Karlas 2. Geburtstag

Am Sonntag war Karlas 2. Geburtstag. Schon Samstag Abend hatte es begonnen zu regnen und ich erwachte von einem Tropfgeräusch. Ich dachte schon, es hätte wieder hineingeregnet und das Wasser sich bis ins Schlafzimmer vorgetropft. Doch es kam von draußen. Es regnete immernoch oder schon wieder. Karlas Geburtstag begann also mit für hiesige Verhältnisse Schietwetter. Karla störte das erst einmal nicht. Wir sangen ihr ein Happy Birthday-Ständchen. Auf dem Weg ins Bad noch im Halbschlaf entdeckte sie im Flur das kleine Zirkuszelt mit ihren anderen Geschenken, die wir am Vorabend aufgebaut hatten. Sie blieb verdutzt stehen, ging in die Hocke, um ins Zelt sehen zu können und sagte: Da, Karla, Happy Birthday! Karla Schenke! Karla Haha! Ja, so machte sie sich ans Auspacken der Geschenke von Tante Anja, Onkel Christian und Cousine Sarah sowie von Oma Christine und Opa Werner. Zuguterletzt begutachtete sie das Zelt und drehte eine Proberunde auf dem Laufrad. Dabei sagte sie immer wieder: Karla, Happy Birthday - mit Betonung auf "Karla". Denn in letzter Zeit hatte sie in der Kita immer wieder miterlebt, wie andere Kinder Geburtstag feierten und nun war endlich sie selbst an der Reihe.

Nach dem Frühstück und einem kleinen Skype-Marathon trotzten wir dem Wetter, hosten Karla ordentlich an und gaben ihr ihren Regenschirm aus Deutschland in die Hand und gingen alle drei auf den Spielplatz. Tage mit Dauerregen gibt es hier vielleicht eine Handvoll, wenn man mal den Winter bzw. Schneefall abzieht. Doch ausgerechnet heute schien so ein Tag zu werden. So trafen wir zwei Frauen ebenfalls mit Regenschirm bewaffnet, die vergnügt riefen, dass es ja so wenige Tage gäbe, an denen man seinen Regenschirma ausführen könne. Auf dem Spielplatz war Karla das einzige Kind. Doch die Sehnsucht nach ihrem neuen Fahrrad trieb sie bald wieder heim. Doch zuhause angekommen, wollte sie gar nicht rein, sondern lieber noch ein bisschen in der Pfütze spielen und Pfützenwasser trinken.

Ferdinand, der Regenwurm, fühlt sich wohl bei Wind und Sturm

Als es gegen 11 Uhr immernoch nicht aufgehört hatte zu regnen, begann Thomas depressiv zu werden, also schickte ich ihn ins Fitnessstudio. Frank brachte die Kinderbank vorbei und verkündete in von ihm ungewohnten Optimismus und im Brustton der Überzeugung, dass es rechtzeitig vor 15 Uhr aufhören werde zu regnen und sogar sonnig werden würde. Unser Plan B lautete schon, nur mit Denise, Frank, Emma, Claire und Bruno Kaffee und Kuchen abzuhalten und das Grillen mit Jeanette, Sophie und John auf einen anderen Tag zu verschieben. Karla schlief von 12 bis 13:30 und pünktlich 12:30 hatte der Regen aufgehört, so dass wir mit den Partyvorbereitungen beginnen konnten.

Die meisten Gäste kamen denn auch pünktlich - mit ihnen leider auch die Fliegen und zwar in Unmengen, so dass wir Kaffee und Kuchen gar nicht so ausdauernd genießen konnten. Jeanette kam etwa 45 Minuten später, weil sich ihre 18 Monate alte Tochter Sophie ausufernd übergeben hatte und beide erstmal duschen mussten.

Karla bekam ganz tolle Geschenke, nämlich Legobausteine und -Tiere von Jeanette und Denise und ein Musikspielzeug von John. John machte eifrig Fotos von Karla mit seiner Leica, auf die er nichts kommen lässt. Emma hat extra eine Karte für Karla gemalt. Karla hatte sich schon seit dem Morgen auf den Kuchen gefreut. Nachdem ich gegenüber Oma Christine beim Skypen erwähnt hatte, dass Karlas besonderer Geburtstagskuchen im Kühlschrank steht, hing sie ständig an der Kühlschranktür. Alle Versuche, sie zu überzeugen, auf ihre Freunde zu warten, endeten in Kommentaren wie: Karla, (al)leine ess Kuchn. Als Frank mit der Bank vorfuhr, raste sie mit dem Schrei "Kuchn" zum Kühlschrank. Wie groß war die Enttäuschung, als sie da noch 3 Stunden warten musste.

Nach dem Gelage ging es dann nach einer kurzen Verschnaufpause an die Spiele. Zuerst baute ich einen Fahrradparcours für alle, die schon irgendwie mobil waren, auf. Als wir erklärten, dass sie im Zickzack um die Hindernisse fahren sollten, fragte Emma mit lustlosem Gesichtsaudruck: Warum sollen wir das machen? Wir: Weil's Spaß macht! Ich suchte die Preise zusammen und los ging es. Bruno und Karla umrundeten den Kurs an Franks Hand zu Fuß und Sophie blieb in der Sicherheit von Jeanettes Schoß sitzen. Sie läuft bisher nur an den Händen. Doch Emma und Claire hörten gar nicht mehr auf, Runden zu drehen auf Fahrrad und Laufrad. Machte also offenbar doch Spaß. Als Nächstes ging es ans Topfschlagen. Das kannte offenbar noch keines der Kinder, fanden es aber auch toll. Bruno wollte die Binde nicht ummachen und meinte: I have to see a little bit. Na ja, am Ende machte er einfach die Augen zu (wenn auch nicht konsequent) und bekam auch einen Preis. Dann war die Enttäuschung bei Claire groß, als unter ihrem Topf nicht wie bei Emma ein kleiner Plastikring war. Hm, hätte ich wohl wissen müssen. Dann mussten sie mit verbundenen Augen und nach reichlich Umdrehungen dem Esel den Schwanz ankleben. Bruno war am dichtesten dran und bekam einen kleinen Schaumstoff-Football. Frank unterhielt sich derweil mit der Jagd auf Fliegen. Denise legte im Geiste einen Ziergarten bei uns an und John unterhielt Jeanette mit geistigen Ergüssen zu Shakespeare, Indianern und der Abstammung von Briten und sonstigen nordischen Völkern. Zwischendurch meinte Emma zu mir, dass das der schönste Geburtstag sei, auf dem sie bisher war. Na, wenn das kein Kompliment ist - und das, obwohl wir keine Fee und keinen Zauberer zur Berieselung bestellt hatten. Außerdem konnten sie mit Karlas Tunnel, Schaukelpferd, Zelt usw. und am Klettergerüst spielen und vergaßen, außer Karla natürlich, darüber sogar das Abendessen.

Gegen 20:30 verließen uns die letzte Gäste und wir gingen ans Aufräumen. Karla schlief noch ganz aufgewühlt mit ihrem Rad im Zimmer erst gegen 21:30 ein.

Die einhellige Meinung: Karla hatte einen schönen 2. Geburtstag. Nur schade, dass noch so viele liebe Gäste fehlten....