Donnerstag, 31. Januar 2013

Special K

Special K

Am Dienstag waren Thomas und ich mal wieder in der Mittagspause Langlaufen. Die Bedingungen waren mal wieder schwer und langsam, gespurt war nichts. Seit Montag Abend hatte es wieder 20 cm geschneit. Am Abend waren wir wieder mit Karla in der „Little Gym“. Noch immer ist sie vom Schwebebalken am stärksten fasziniert und macht trotz Bauch doch eine recht gute Figur darauf. Auch die Rolle vorwärts bekommt ihr gut. Dieses Mal hat ein anderes Kind brechen müssen. Auch will sie überall hochklettern, sei es in der Kindersporthalle oder zuhause am Bücherregal oder Barstuhl. Karla redet nun auch mehr. Fast jeden Tag plappert sie ein neues Wort nach. Brot, Kohl, Apfel, Banane, Popel, Popo, Puppe, Mond/Moon, Mäh (zum Schaf), Erdbeere, und endlich sagt sie auch Milch zur Milch statt Tee. Doch verstehen tut sie noch viel mehr. Wenn sie will. Das bestätigte mir heute auch Gloria aus der Kita. Sie meinte, Karla redet jetzt viel mehr und versteht alles – auf Spanisch wohlgemerkt! Sie spricht sogar die zum Überleben wichtigsten Wörter auf Spanisch: Brot (pan) und Wasser (agua). Das hat mich zugegebenermaßen sehr überrascht. Die Kehrseite ist, dass Karla viele Dinge nun bewusster werden, sie ab und zu Angst vor für sie unerklärlichen Geräuschen hat (sie dann auf den Arm will) und sie regelmäßig eine oder mehrere Nächte schlecht schläft. Aber das gehört wohl dazu.

Am Mittwoch musste ich Karla halb 10 wieder aus der Kita abholen, weil sie angeblich Durchfall hatte. Zuhause kam aber so gut wie gar nichts aus ihr raus. Nur wenig Appetit hatte sie und da sie die Nacht zuvor kaum geschlafen hatte (genau wie ihre Eltern demnach), war sie auch sehr müde. Zum Glück ist in Deutschland dann kaum noch jemand im Büro und ich konnte unter Überwachung meines Posteingangs Karla bespaßen und zu Bett bringen, bis ich Thomas gegen 1 von der Arbeit abholen konnte. Karla schlief leider nur 20 min, so dass ich ihrem Mittagsschlaf nicht arbeiten konnte. Als Thomas da war, arbeitete ich nach. Karla schlief dann von 16:15 bis 19:30 (und ich von 16:00 bis 18:00), ließ sich aber gegen 21 Uhr wieder ins Bett bringen. In der Zeit konnte Thomas dann auch noch arbeiten. Ihr seht, mit beschaulichem Ehe- und Familienleben ist bei uns nicht viel – Kind, Karriere und Kaltwettersport beanspruchen uns voll und ganz.

Und mit K geht es weiter. Morgen geht es nach Arbeit und Kita nach Ketchum. Das liegt im Sun Valley, in Idaho, wo viele Hollywoodstars Urlaub machen. (Bruce Willis soll dort auch eine Bar haben, in der er selbst musiziert, wenn er im Lande ist.) Grund dafür ist Thomas' freier Startplatz bei der Boulder Mountain Tour: ein 32 km-Skating-Rennen, bei dem es insgesamt leicht bergab geht – also quasi ein Downhill-Rennen, das einem schweren Läufer wie Thomas entgegen kommen müsste. Hoffen wir auf harte Bedingungen, sodass er nicht zu tief (ein)sinkt ;-) Außerdem soll er dort auch gleich noch ein paar neue Rossignol-Ski testen.

Übernachten werden wir bei meiner Cousine Evelyn ca. 1 Autostunde südlich von Ketchum. Karla und ich bleiben dann auch dort, während Thomas sich im Schnee vergnügt. Wir werden Evelyn beim Ziegenimpfen helfen, und vielleicht komme ich auch mal zum Reiten. Am Sonntag geht es dann zurück.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

P.S. Habe heute beim Skilaufen einen Waschbären gesehen!

