Sofort nach Thanksgiving fing es an zu Weihnachten - zumindest, was die Dekoration der Häuser anging. Das muss hier ganz schön stressig sein ab Herbst: Erst das Haus für Halloween ausstaffieren mit Hexen, Grabsteinen, Totenköpfen und Spinnweben. Dann alles wieder ab für die Thanksgiving-Deko, die aber zugegebenermaßen meist recht schlicht ausfiel mit Holzschildchen, Kürbissen, Puppen und Stroh. Aber seit dieser Woche nun sieht man doch einige Hausmänner auf ihren Dächern an Kabeln und Ketten und Lämpchen und Leuchtfiguren herumbasteln. Oder es steht plötzlich der Weihnachtsmann mit Schlitten und Geschenken drauf, bunt beleuchtet auf dem Rasen des Vorgarten. Oder die Dachkante blinkt. Oder aufblasbare Schneemänner winken überlebensgroß im Wind. Auch sieht man bei vielen schon den geschmückten Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stehen. Angeblich fliegt der dafür dann auch am 26.12. schon wieder raus.
Wir wollten uns auch nicht lumpen lassen und liebäugelten daher schon seit einigen Wochen mit einem beleuchten Rentier aus dem Baumarkt. Nach einigen Überlegungen und Ideenklau bei den Nachbarn hatten wir auch raus, wie wir die Stromversorgung dafür gewährleisten, ohne ein Kabel durch Tür oder Fenster legen zu müssen, wie es unsere Vermieter wohl immer getan haben. Wir haben einfach einen Adapter für die Außenlampe gekauft. Glühlampe raus, Adapter reinschrauben, an den kommt dann der Rentieranschluss, Lampe wieder rein (wenn man das will). Ganz einfach, wenn man's weiß. ;-)
Dank unseres Weihnachtsaufrufes in einem der letzten Blogbeiträge erreichten uns mit Oma Christine ein Adventskalender, ein Räuchermännchen samt eines stattlichen Kerzenvorrats sowie Opa Werners geheime Plätzchenrezepte. Auch am Rest unserer Weihnachtsdeko haben wir schon eine Weile getüftelt. So waren wir vor 3 Wochen beim Ikea, um uns mit Lichterkette, Kerzen (die kauft jeder beim Ikea, oder?!), Baumschmuck, Weihnachtsstern und Glögg auszustatten. Außerdem war ich schon vor Wochen beim RiteAid, um zu sehen, was es so für Weihnachtskränze für die Tür gibt. Und habe clever gepokert, denn diese Woche, waren die Kränze um 50 % gesenkt, hah! Und! Nach einer nachmittäglichen Radrunde (ja, im Tal kann man immernoch super radeln, während man in den Bergen skifahren kann!) erspähte ich, dass ein paar Straßen weiter Leute offenbar ihre Tannen beschnitten hatten und das unliebsame Grünzeug für die Müllabfuhr auf die Straße gelegt hatten. Als ob der Müllmann dafür extra ausgestiegen wäre und sich die Hände zerkratzt hätte. Anyway, nachdem ich Carlita aus der Kita geholt hatte, machten wir einen Ausflug im Chariot dorthin – zusammen mit Gartenhandschuhen und Baumschere, hihi! Dann noch schnell ein paar Tannenzapfen und rote Beeren aufgeklaubt und fast fertig waren ein Adventskranz und ein grüner Strauß. Das schöne große Glas dazu, hatten uns unsere Vermieter vermacht. Seit heute, dem 1. Advent, ist nun alles komplett aufgestellt und angeschlossen. Jetzt fehlt nur noch der Weihnachtsbaum vom Shop 'n Go an der Ecke! Ihr seht, es weihnachtet sehr! Zur musikalischen Untermalung habe ich mir das DDR-Album heruntergeladen, dass wir in Schallplattenform immer als Kinder zuhause gehört haben, vorzugsweise beim Plätzchenbacken: Bald nun ist Weihnachtszeit. Das war allerdings gar nicht so einfach, denn Amazon möchte nicht, dass im Ausland befindliche Personen in ihrem Tante-mp3-Laden einkaufen. Aber letztlich hat es funktioniert und Karla tanzt eifrig dazu und improvisiert dazu auf dem von Sachses ausgeliehenen Keybord, mit dem auch manchmal der Papa spielt. Die Geschenke sind verschickt (56 Dollar Porto für ein 4kg-Paket!), Karlas Geschenk wartet schon seit geraumer Zeit unter unserem Bett auf seinen großen Auftritt und den Zusammenbau. So viel Heimlichkeit in der Weihnachtszeit!

