Mittwoch, 10. Oktober 2012

Karla isst alles - hoffentlich auch auswärts!

Karla isst alles - hoffentlich auch auswärts!

Am 22.10. beginnt Karlas Eingewöhnung in die Krippe. Der erste Schritt zu auf den „Ernst des Lebens“. Daher erst einmal vorweg ein Wort zu den hiesigen Einrichtungen. Insgesamt haben wir bestimmt 8 Kinderkrippen und -gärten angeschrieben und letztlich 3 besichtigt. Machen wir es kurz: Kinderbetreuung hier ist schweineteuer - nicht nur gemessen an deutschen Verhältnissen, auch im Vergleich zum Rest des Landes. Aber wenigstens gibt es freie Plätze! In Leipzig hätte einer von uns noch 1 Jahr zuhause bleiben müssen. Da es hier aber eben so teuer ist, bleiben auch viele Mütter (?) spätestens nach dem 2. Kind zuhause. Ganz klar, lohnt sich ja auch nicht. Unser deutscher Vermieter, der selbst 4 Töchter hat und dessen Frau schon seit dem 1. Kind hier nicht mehr gearbeitet hat, meinte, man könne als Frau mit Kind hier maximal für die Selbstverwirklichung arbeiten gehen. Aha, und als Mann? In diesem Punkt scheint es kaum Unterschiede zwischen USA und Deutschland zu geben. Frauen scheinen weniger zu verdienen. Warum sonst bleibt nie ein Mann zuhause?

Wir haben nur Kindergärten im „Niedrigpreisbereich“ besucht. Die anderen kosteten so zwischen 1000 und 1400 Dollar pro Monat. Manche Einrichtungen nehmen Kinder erst ab einem Alter von 18 Monaten auf, die meisten jedoch schon ab einem Altern von 6 Wochen! Letzteres ist der Tatsache geschuldet, dass die wenigsten Unternehmen es ihren weiblichen Angestellten gestatten, bezahlt oder gar unbezahlt „frei“ zu nehmen. So etwas findet man nur in größeren Unternehmen. Da bekommt man dann vielleicht so 3 Monate bezahlt frei als Mutterschaftsurlaub. Eine Kollegin von Thomas kam letztens nieder und wird wohl 6 Wochen nach der Geburt ihres Sohnes wieder als unverzichtbarer Post-Doc ihres zerstreuten Professors im Labor arbeiten. Susan, die bei unserer Auto- und Hausratsversicherung arbeitet, nahm nach der Geburt ihres Sohnes 2 Wochen frei. Wohin mit dem Kind also? Ab in das „Childcare Center“. In so ein Childcare Center geht Karla ab übernächster Woche dann auch.

Kindergärten hier sind nicht so wie man sie von Deutschland kennt – oder zumindest die billigen (für nur 650 Dollar pro Monat) nicht. In der Regel haben sie nicht allzu viel Außenfläche, die häufig auch nicht besonders kreativ gestaltet ist. Ich war bei einem Kindergarten (dem billigsten für 500 Dollar), dessen Außenfläche kleiner und ungepflegter war als unser Spielplatz im Garten. Zudem sprach dagegen, dass die Erzieherinnen untereinander und mit den Kindern russisch und kein fehlerfreies Englisch redeten, so dass Karla sicher gut im Russischen, aber nicht so gut im Englischen geworden wäre. Ein Pluspunkt war aber, dass man das Essen selbst mitgibt.