Fotos aus der Mittagspause
Fotos aus der Mittagspause
Fotos aus der Mittagspause
Fotos aus der Mittagspause

Fotos aus der Mittagspause

Karla in der Little Gym, danach Thomas beim Schneeschaufeln
Karla in der Little Gym, danach Thomas beim Schneeschaufeln

Karla in der Little Gym, danach Thomas beim Schneeschaufeln

Papa und Karla haben Spaß, während Mama arbeitet
Papa und Karla haben Spaß, während Mama arbeitet
Papa und Karla haben Spaß, während Mama arbeitet

Papa und Karla haben Spaß, während Mama arbeitet

Montag, 28. Januar 2013

Unser Wochenende

Unser Wochenende

Am Samstag war erst Thomas Langlaufen bei leicht vereisten Bedingungen in Mountain Dell und dann ich. Ich habe den Moose wieder gesehen und danach hat es mich gleich mal hingehauen. Und der Moose stand da und glotzte. Am Nachmittag bekamen wir Besuch von Thomas' Kollegen John und seiner Frau Catherine. Karla war leider an dem Tag nicht so gut drauf, aber als der Besuch da war, war sie trotzdem total aufgekratzt und wollte ständig mit Catherine spielen. So jagte sie ständig durch Küche und Wohnzimmer und Catherine meinte, es sei wie im Theater. Karla präsentiere eine Show nach der anderen. Dabei plapperte sie wie selbstverständlich einzelne englische Wörter von Catherine nach (z.B. purple = lila und dizzy = schwindelig). Catherine geht regelmäßig reiten und will mich mal mitnehmen, so dass wir auch mal mehrere Stunden ausreiten würden, wenn ich sicher genug im Sattel sitze.

Auch mein selbstgemachter Mohnkuchen kam gut an, auch wenn man hier nur eine mit Maissirup verunglimpfte Version von Backmohn findet. John nahm dann noch 3 Stücken mit und gestand Thomas heute, dass er sie auch schon vertilgt habe. Fast im Anschluss ging ich zu Denise und Frank, die einen Abend mit modernem Tanztheater vor sich hatten, und brachte Emma, Claire und Bruno ins Bett. Vorher spielten wir noch „Gespenst“ und ich las 5 Bücher vor. Dann waren alle so müde, dass ich sie nur noch auf die Betten zu verteilen brauchte.

Unten: Thomas stylte Karlas Haar für den Besuch, aber sie war darüber nicht so glücklich. Oben: Am Vormittag im Chariot
Unten: Thomas stylte Karlas Haar für den Besuch, aber sie war darüber nicht so glücklich. Oben: Am Vormittag im Chariot

Unten: Thomas stylte Karlas Haar für den Besuch, aber sie war darüber nicht so glücklich. Oben: Am Vormittag im Chariot

Unser Wochenende

Am Sonntag gaben wir Karla dafür für drei Stunden bei Denise ab und machten uns auf den Weg nach White Pine zum Langlauf. Losgefahren waren wir bei schönstem Kaiserwetter. Als wir dort ankamen, fanden wir uns erst in Schneeregen und Wind wieder. Dann schneite es bald dicke Flocken. Ich hatte gleich die Skating-Ski genommen, doch Thomas hatte nur Klassik-Ski dabei. Alles Umwachsen, Abkratzen, Schieben usw. half nichts, es blieb laaaangsam. Selbst an meinen Ski waren Batzen vom Neuschnee, sobald ich anhalten musste, um zu verschnaufen. Und das war oft. Irgendwie brachte ich die 1,5 Stunden herum und war danach total fertig, hatte ich doch noch Muskelkater in den Armen vom Fitnessstudio vom Vortag. Dann trafen wir noch Thomas' neuen Teamchef, Paul Clark, vom Rossignol-Skiteam hier, der ihm auch schon einen freien Startplatz am kommenden Wochenenden in Idaho bei der Boulder Mountain Tour verschafft hat. Auch etwas an Ausrüstung wird er wohl bekommen und natürlich den neuen Rennanzug. Thomas freut sich.

Nach etwas Regeneration machten wir uns bei trübem Wetter, das in Schneechaos ausartete, sobald ich den Toyota vom Hof fuhr, auf ins Kindermuseum. Da sind wir jetzt auch Mitglieder, nachdem wir ausgerechnet hatten, dass sich 4 Besuche pro Jahr schon lohnen und Karla in immer mehr Angebote dort „hineinwachsen“ würde. Dieses Mal zum Beispiel fand sie die Wasserspiele faszinierend. Glücklicherweise gibt es dort auch wasserfeste Schürzen. Nach unserer Rückkehr musste Karla erst einmal essen und Thomas 60m² à 20 cm, also 12 m³, Schnee schaufeln. Ich machte mich derweil an die Vorbereitung des Abendessens: Lachs mit Pommes Frites und Salat.

Und dann war das Wochenende auch schon wieder vorbei. Ich wünsche euch einen schönen Start in die Woche!

Karla im Kindermuseum: pitsch, pitsch, patsch, wer guckt denn da?
Karla im Kindermuseum: pitsch, pitsch, patsch, wer guckt denn da?
Karla im Kindermuseum: pitsch, pitsch, patsch, wer guckt denn da?
Karla im Kindermuseum: pitsch, pitsch, patsch, wer guckt denn da?

Karla im Kindermuseum: pitsch, pitsch, patsch, wer guckt denn da?

