
Diese Woche war... anstrengend. Karla hat momentan ziemliche Einschlafprobleme, sodass teilweise Stunden zwischen Zubettbringen und Einschlafen liegen. Sie will nicht, dass man geht, bevor sie eingeschlafen ist. Dabei will sie, dass ich oder Thomas die Hand auf ihr Ohr legen. Versucht man sie wegzuziehen, wird sie sofort wieder wacher und greift nach der Hand, um sie wieder an sich zu ziehen. Thomas geht meistens trotzdem und Karla schreit dann, und zwar meist ganz herzerweichend „Maaaamaaaa!“. Dann gehe ich hinunter und Thomas meckert mich dann an, dass ich sie schreien lassen soll. Meistens erzählt sie dann noch ganz viel, während mein Rücken immer stärker schmerzt, da ich mich dafür übers Gitter beugen muss. Ist sie dann endlich eingeschlafen, schläft sie meistens nicht lange. Einmal habe ich mich mit ihr in mein Bett gelegt, um die Prozedur erträglicher zu machen. Aber wenn ich abends noch arbeiten muss, geht das nicht. Außerdem soll sie sich ja auch lernen, dass sie allein einschlafen kann. Andererseits hat sie das ja schon bewiesen und ich denke, dass sie nur eine Entwicklungsphase durchmacht, in der sie uns wieder etwas mehr bzw. näher braucht. Jedenfalls hatten wir einige unerfreuliche Abende und Nächte. Wenn sie nachts aufwacht, dauert es meist recht lange, bis sie wieder so ruhig ist, dass man sie einfach ins Bett legen kann. Wenn ich sie dann mit in unser Bett nehme, weil ich nicht 20 min mit ihr auf dem Arm neben ihrem Bett stehen will, kann Thomas nicht schlafen, da Karla auch im Schlaf häufig noch spricht: Mama? Cookie? Papa? Buch? Puppi? Teddy? Aber: Es ist ja alles nur eine Phase! Sicher hat sie auch viel im Traum zu verarbeiten. Wir wissen ja nicht, was sie so den ganzen Tag erlebt.
Doch manchmal erfahre ich etwas. Gloria (in Karla-Sprache Goe oder Goja, Bye-bye, Goe!) hat mich gefragt, ob Karla zuhause auch so ruhig ist. Da konnte ich nur lachen. Gloria meint, sie sehr sehr zurückhaltend, schaue meistens zu, benimmt sich immer ser gut und ist sehr vorsichtig. Aber sie würde sehr gerne rausgehen und herumrennen. Ich erzählte ihr, dass Karla zuhause meist auch die ganze Zeit redet. Sie meint, ja, sie spreche auch viel Spanisch. Sie sage z.B. auch immer „leche“ (Milch). Zuhause sagt sie immer das deutsche Wort. Das spricht schon dafür, dass Karla in der Lage ist, ihre „Welten“ auch sprachlich zu trennen, auch wenn sie nicht weiß, was eine Sprache oder Fremdsprache ist. Ansonsten rede sie eher wenig. Ich denke, sie hat gemerkt, dass sie mit ihrem Vokabular von Zuhause im Kindergarten nicht verstanden wird. Ich wiederum weiß manchmal auch nicht, wovon sie redet. Ich habe aber herausgefunden, dass sie manchmal von 2 Mädchen aus der Kita spricht: Molly (Momi) und Ally. Die stehen auch manchmal an der Begrenzung und verabschieden Karla „Bye-bye, Ala“.
Diese Woche haben ich und Karla allerdings mal wieder einige Zwischenfälle erlebt, die mich darin bestärken, die Kita zu wechseln. Es hat sich ja unter den Erzieherinnen dort inzwischen herumgesprochen, dass wir auch „Migranten“ sind und aus Deutschland kommen. Eines Morgens fragte mich eine Erzieherin, was „Guten Morgen“ auf Deutsch heißt. Sie versuchte es mit strengem Gesichtsausdruck nachzusprechen, was ja noch ganz lustig gewesen wäre, wenn sie dazu nicht Hitlerbart und -gruß gegeben hätte. Tja, das ist das, was jeder noch so ungebildete Mensch von Deutschland weiß... Ich blickte sie nur etwa bedröppelt an und schüttelte resignierend mit dem Kopf. Gloria meinte nur entschuldigend: está loca. Sie ist verrückt. Ein paar Tage später passierte die nächste Unerfreulichkeit, von der ich nicht weiß, ob sie in einem anderen Kindergarten passiert wäre. Ich holte Karla ab und Gloria krempelte Karlas Ärmel hoch. Da sah man einen schönen kreisrunden Gebissabdruck. Offenbar hatte sich Karla mit einem anderen Kind über ein Spielzeug gestritten und das andere Kind habe sie dann ganz plötzlich gebissen. Mir wurde von einer amerikanischen Kollegin erklärt, dass das schon einmal passiert, weil die Kinder ja noch nicht kommunizieren können. Na ja, ich denke, die können schon kommunizieren, wir verstehen es nur nicht. Jedenfalls habe Karla nicht geweint: She's a tough one. Sie sei hart im Nehmen. Leider wollten sie mir nicht sagen, wer das andere Kind war. Ich habe Karla zuhause noch gefragt, ob es Ally, Molly, Jason oder Ely waren. Sie hat bei allen „ja“ gesagt. Na ja, einen Versuch war es wert. Heute hat sich Gloria nochmal bei mir entschuldigt, dass es dazu gekommen ist und erklärt, dass es nicht absehbar war und sehr schnell ging. Ich habe versucht, mir die Situation vorzustellen und kam zu dem Schluss, dass Karla das Spielzeug zuerst gehabt haben muss, da ich noch nie gesehen habe, dass sie zu einem anderen Kind geht, um ihm etwas wegzunehmen. Manchmal regt sie sich auf, wenn Bruno mit etwas spielen will, von dem sie mittlerweile weiß, dass es ihr gehört. Aber selbst dann regt sie sich nur auf, weint oder schreit, und geht nicht hin und wird aggressiv. Sie versucht schon, Dinge zu verteidigen, die ihr jemand wegnehmen will, aber eigentlich finde ich es auch gut, dass sie dann nicht beißt. Aber wer weiß, vielleicht kommt das auch noch...
