Die letzte Woche war mal wieder ereignisreich. Wir hatten ab Dienstag Deutschlandbesuch aus Richtung Kanada. Frank, Livia und Susan blieben bis Freitag und sorgten nicht nur mit einem Futterhäuschen für Kolibris, schicker Outdoorkleidung für Karla aus dem Outlet-Dorf in Park City und der importierten Gerhard-Schöne-CD für Furore. Karla freut sich immer über viel Aufmerksamkeit und wir uns über ihre gute Laune. Leider hatten wir selbst keinen Urlaub mehr und konnten uns nicht so gut um die drei kümmern, wie wir es gern getan hätten. Doch ein gemeinsames Abendessen war zumeist drin.
Karla schlief in der Woche aufgrund von Husten meistens nicht gut, sodass wir auch noch etwas unter Schlafmangel litten. Am Donnerstag war Karla dann mit morgendlichem Fieber der Tiefpunkt erreicht und ich musste krank melden und sie zuhause lassen. Doch bereits auf dem Spielplatz ging es ihr besser. Leider kann man trotzdem ja nicht „nebenbei“ arbeiten. Abends führte ich meine Barfußschuhe 25 Minuten aus und habe davon immernoch Muskelkater in der Wade...
Freitag Abend war bei Thomas' Kollegen John Party angesagt. Anlass war die Zulassung seiner Tochter zum Medizinstudium in Salt Lake City. Es waren viele Leute dort, die vor allem ich nicht kannte. Nachdem Karla das Büfett ausgekundschaftet hatte, verzog sie sich mit Emma, Claire und Bruno ins Untergeschoss vor den Fernseher zu „Cinderella 3“. Ich wusste gar nicht, dass es noch Fortsetzungen zu Aschenputtel gibt... Man lernt nie aus. Das Essen war sehr gut und wir blieben bis 22:00. Karla war kein bisschen müde – bis sie dann doch unverhofft einschlief.
Verschlafen...
...hatte dann leider Thomas am nächsten Morgen. Er hatte ja einen Marathon im 30 Meilen entfernten Ogden mitmachen wollen. Gegen halb 5 Uhr morgens war es leider viel zu spät, noch hinzufahren. Also rollerte Thomas missmutig den Emigration Canyon hinauf, während mir Karla fleißig beim Aufräumen und Staubsaugen half, um danach gleich wieder für Unordnung zu sorgen. Als Thomas wieder da und Karla ausgeschlafen war, fuhren wir zum Ikea, um Karlas Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke zu kaufen und uns kulinarisch einzudecken: mit Matjeshering im Glas, Knäckebrot, Schokolade, Marmelade und Marzipan. Matjes und Marzipan bekommt man hier sonst nämlich nicht. Anschließend gönnten wir drei uns jeweils ein Hot Dog für gerade mal 1 Dollar und 50 Cent – alle zusammen.
Dann war der Samstag auch schon vorbei. Ich baute noch Karlas Tritthocker für das Waschbecken auf und das war's. Am Sonntag morgen rollerte Thomas mit John den Millcreek Canyon hoch. Karla und ich gingen Dreiradfahren. Danach ging ich gute zwei Stunden Radfahren und anschließend machten wir uns nochmal auf ins Freibad. Karla hatte einen Mordsspaß im Wasser. Leider ist Fotografieren im Freibad verboten. Klar, oder? Im Übrigen war ich diese Woche auch dort schwimmen, als plötzlich ein Pfiff ertönte. Ich dachte, dass sei mal wieder die Zwangspinkelpause für die Kinder und Teenies, aber nein, kurz darauf tippte mich jemand am Beckenrand an. Der Pool sei geschlossen worden. Auf meine Frage, warum, hieß es nur trocken: Es ist Kacke im Pool. Und ich dachte so bei mir: Bringt ja voll was, die Klopause! Das Freibad bietet übrigens auch Ferienlager an. Allerdings muss das Kind jeden Tag zur Abfahrtsstelle gebracht und davon abgeholt werden. Es ist ausdrücklich untersagt, das Kind nach Hause laufen zu lassen. Die spinnen, oder?!