Gestern Abend waren wir auf dem Christkindlmarkt der Mormonen bei „This is the Place“, wo die Mormonen angeblich zuerst ankommen – gar nicht weit von uns. In der Werbung dazu heißt es:
Inspired by the world famous German Christmas markets, Christkindlmarkt SLC offers a unique holiday shopping and cultural experience this season. Tantalizing food and festive holiday entertainment await you as you stroll through wooden vendor booths nestled amid the magical backdrop of This Is The Place Heritage Park. The St. Martin's Lantern Parade and Christmas Tree Lighting will take place the evening of November 29th, to celebrate our community-wide coat drive for children in need. Christkindlmarkt SLC … experience the old world charm of Christmas...
Da erfährt man, dass nicht nur Asiaten, die man auf dem Originalweihnachtsmarkt bei weitem am häufigsten antrifft, vom deutschen Weihnachtsmärkten begeistert sind, sondern offenbar auch die „Wessis“. Seltsam finde ich, dass man in diesem Atemzug auch gleich eine einzigartige Einkaufserfahrung anpreist. Aber hier ist ja irgendwie alles mit Konsum verbunden. Doch es wurde auch für Bedürftige gesammelt. Dass der St.-Martins-Umzug in Deutschland aber schon vor Wochen stattgefunden hat, weiß hier sicher niemand. ICH wusste allerdings auch nicht, dass man auf deutschen Weihnachtsmärkten Kuhglockenkonzerte spielt und jodelt. Aber man lernt ja nie aus, Hauptsache irgendwie deutsch oder österreichisch – Old Europe ist doch eh alles gleich. Der Charme der „Alten Welt“ ist ja auch inklusive. Ja, die Deutschen, die wissen noch, wie man Weihnachten feiert!
Und die Amerikaner? Sie haben sich wirklich viel Mühe gegeben mit den niedlichen kleinen Hütten, in die eigentlich nur 2 Amerikaner nebeneinander hineinpassen und ihrem Ministollen für 15 Dollar, der „Heidelberg Hot Schokolade“, Omas Suppen und der erstaunlich guten Bratwurst (die gab es dort, wo die längste Menschenschlange stand). Aber was sind denn „Süße deutsche Scones“? Von denen hab ich noch nie gehört. Das waren so Eistütenwaffeln mit Schokolade dran. Man muss jedoch sagen, dass das wichtigste Element des prototypischen Weihnachtsmarktes schlicht und ergreifend gefehlt hat. Und damit meine ich nicht das Zelt, in dem man sich mit dem Weihnachtsmann fotografieren lassen kann, und auch nicht die überaus bunte Kopie eines Weihnachtsbaumes. Nein, ich frage euch: Was ist ein Weihnachtsmarkt ohne, na, genau: Glühwein! Kein Glühwein! Heiße Schoki, EggNogg (sowas wie Eierlikör nur ohne Likör), okay. Aber das einzige, wirklich Heiße dort waren die Feuerstellen... Den einzigen Glühwein weit und breit bekommt man beim schwedischen Importschlager Ikea – und selbst dort, nur weißen. Als wir im Liquor-Store nach EggNogg mit Alkohol fragten, riet uns der Verkäufer, der selbst lieber einen Drink nimmt, der ihn „auf die Bretter schickt“ (O-Ton „that sends me right home, if you know what I mean“ - hm,hm), statt seinem EggNogg den ohne Alkohol im Supermarkt zu kaufen und ihn dann mit Rum oder Wodka zu mischen. Da hätte man mehr von. Ja, das Land der Extreme: die einen trinken nix, die anderen trinken nur Bretterknaller. Für uns Normalos dazwischen ein schwieriger Spagat. Meistens habe ich nach dem Einkaufen keine Zeit mehr, extra in den Liquor-Store zu fahren und eine teure Flasche Wein zu kaufen. Wenn man da reingeht, fühlt man sich eh schon wie ein Suffi und hat automatisch einen geduckten Gang und einen verstohlenen Blick, wenn man mit seiner braunen Tüte unter der offenen Jacke herauskommt. Daher hab ich auch noch weniger Lust, dann mit Karla dorthin zu fahren. Weil man das Kind ja nicht schon in dem Alter an solche Ort bringen und damit zum Laster verführen will. Und außerdem hab ich Angst, die Weinflaschen fallen zu lassen, wenn ich im anderen Arm Karla tragen muss ;-)