Die Erzieherinnen sind, denke ich, in den wenigsten Fällen ausgebildet für ihre Aufgaben. Kinderbetreuung ist größtenteils Sache privater Träger, wenngleich es staatliche Kindergärten gibt. Auch gibt es wohl finanzielle Förderung bei diesen, aber da müssen die Eltern wohl schon sehr wenig verdienen oder anderweitig strenge Kriterien erfüllen. Devlin’s Child Development Center (Devlin’s Kinderförderzentrum), das Karla nun bald besucht, ist mit vielen hispanischen Muttis ausgestattet, die aber (größtenteils, hoffe ich) Englisch mit den Kindern reden. Aber sie haben Karla gleich beim ersten Besuch ins Herz geschlossen. Breiteten sie doch ihre fleischigen Arme aus, um „Carlita“ gleich an ihre lateinamerikanischen Herzen zu drücken. Karla fühlte sich, glaube ich, auch ganz wohl beim Anblick der vielen Kinder. Hinter dem Empfang tut sich ein riesiger, mit dunklem Teppich ausgelegter Raum auf, von dem in vier Richtungen vier „Abteilungen“ durch niedrige Regale abgetrennt sind. Außerdem schienen gerade alle Kinder gleichzeitig zu schreien. Es war sehr laut. Karla schien das nicht zu stören. Zuerst hatte ich sie auf dem Arm und wurde zur Gruppe der 0-1-Jährigen geführt, nachdem ich gesagt hatte, sie sei noch nicht ganz 1 Jahr alt. Da lagen Babys in Wiegen neben Krabbelkindern im Hochstuhl. Hatte ein bisschen was von einer Batterie. Ich dachte nur, dass ich Karla nicht dazusetzen wollte. Rayne (sprich: Räinie) meinte, dies sei so eingeteilt, weil sie noch nicht laufen könnten. Erleichtert sagte ich ihr sofort, dass Karla schon laufen könne und ließ sie zum Beweis gleich runter, wo sie munter umherzutapsen begann und zielstrebig auf die nächstältere Gruppe zusteuerte. Rayne schob die Regale auseinander und ich ging vor, Karla kam nun doch zögernd hinterher. Nach einem kleinen Plausch mit den Betreuerinnen, in dem sie Karlas Namen erfuhren, folgte nun besagte Begrüßungsszene. Rayne erklärte mir, dass die Kinder alles tun können, wann sie wollen. Es gibt keine festen Schlafens- oder Essenszeiten, was vielleicht auch dadurch kommt, dass man sein Kind abgeben und abholen kann, wann man will, solange es nicht länger als 10 Stunden pro Tag ist. Man verlässt hier im Gegensatz zu Deutschland auch nicht mit den Kindern das Gelände, z.B. zum nächsten Park zu pilgern oder Kastanien zu sammeln. Sie können halt draußen oder drinnen spielen. Fertig aus.