Übrigens hat Karlas Bettchen nun kein Gitter mehr und sie findet es toll und kommt auch nicht ständig raus. Ich konnte sie langsam aber sicher nicht mehr übers Gitter heben, vor allem nicht, wenn sie das nicht wollte. Bevor wir schlafen gehen, schaue ich immer nochmal nach ihr – und fand sie einmal schlafend vor ihrem Bücherregal liegen. Süß. Ein anderes Mal lag sie morgens an ihrer Wickelstelle am Boden ins Stillkissen gekuschelt und begrüßte uns schon. Jetzt nimmt sie manchmal nach dem Bücheransehen noch eins mit ins Bett und schläft darüber ein. Nun beginnt auch die Zeit, wo sie vorgelesen haben möchte. Sie versteht wahrscheinlich nur einzelne Wörter, und ich habe auch nicht das Gefühl, dass es sie schläfrig macht, aber für irgendwas ist es sicher gut ;-)
Diese Woche begann gleich supertoll mit einem Stromausfall. Er muss gegen 4 Uhr angefangen haben, denn unsere Melitta hat es nicht ganz geschafft, den gesamten Kaffee zu brühen. Ich dachte, na ja, bis zu um 8 Uhr werden die das schon wieder hinkriegen. Denkste. Ich rief bei Rheinschrift an, ließ meine dringenderen Aufträge verschieben (vielen Dank an die Kollegen!) und wartete.... Thomas hatte Internet auf Arbeit. Gegen 8:30 Uhr klopfte ich beim Nachbarn, der, sonst Frühaufsteher, noch im Pyjama öffnete. Er könne auch nicht arbeiten und es soll gegen 10 Uhr behoben sein. Ok, also nutzte ich die Zeit und ging schon einmal laufen. Gegen 10 Uhr gab es immer noch keinen Strom. An dem Tag war unser Auto bei der jährlichen Abgaskontrolle in der Werkstatt und ich fuhr mit meinem Laptop auf dem Buckel mit dem Rennrad zur Uni hoch, um bei Thomas zu arbeiten. Leider hatten wir technische Probleme und es ging also nicht. Auf dem Rückweg holte ich das Auto ab, konnte aber nicht mit Karte zahlen, weil die auch keinen Strom hatten. Thomas bezahlte letztlich auf dem Nachhauseweg. Inzwischen hatte der Stromanbieter seine Schätzung auf 14 Uhr korrigiert. Ich fuhr also wieder nach Hause und versuchte, alles zu erledigen, was ich sonst nach der Arbeit erledigt hätte: putzen, einkaufen, Abendessen vorbereiten usw. Gegen 14 Uhr hieß es 15 Uhr. Gegen 15 Uhr 15 gingen endlich wieder die Lichter an! Es waren 3600 Menschen über 11 Stunden ohne Strom – und das in einem Industrieland, ohne Sturm oder andere ersichtliche Gründe... Ich hoffe, das passiert nicht öfter. Am Abend arbeitete ich meine gesamte Arbeitszeit noch nach.
Der Rest der Woche war zum Glück weniger aufregend. Karla weigert sich nach wie vor, auf die Windel zu verzichten. Auf die Toilette will sie so gut wie gar nicht mehr und bleibt auch nicht lange darauf sitzen. Wir ziehen ihr jetzt zuhause die Plastiküberzieherhose an statt Windel, damit sie mal merkt, dass es unangenehm ist, wenn man sich in die Hose macht. Allerdings sagt sie trotzdem zu spät Bescheid und es ist ihr auch unangenehm, aber wir haben die Scherereien, und sie will eine „neuä Windä“.
Morgen hat der Kindergarten zu und ich habe zum Glück noch kurzfristig Urlaub bekommen. Thomas muss jedoch arbeiten. Wir wollen zu meiner Cousine nach Idaho auf ihre Ziegenfarm fahren. Dafür habe ich Heute Abend angefangen, Karlas Tasche zu packen. Was packt Karla rein? Windeln! Dabei hat es ihr ihr Freund Jacob in Leipzig schon so gut vorgemacht. Jacob geht schon alleine auf die Toilette und braucht nur noch nachts Windeln, obwohl er nur einen Monat älter ist als Karla.
Na ja, bisher hat es ja noch jedes Kind gelernt. Irgendwann wird es ihr peinlich sein, noch Windeln zu tragen. Bis dahin müssen wir einfach noch mit unseren Bemühungen durchhalten und wischen oder wickeln. Sprachtechnisch macht sie allerdings große Fortschritte. So hören wir immer öfter: I don't like it. Im Kindergarten sollen sie das zu ihren "Friends" sagen, wenn diese sich gar nicht freundlich vehalten. Karla hat mittlerweile keine Skrupel mehr, den Satz gegenüber ihren "Friends" oder uns anzuwenden. Dass sie verstanden hat, was er bedeutet, zeigt sich darin, dass sie es bei allem sagt, worauf die keine Lust hat. Letztens hieß es sogar mal: I don't like Papa. Ansonsten kommt so etwas wie: Everybody sit down. Everybody eat. Sie dekliniert mittlerweile auch mal: Warme Milch, neue Windel usw. Und wenn ich sie abhole und auch die anderen Kinder auf mich zustürmen, stürzt sie fuchtelnd sich in die Menge, verteidigt ihren Besitz mit den je nach Gemütszustand wütenden oder weinenden Worten: Meine Mama! Meine Mama!
Wir hoffen, euch nach dem Wochenende in Idaho mehr Bilder liefern zu können. Hoffentlich nicht von Waldbränden, die derzeit in weiten Teilen Idahos wüten, jedoch viel weiter nördlich von meiner Cousine. Momentan wurden bereits 11 Millionen Dollar Steuergelder in die Brandbekämpfung gesteckt...
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