Ansonsten verlief unsere Woche eher ruhig. Am Donnerstag waren wir mal wieder Skilaufen in Alta. Gestern war Thomas dann mit 38° erhöhter Temperatur etwas außer Gefecht gesetzt und musste sich nach einem vormittäglichen Spaziergang und Plausch mit unserem Nachbarn Joe, 2 Häuser weiter, erst einmal hinlegen. Heute ging es ihm wieder besser, aber so ganz aufm Damm ist er noch nicht wieder. Unser Nachbar, der jamaikanischer, irischer und deutscher Abstammung ist, trommelt gern auf seiner vorderen Veranda. Außerdem hat er kaum Möbel in seinem Haus, „weil er die Klarheit für seinen Kopf braucht“. Seine Frau, Freundin (?), eine nette, faltige Dame mit Lockenwicklern und Morgenmantel, ist Luxemburgerin, aber schon seit über 15 Jahren in den Staaten („wenn man sich erst einmal dran gewöhnt hat, bleibt man länger“). Als ich dazukam (und Joes Frau noch im Haus war), stellte Joe sogleich mit dieser typisch amerikanischen, offenen Art fest, „Hi, nice to meet you. I am Joe. You are beautiful“. Äh, danke! Und das am Samstagmorgen und ungeschminkt. Ein guter Start in den Tag ;-) Ich glaub, die kriegen dann auch ein paar Plätzchen.
Heute war dann nach mal wieder gemeinsamer Radrunde (Karla war 2h bei Sachses), Plätzchenbacken mit Denise bei uns angesagt. Unser kleines Häuschen und drinnen 8 Leute. Da ging es ganz schön hoch her. Leider hatten wir keinen Glühwein, nur alkoholfreien EggNogg. Wir buken Kokosmakronen und Zimtsterne. Allerdings sind hier die Ausstechformen dermaßen groß (und teuer – hätte ich mal welche beim Ikea gekauft!), dass trotz nach Rezept versprochenen 80 Stück nur 17 herauskamen (hätte ich doch das Familienrezept genommen)! Dabei haben wir den Teig noch nicht einmal so dick ausgerollt, wie im deutschen Rezept vorgeschrieben war. Kurios! Beim Zutateneinkauf musste ich bereits feststellen, dass es hier weder Zitronat, noch geriebene Orangen-/Zitronenschale gibt! (Und natürlich auch kein fertiges Glühweingewürz, obwohl die hier sonst für jeden Sch... fertige Gewürzmischungen haben, die kein Mensch braucht.) Und Nüsse sind, wie bereits erwähnt, elendig teuer. Aber es gab 450g Walnüsse für 5 Dollar im Angebot (statt 10 Dollar) – verständlicherweise war nur noch 1 Packung da. Zuhause klopfte ich sie für die Zimtsterne klein (bis mir einfiel, dass wir einen Mixer dafür haben). Manchmal fühlt man sich doch leicht in die DDR zurückversetzt. Ach, wisst ihr noch, wie wir die Pommes selbstgeschnitzt und die Mandeln nach Übergießen mit heißem Wasser geschält und gehackt haben? Als Leipzigerin konnte Denise sich auch noch daran erinnern...
Jedenfalls werde ich wohl diese Woche nochmal Plätzchen backen und das Zitronat durch getrocknete Cranberries ersetzen. Wer überleben will, muss sich anpassen. Ein Glühweinersatz wird sich auch noch finden und vorhin rief Denise an: Im Shop'n Go gibt es jetzt Weihnachtsbäume!
ich hoffe unser Paket kommt bald bei euch an
AntwortenLöschenHallo Susanne,
AntwortenLöschenam Samstag war hier auch im REWE um die Ecke das Zitronat alle, und da ich unbedingt noch abends die Elisenkuchen backen wollte (um das restliche Eiweiß von den Ausstechplätzchen, die ich mit den Mädels gebacken hatte zu verwerten) habe ich dann einfach selbst die Schalen von Zitronen abgerieben. Ging super!!! Am besten natürlich Bio-Zitronen nehmen, falls es sowas bei euch geben sollte.
Gutes Gelingen noch weiterhin!!!
"Oma's Suppen", super!! Genauso wie "Christkindlmarkt SLC" ...
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