In der Timpanogos-Höhle
Am Sonntag gingen wir am Morgen entspannt auf einen sportlichen Ausflug: Thomas rannte den Emigration Canyon bis zum Little Mountian Summit hoch und ich ließ es locker angehen und fuhr ihn gemächlich mit Karla im Chariot auf dem Rad hoch (34km, ca. 500 Höhenmeter). Ich war nach 2 Stunden zurück, Thomas nach 2,5. Dann gab es Mittagessen und schon eine Stunde später machten wir uns auf zur Timpanogos-Höhle etwa 45 Autominuten südlich von SLC, bei Lehi.
Die Timpanogos-Höhle kann man nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Sie ist die letzte eines Tropfsteinhöhlensystems bestehend aus 3 Höhlen. Der Name "Timpanogos", der auch den Berg und einen Trail bezeichnet, stammt von den Indianern des Stammes Ute (sprich: Juut, danach sind auch die Sportteams der University of Utah benannt: Utah Utes). Die Bedeutung lautet Stein (tumpi) und Wassermund oder Canyon (panogos). Alle halbstündigen Touren durch die Höhle waren bei unserer Ankunft ausgebucht, aber schlau wie wir sind, hatten wir vorgebucht. Insgesamt muss man für den Besuch 3,5 Stunden einplanen, unter anderem, weil es zuvor einen mitunter recht steilen, wenn auch asphaltierten Pfad hochgeht (2,5km und 330 Höhenmeter). Die Tour selbst dauerte auch über eine Stunde. Man darf weder einen Buggy noch eine Trage mit hineinnehmen, weshalb Karla allein laufen oder getragen werden musste. Die Trage kann man aber kurz vor der Höhle abstellen. Auch für die Rucksackgröße gab es Beschränkungen, und man musste ihn in der Höhle vor dem Bauch tragen. Auch darf man keine Kleidung tragen, die man bereits in einer anderen Höhle getragen hat, um zu verhindern, dass eine Fledermauskrankheit (White Nose Syndrom, ein Pilz) übertragen wird. Da Karla noch nie zuvor in einer Höhle war, konnten wir das für sie mit Sicherheit sagen, aber für uns? Ich kann nicht sagen, wann ich das letzte Mal in einer Höhle war...
Oben angekommen hatten wir noch 40 Minuten Zeit, die wir zum Spielen mit Karla, Trocknen unserer nassgeschwitzten Oberteile und Fotografieren nutzten.
Dann endlich ging es los. In der Höhle sind das ganze Jahr über konstant 7 Grad Celsius, weshalb wir Jacken eingepackt hatten, von denen wir uns draußen bei nahezu 40 Grad Celsius nicht hatten vorstellen können, sie zu brauchen. Doch sobald sich die kleine, unscheinbare Holztür geöffnet hatte, war ich froh darum. Drinnen war es auch sehr dunkel, was das Fotografieren insofern schwierig machte, als dass man selbst bei guten Einstellungen bezüglich Lichtempfindlichkeit und Belichtungszeit beim Blick in den Sucher nicht sehen kann, was man später auf dem Foto (hoffentlich) sehen kann. Daher waren bei einigen Fotos Köpfe oder Motive abgeschnitten. Ihr ahnt es bereits. Wir haben seit Ende letzter Woche eine neue Kamera. Nachdem Karla das Display meiner Kamera beschädigt hat und wir unverhofft unsere Kaution der Leipziger Wohnung zurückbekommen hatten, stand die Frage, ob wir uns was halbwegs Vernünftiges mit Potenzial zum Aufrüsten oder wieder eine, im Vergleich dazu, billige Kompaktkamera zulegen sollten. Der Fotograf siegte und so haben wir nun eine wunderbare Pentax, die ich bereits ins Herz geschlossen habe, wenngleich ich noch keine Zeit hatte, mich in all die manuellen Funktionen einzuarbeiten. Dies war das erste Mal, dass ich Thomas eine Bedienungsanleitung lesen sah und mein Übersetzerherz hüpfte.
Eine Rangerin in typischer Kleidung führte uns durch die Höhle. Karla war gleich der Star der Gruppe und bekam Neidbekundungen für ihre (noch nicht vorhandene) Zweisprachigkeit. Sie plappterte und jauchzte, was das Zeug hielt. Man muss allerdings sagen, dass wir als Eltern dies als Vorstufe zu hoffnungsloser Müdigkeit deuten konnten und daher wussten, dass diese "gute Laune" wohl nicht lange anhalten würde. Als an einer Stelle das Licht gelöscht wurde, um zu demonstrieren, wie das vorhandene Kalzit das Licht der Taschenlampe bricht, weinte und schrie Karla vor Angst. Aber alle hatten Verständnis. Man kann nicht sagen, dass die Amerikaner kinderunfreundlich sind (nur unvorteilhaft für Mütter, die arbeiten wollen). Die Höhle hat sich durch Verwerfungen (faults) gebildet, die im Prinzip ganz Utah gebildet haben, oder zumindest das Utah Valley. Entlang dieser Verwerfungslinien drang dann Wasser in die Höhle ein und durch das darin vorhandene Sediment (Kalkstein) haben sich Tropfsteine (Stalaktiten (von oben) und Stalagmiten (von unten)) gebildet - also im Prinzip nicht anders als auch in der Baumanns- oder Herrmanshöhle im Harz, wo ich als Kind war. Nur dass es hier statt Grottenolmen Fledermäuse gibt, wobei ich sagen muss, dass ich weder das Eine noch das Andere je gesehen habe.
Am Ende der Höhle sprach uns eine Gruppe Amerikaner an, von denen auch einer in SLC wohnte, und gab ihre Schuldeutschkenntnisse zum Besten. Darunter: bitte, danke, und gleich um die Ecke. Das Wichtigste eben ;-) Immerhin war kein Hitlergruß dabei. Leider waren die fotografischen Künste noch schlechter als ihr Deutsch, sodass das Bild von uns Dreien nicht so gut wurde.
Draußen mussten wir uns erst einmal kurz an die Hitze gewöhnen und die Jacken verstauen. Karla wollte einen Kaffee. Wir versprachen ihn ihr unten, wenn sie nicht einschlief. Das schaffte sie ganz knapp, aber unten gab es leider keinen Kaffee und so fuhren wir nach Hause. Es stellte sich heraus, dass Karla erst um 20 Uhr einschlief.
Wir waren nach diesem Tag ziemlich fertig. Ich arbeitete noch ein paar Stunden und dann fielen wir todmüde ins Bett...
Gute Nacht!
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