Seit wir hier sind, spiele ich angesichts meiner wuchernden Matte schon länger mit dem Gedanken, einmal zum Friseur zu gehen. Da vorletzte Woche mit der Post ein Gutschein über $7.00 für "Great Clips" kam (adressiert an unseren Vermieter), dachte ich, ich sollte dieses super Sparangebot nutzen und zu Great Clips gehen.
Zugegeben, ich habe schon kurzzeitig darüber nachgedacht, meine Haare wieder wachsen zu lassen, denn erstens hab ich eigentlich nie Lust zum Friseur zu gehen und zweitens hat man hier in den USA wie bei den meisten Dingen die Wahl zwischen erschwinglich und schlecht oder gut, dafür übertrieben teuer.
Aber diesen Samstag konnte ich mich aufraffen und betrat abends, ca. 18 Uhr, den Friseursalon Great Clips. Für einen neuen Haarschnitt muss man übrigens selbst hier in den USA aus dem Auto aussteigen. Ohne Termin kam ich, aber das war auch nicht nötig. Von den 20 Stühlen waren nur 2 besetzt. Auf das obligatorische "How are you doing tonight?" antwortete ich sehr direkt mit "Oh, I need a hair cut and I have a coupon." Daraufhin musste ich (mal wieder) Name, Adresse und Telefonnummer angeben (die 10stellige Nummer braucht man hier so oft, dass man sie nach spätestens einer Woche auswendig kann). Genutzt wird sowas übrigens für das Zuschicken von Gutscheinen. Zudem, wie wir vermuten, zum Verkauf von Telefonnummern an automatische Anrufmaschinen. Man geht ran und hört entweder nix oder es beginnt eine automatische Ansage, bei der man meist nach den ersten 2 Sätzen auflegt. Wäre doch lustig: Eine Unterhaltung zwischen answering machine und calling machine.
But anyway, this is off the point, würde mein Freund, Professor John Bridge sagen. Ich nahm also auf dem Friseurstuhl platz und wurde gefragt, wie es denn werden solle. Des Friseurvokabulars nicht mächtig, antwortete ich mit "Shorter. And thinner on the sides, please." Dann wollte sie noch wissen, wieviel sie abschneiden sollte und los gings. Erst hängte sie mir diesen typischen Friseurmantel um, den sie aber nicht richtig verschloss am Hals. Deshalb sickerte mir das kalte Wasser, das sie mir in die Haare sprühte unter mein T-Shirt, bevor sie es bemerkte und korrigierte. Sehr ungelenk, übervorsichtig und mit ständigen Grimassen (ungefähr so, wie ein Langläufer nach 50km auf der Zielgeraden) begann sie, meine Haarpracht zu stutzen. Der eine Zentimer, den sie abschnitt, war mir etwas zu wenig, deshalb ermunterte ich sie, doch etwas mehr abzuschneiden, was sie auch bei den nächsten 3 Schnitten tat. Danach triftete sie wieder konstant auf die 1cm-Marke zu. Dann wollte sie wissen, ob die Koteletten kürzer werden sollen. Ich sagte ja. Sie nahm darauf die Schere und schnitt über beiden Ohren eine komplette gerade Linie. Das war nicht kürzer, das war weg! Ich musste mir dann wirklich das Lachen verkneifen und dachte nur noch: Ich werde jetzt keine weiteren Verbesserungsvorschläge machen, denn diese Anfängerin kann es nur verschlimmbessern. Beim Abnehmen des Umhangs klatschte sie mir dabei alle Haare aufs T-Shirt und auf die Hose. Sie fragte noch "Is this good?" Ich nickte eifrig und wollte nur noch raus.
Das Fazit: Einmal Great Clips und nie wieder. Und eigentlich sieht's gar nicht so schlimm aus (glaube ich). ;)
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