Wir besuchten zwar noch einen anderen Kindergarten, aber der scheint nicht viel anders zu sein. Einerseits ist es gut zu wissen, dass Karla nicht schlafen muss, wenn sie nicht müde ist, andererseits ist es vielleicht auch ein wenig zu lose? Wir werden sehen. Jedenfalls braucht sie andere Kinder. Immer wieder geht sie in der Öffentlichkeit auf andere Kinder zu. Als ich das 2. Mal mit Thomas bei Devlin’s war, schien gerade Schlafenszeit zu sein. Es war schön ruhig und offenbar ist es ansteckend, wenn erst einmal ein paar Kinder schlafen. Da werden dann keine Betten ausgeklappt und akkurat aneinander ausgerichtet aufgestellt, wie das noch bei mir im Kindergarten war, sondern alle schliefen komplett angezogen mit einer dünnen Decke auf einer Art kleiner Isomatte kreuz und quer im Raum. Karla nutzte das gleich einmal, um aus der Flasche eines schlafenden Kindes zu trinken. Unser kleiner Zwerg (wie Schneewittchen sieht sie ja nun wirklich nicht aus) trinkt gern aus fremden Becherchen. Beim 3. Mal dort war gerade für das Mittagessen eingedeckt worden: In der Mitte des großen Raums standen lange Bänke, darauf Pappteller und Pappbecher. Und ich dachte nur, oh je, Karla kann doch noch gar nicht alleine essen. Manchmal versucht sie zwar, Essen auf ihre Plastikgabel zu spießen, aber ohne Mamas Führung klappt das meistens nicht. Sie wird alles umherwerfen und den Becher umkippen. Aber vielleicht war das auch nur für die Älteren, denn Rayne meinte, ich solle ruhig Karlas Fläschchen mitgeben. Auf dem Speiseplan stehen dann zum Mittag z.B. Hot Dog und Sellerie. Na ja, ich kann mir schon vorstellen, WAS Karla davon isst. Hot Dog ja, Sellerie nö, lass mal. Aber vielleicht tue ich ihr auch Unrecht. Jedenfalls hat sie noch nie Sellerie gegessen und da schien es mir wie Fügung, als diese Woche im Supermarkt unseres Vertrauens Staudensellerie für 99 Cent im Angebot war. Also rein damit in den Einkaufswagen und ein Gericht improvisiert. Den Sellerie gab es heute in Form eines Hackfleisch-Sellerieauflaufs (obendrauf natürlich den hier, ach, so billigen Cheddar, von mir handgeschreddert) für uns. Ich hatte den Sellerie gedünstet und dabei Karla auf dem Arm. Sie zeigte auf den Topf und ich gab ihr ein kleines Stück mit dem Gedanken, dass sie ihn sicher gleich wieder ausspucken würde. Zumal sie zuvor ein Stückchen Kürbiskuchen gegessen hatte. Aber nein, unsere Karla isst alles! Sonnengetrocknete und frische Tomaten, Mais vom Kolben, grüne Paprika (roh), Avocado, Salat, Kürbismus – nun auch Sellerie! Wahnsinn, den esse ich nicht einmal freiwillig. Aber was tut man nicht alles für sein Kind. Daher bin ich nun frohen Mutes, dass sie sich mit der Speisekarte arrangieren wird – und wenn nicht: Sie hat ja Reserven ;-)

Karla isst alles - am liebsten Banane! Und dazu noch einen Blick in die Zeitung werfen!Karla isst alles - am liebsten Banane! Und dazu noch einen Blick in die Zeitung werfen!
Karla isst alles - am liebsten Banane! Und dazu noch einen Blick in die Zeitung werfen!Karla isst alles - am liebsten Banane! Und dazu noch einen Blick in die Zeitung werfen!

Karla isst alles - am liebsten Banane! Und dazu noch einen Blick in die Zeitung werfen!

Karla isst alles - ganz der Papa! Hier über unserem Wok mit einem WeißkohlgerichtKarla isst alles - ganz der Papa! Hier über unserem Wok mit einem Weißkohlgericht

Karla isst alles - ganz der Papa! Hier über unserem Wok mit einem Weißkohlgericht

Beispiel für den Speiseplan unserer Krippe - rechts Staudensellerie
Beispiel für den Speiseplan unserer Krippe - rechts Staudensellerie

Beispiel für den Speiseplan unserer Krippe - rechts Staudensellerie

Karla übt schon mal Süßigkeiten sammeln für Halloween & typische Halloween-Deko vor dem Haus eines bekennenden Obama-Wählers
Karla übt schon mal Süßigkeiten sammeln für Halloween & typische Halloween-Deko vor dem Haus eines bekennenden Obama-Wählers

Karla übt schon mal Süßigkeiten sammeln für Halloween & typische Halloween-Deko vor dem Haus eines bekennenden Obama-Wählers

Aus Kürbis kann mal so viel rausholen! 500g Kürbis kosten hier momentan nur 19 Cent! Thomas isst ihn sogar roh!Aus Kürbis kann mal so viel rausholen! 500g Kürbis kosten hier momentan nur 19 Cent! Thomas isst ihn sogar roh!

Aus Kürbis kann mal so viel rausholen! 500g Kürbis kosten hier momentan nur 19 Cent! Thomas isst ihn sogar roh!

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