Von Goldy the Fish und Myrtle the Tyrtle
Wir waren auch mal wieder bei Denise, wo Karla gleich beim Einbiegen auf die Einfahrt rief: Nie, Eier (Denise, Eier)! Im Garten angekommen suchte sie sogleich und fand mit meiner Hilfe auch noch ein in Papier eingewickeltes Schokoei vom Vortag, das offenbar niemand gefunden hatte. Sie aß es sofort auf. Denise machte sich und mir einen Eiskaffee mit Vanilleeis, den ich kaum genießen konnte, weil Karla ständig etwas haben wollte. Ich gab ihr aber stattdessen ihr mitgebrachtes Obst und sie gab sich damit zufrieden. Plötzlich rief dann Denises Nachbarin, ob wir nicht mit den Kindern herüberkommen wollten, um ihre Wasserschildkröten und Goldfische anzusehen. Wir stürmten alle rüber, aber Karla bekam Angst und weinte, als ihre drei Dackel bellend auf sie zugerannt kamen. Auf Mamas Arm ging es dann. Aber auch dann standen die „Wauwau“ im Vordergrund, nicht Goldy oder Myrtle the Turtle. Anschließend genoss sie die Nachmittagssonne mit ihrem gerade aus dem 3stündigen Mittagsschlaf erwachten Kumpel Bruno...
Warten auf Rocky Mountain-Wildblumen
Unser Garten wächst und gedeiht auch langsam. Vielleicht auch, weil die Woche verregnet anfing (was hier im Übrigen schnell mal zu reißenden Bächen auf der Straße und Stromaufällen führen kann, auch wenn es nicht schüttet, sondern eben nur regnet - Montag saßen wir 4 Ma lim Dunkeln). Und nachdem wir die gute Nachricht erhalten haben, dass unsere Miete nur im gerade noch erträglichen Rahmen erhöht wird und wir demnach nicht umziehen müssen, haben wir ein bisschen in den Sommer investiert. Ich habe Wildblumen, die Rocky Mountain Wildflower-Mischung, ausgesät und harre nun der Dinge, die da in ein bis vier Wochen kommen sollen. Außerdem habe ich unsere Töpfe bepflanzt und heute haben wir im Walmart (!) zwei Brombeersträucher, einen Blaubeerstrauch und eine Forsythie gekauft (jeweils etwa 3 Euro), die wir morgen einpflanzen wollen. Morgen wollen wir noch in den Baumarkt und eine Clematis zum Beranken unserer vorderen Veranda zu kaufen. Auch zur weiteren Gestaltung, wie Beschattung und Wegführung hätte ich mehrere Ideen, die aber mehr oder weniger mit Investitionen und/oder Improvisation verbunden sind. Zum Beispiel lassen sie die Rabatten gut mit Natursteinen einfassen, denn wenn es eines hier zuhauf gibt, dann sind es Steine! Thomas ist noch nicht so im Gartenfieber. Er fegt gern den Hof und seit gestern könnte er ihn auch mit unserem neuen Garagenstaubsauger saugen. Schon praktisch so ein Ding! Er werkelt außerdem in der Garage an einem Skiregal und versucht seine unlängst im Training herausgerissene Skibindung mit Holzleim und größeren Schrauben zu reparieren – bisher ohne Erfolg. Tipps werden gern entgegengenommen. Und was alle Männer gern tun: Immer wieder die Garage aufräumen. Man sieht zwar kaum Veränderungen, aber sie räumen. ;-)
Karla spielt unterdessen gern mit dem Ball, jetzt auch in der Fußball-Variante, oder hilft mir alte Blätter abreißen (nur an die Rosen bzw. alles Dornige lasse ich sie nicht), beobachtet Käfer oder Vögel, sammelt Steine in ihrem Eimer oder isst den Sandkasten auf...

Buchtipp
Wenn ich neben allem noch zum Lesen komme, lese ich momentan „Triumph, Tragedy und Tedium“ (Triumph, Eintönigkeit und Tragödie) von Barry und seiner Frau Laura (Journalistin). Ihr erinnert euch an Barry? Er war Thomas' ärgster Konkurrent in der Wasatch Ski-Serie. Der ist ja im „echten“ Leben Feuerwehrmann und Rettungssanitäter in unserem Stadtteil Sugarhouse und erzählt aus seinen über 20 Jahren Berufserfahrung (inklusive Intubation im Dunkeln bei Regen auf der Straße). Man erfährt dabei viel über das Viertel, die Menschen, was so passiert (2007 gab es z.B. einen Amoklauf in Salt Lake), was man seine Kinder auf keinen Fall tun lassen sollte und über seinen Gemüsegarten auf der Wache. Sehr unterhaltsam.
Damit schließe ich für heute! Genießt das Wochenende!
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