht das ja schon dafür, dass man darauf achtet, oder? Jedenfalls geht Leben hier so: Mit 20 heiraten, ein Haus und zwei Autos kaufen, Kinder kriegen (für deren Ausbildung sparen), Mutti sollte möglichst zuhause bleiben – und alles auf Pump. Damit die Banken die Penunze auch locker machen, muss man frühzeitig anfangen, den Banken zu beweisen, dass man kreditwürdig ist. Wie macht man das? Man häuft Kreditkarten an, indem man etwas auf Raten kauft, was man sich logischerweise erst einmal nicht leisten kann. Logisch, oder? Bei einer neuen Kreditkarte, deren Angebote per Post ins Haus geflattert kommen, gibt es erst einmal niedrige Zinsen, so etwa ein halbes Jahr lang. Das ist super, denn was macht man? Ganz einfach, nach einem halben Jahr, wenn der Zinssatz steigt, nimmt man das nächste Kreditkartenangebot wahr und zahlt zu dem neuen niedrigen Zinssatz der neuen Karte die Schulden auf der alten Karte ab. Alles klar? So geht das immer weiter. Je mehr Kreditkarten, desto besser, desto höher die Kreditwürdigkeit. Ist doch logisch, oder? Nur wenn die Banken an dir verdienen, wirst du mit einer hohen Kreditwürdigkeit belohnt. Aber wenn du alles gleich bezahlst, hast du keine Kreditwürdigkeit. Logisch, oder? OK, wenden wir das nun auf unser Beispiel Autokauf an und denken uns einfach, dass wir eine Sozialversicherungsnummer HÄTTEN. Nehmen wir an, wir könnten ein Auto kaufen, und zwar ohne Schulden machen zu müssen. Das für deutsche so böse klingende S-Wort Schulden ist hier aber der Schlüssel zum Glück. Wenn wir etwas für unsere Kreditwürdigkeit tun wollen, sollten wir es nicht vom Fleck weg kaufen, sondern einen Teil des Kaufpreises in Raten abzahlen. So, da wir aber keine Kreditwürdigkeit haben, würden wir einen extrem bescheidenen Zinssatz von etwa 10 PROZENT zahlen müssen. Jemand, sagen wir ein Amerikaner, mit weniger Geld als wir in unserem Beispiel, aber 10 gut belasteten Kreditkarten, würde 3 PROZENT zahlen. Logisch, oder? Bankenkrise? Kein Wunder… Jedenfalls dachten wir uns – ganz schlau – fragen wir mal unsere Bank. Die ist mit der Uni assoziiert, denen sagen wir, wie so unser Einkommen aussieht, was wir für Sicherheiten haben und dann machen die uns mal ein Angebot. Ja, das haben die dann auch gemacht. Und zwar bekämen wir z.B. 4-5.000 Dollar zu einem Zinssatz von 3 PROZENT. Toll, oder? Aber jetzt kommt der Haken. Wir bekommen das Geld nur, wenn wir ihnen das Geld als Sicherheit hinterlegen, das sie uns leihen sollen. Hä???? Hallo? Dann brauch ich doch keinen Kredit. Ohne Sicherung zahlten wir, wenn wir überhaupt was kriegen, 13%. Spinnen die? Die arbeiten mit unserem Geld und WIR sollen denen dafür Zinsen zahlen? Für wie blöd halten die einen eigentlich? Und das dann noch als Kredit verkaufen. Ebenso unsere Frage nach einer Kreditkarte. Ja, hm, können wir haben (sobald die f***ing Nummer da ist), aber wir müssten das Geld natürlich auch auf dem Konto haben. Toller Kredit, oder? Logisch, jeder Blödmann hier lebt auf Pump, und wir sind die potenziell asozialen, misswirtschaftenden Ausländer, die auf Kosten der amerikanischen Banken unseren Ausschweifungen nachgeben, nur weil wir eben nicht auf Pump leben und flüssig bleiben wollen.

Aber zum Glück gibt es Amazon, wenngleich Lieferungen der Firma hier schon einmal zwei Wochen dauern können. Bestellt am 10.9. Lieferinfo: Kommt zwischen dem 27.9. und dem 3.10. an. Aaaha! Klar, ist ein großes Land, aber hey, echt mal. Das ist nur ein (nicht vergriffenes) BUUUUCH! Kein Kühlschrank oder Hubschrauber oder beides in einem. Aber ich will nicht motzen, DENN: Dank Amazon können wir noch gute Amerikaner werden und IN RATEN ZAHLEN, und gute Deutsche bleiben UND keine Zinsen zahlen! Ja, man kann je nach Kaufpreis ein halbes oder ganzes Jahr ohne Zinsen abzahlen! So machen wir’s. Scheiß auf die Autohändler, Versicherungen und Banken! Der Haken könnte natürlich sein, dass Amazonkäufe bei den Banken ausgeschlossen sind und nicht für die Kreditwürdigkeit angerechnet werden. Schließlich verdienen sie daran nicht. Hey, wundern würd’s mich nicht! Aber da wir hier eh nicht Wurzeln schlagen wollen und ein Haus kaufen wollen, kann uns diese blöde Kreditwürdigkeit eigentlich egal sein. Interessant sind auch die Bezeichnung: im Deutschen sagen wir ja KreditWÜRDIGKEIT, hier ist es einfach nur Credit HISTORY, also Kreditvergangenheit. Legt nahe, dass man Kredite hatte, hat, haben wird, wohingegen mich als Deutsche schon meine Bafögschulden schlecht schlafen ließen.

Dann wollte ich noch einige amerikanische Besonderheiten erzählen. Wo wir gerade bei Post waren: Praktisch ist, dass man hier nicht wegen jedem Brief zur Post muss. Sofern man eine passende Marke zur Hand hat (im Inland jede Unze (28g) = 45 Dollarcent), kann man den Brief einfach an den Briefkasten klemmen und der Briefträger nimmt ihn mit. Was er genau damit macht, ob er ihn an der nächsten Ecke auch nur in den Kasten wirft oder mit zur Post nimmt, weiß ich nicht. Aber ich hab es ausprobiert und die Karte war dann wirklich weg. Was auch fast wirklich weg gewesen wäre, waren unsere amerikanischen SIM-Karten. Sehnsüchtig erwartet waren sie nach 1 Woche immer noch nicht da (das war in der ersten Woche, da wussten wir noch nicht, dass das laaange dauern kann, wir Ahnungslosen). Eines Abends klingelte unser Nachbar, nachdem er offenbar eine günstige Rasensprengerphase in unserem Vorgarten abgewartet hatte und gab mir einen Brief, der – und jetzt kommt’s – bei ihm schon mehrere Tage auf dem Rasen gelegen hatte! Und! Wir haben den auch im Vorbeigehen gesehen und gedacht: Hm, komisch, was der Nachbar da für einen Brief auf dem Rasen liegen hat. Na ja, wer weiß. Ja, unsere SIM-Karten! Zum Glück hat der Dünger, der wöchentlich von Experten auf Nachbars Rasen geworfen wird, das gute Plastik nicht zerfressen. Den hatte der Postbote wahrscheinlich einfach vor die Tür geworfen. Keith hieß (ha ;-)) uns bei der Gelegenheit gleich Willkommen und gab Tipps zur Rasenbewässerung. Wir sollten doch das Sprinklersystem reaktivieren(, das unser Vermieter abgestellt hatte, um Geld zu sparen. Er kommt auch Schwaben.) Darauf angesprochen meinte Hansjörg, dass er schon einige Gespräche deswegen mit Keith hatte. An ihrer Seite des Hauses habe dessen Frau auch Rosen gepflanzt, die sie dann wässerten. Wohlgemerkt, obwohl sie gar nicht auf ihrem Grundstück standen. Oder Keith beschneidet auch mal eben seine Seite des Baumes (obwohl Schatten hier Mangelware ist). Hier gilt, anders als in Deutschland, dass der das Vorrecht über ein Gewächs hat, auf dessen Grundstück es wächst. Na ja, wir haben erst einmal dein wilden Wein weggeschnitten, der von Keith über unseren Zaun wucherte, weil Karla immer die Bären essen wollte. Bisher war Keith nicht wieder hier :-) Aber vielleicht ilegt demnächst wieder Post für uns auf seinem Rasen. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Dann gibt es auch noch die amerikanische Besonderheit des Drive-Through oder Drive-Thru- Ihr habt sicher schon davon gehört oder wart selbst schon einmal in einem. Wir kennen das ja in Deutschland auch vom typischsten aller amerikanischen Importe: McDonalds. Aber hier! Hier gibt es für ALLES ein Drive-Thru! Echt. Fast Food, Kaffee – klar! Aber hier gibt es sogar Banken und Bibliotheken mit Drive-Thru! Autoscheibe runter, ins Mikro sprechen, was einwerfen, beruhigt nach Hause fahren – bloß nicht aussteigen! Den Sinn dessen erklärte uns Denise: Wenn man drei Kinder im Auto habe, sei man froh, wenn man die nicht alle auspacken, oder aufwecken, und die dann (mitunter schlecht gelaunt) mitschleifen müsse. Hm, ok. Sehe ich ein – vor allem, wenn der Kinderdurchschnitt hier bei 6-8 (pro Familie) liegt. Aber mit Kindern kommt man ja eh nicht mehr zum Lesen – also wozu der Bibliotheks-Drive-Thru? Logisch, oder?

Eine weitere amerikanische Besonderheit, die uns auffiel, ist die Müllabfuhr. Hier steht kein lustiges Männl in auffälliger Kleidung hinten drauf, winkt (wie in Wimmelbüchern) den kleinen Kindern zu und schnappt sich Tonne um Tonne. Nein, hier gibt es nur den Fahrer, das Auto und die Tonne! Der muss auch nicht aus seinem Monstertruck aussteigen. Der sitzt rechts (!) im Auto und betätigt nach dem gezielten Ranfahren an sein Zielobjekt Papier-/Plastiktonne, Hausmüll oder Gartenabfälle (der Nahrungsmittelzerkleinerer schluckt immerhin keine Bäume, was ja in gewisser Weise auch beruhigend ist) ein paar Knöpfe. Dann kommt ein Greifer herausgefahren und, sofern der verantwortungsvolle Müllverursacher die Tonne ordnungsgemäß im 3-Fuß-Abstand zu Bordstein und zur anderen Tonne, aufgestellt hat, kann Commander Müllmann sie einfach in den Truck schütten und wieder abstellen oder hinfallen lassen. Das ist mal einfach, oder? Quasi ein Müll-Drive-Thru. Logisch, oder?

Damit schließe ich für heute und überlasse euch den Bildern von unserer Canyon-Abend-Radrunde. Vor der Natur ist zum Glück noch jeder gleich…*seufz* ...denn eigentlich ist es doch echt schön hier!