Turnübungen mit Papa am Abend erquickend und labend

Turnübungen mit Papa am Abend erquickend und labend

Sonntag, 27. Januar 2013

Kurioses aus den Staaten: Unterschiede im Verkehr

Kurioses aus den Staaten: Unterschiede im Verkehr

Dieser Eintrag wird sicher für all diejenigen unter euch interessant sein, die planen uns zu besuchen und hier Auto zu fahren. Zuerst möchte ich etwas zu den technischen Gegebenheiten sagen. Wie viele von euch schon wissen, wird hier hauptsächlich mit einem Automatikgetriebe gefahren. Das heißt, man hat im Auto auch keine Kupplung, sondern nur das Gas- und das Bremspedal, die ebenso wie in Autos für den europäischen Markt angeordnet sind: Gas rechts, Bremse links. Das linke Bein benutzt man daher gar nicht, was erst einmal gewöhnungsbedürftig ist. Ganz weit links im Fußraum hat man dann häufig noch die „Handbremse“, die demzufolge in der Mittelkonsole fehlt, aber durch Treten wie eine Handbremse eingesetzt wird. Einen Schalthebel hat man trotzdem. Mit ihm wählt man zwischen verschiedenen Modi von oben nach unten aus. Hier die wichtigsten. „P“ steht für „Parking“, also wenn man das Auto abstellt, sei es kurz oder für länger. Dann folgt „R“, was für „Reverse“ bzw. den Rückwärtsgang steht. Danach kommt „N“ für „Neutral“ bzw. Leerlauf. Dann kommt „D“, was für „Drive“, also für „Fahren“ steht und die Gänge 1-5 bzw. 6 umfasst. Mitunter, so auch in unserem Auto, kann man in einen 3. und 2. Gang schalten, was praktisch ist, wenn man ohne zu bremsen bergab fahren möchte. Der Moduswechsel erfolgt durch Drücken eines Knopfes links im Kopf des Hebels und gleichzeitiges Ziehen des Hebels in den gewünschten Modus. Zu beachten ist, dass der Motor nur gezündet werden kann, wenn der Hebel in Parkposition steht und man die Bremse tritt.

Kurioses aus den Staaten: Unterschiede im Verkehr

Vorfahrt – Yield und Stop

Am wichtigsten finde ich die unterschiedliche Vorfahrtsregelung am Stoppschild. Hier gibt es zwei Arten von Stoppschildern. Zuerst einmal sehen Stoppschilder hier genauso aus wie bei uns. Es gibt Stoppschilder, unter denen ein weiteres kleines rotes Schild darauf hinweist, dass alle anderen Straßen der Kreuzung ebenfalls durch ein Stoppschild geregelt sind („all way“ oder je nach Anzahl der Straßen „4-way“ oder „3-way“). Das heißt dann, dass alle Straßen gleichberechtigt sind. Allerdings gilt dann, dass der zuerst die Kreuzung überqueren darf, der zuerst angekommen ist. An einer 4-Straßen-Kreuzung, an der alle Straßen mehrere Spuren aufweisen, stellt dies eine nicht unerhebliche Gedächtnisleistung dar und verlangt einiges an Konzentration. Aber man gewöhnt sich daran. Erst wenn Autos zugleich ankommen, gilt rechts vor links – oder Höflichkeit. Man sollte jedoch nie von der Höflichkeit der Anderen ausgehen – wie überall. Das Gefährliche an dieser Art von Stoppschild ist eigentlich nur die andere Art von Stoppschild. Da fehlt das kleine Hinweisschild darunter und man muss allen anderen Vorfahrt gewähren, bis die Straße frei ist, wie wir es von unseren Stoppschildern kennen. Da die gleichberechtigten Stoppschilder jedoch zahlenmäßig in der Stadt überwiegen, kann man leicht vergessen, dass man die anderen passieren lassen muss. Wenn man Glück hat erinnert das Schild „Through-traffic does not stop“ (Durchgangsverkehr hält nicht an) einen daran, bevor es zu spät ist.

„Yield“ bedeutet im Zusammenhang mit Straßenverkehr immer, dass man Vorfahrt gewähren muss. Es steht außerdem auf den „Vorfahrt gewähren“-Schildern, die wie deutsche Schilder aussehen.

Kurioses aus den Staaten: Unterschiede im Verkehr

Rechts abbiegen: Auf einen weiteren Unterschied zu unseren Vorfahrtsregeln treffen wir, wenn es um das Abbiegen nach rechts an einer Ampelkreuzung geht. Bei uns darf man an einer roten Ampel ja nur mit dem grünen Pfeil rechts abbiegen. Hier darf man das immer. Außer es steht dort ein Schild, das dies verbietet, was selten ist. Ich weiß nicht, ob ich in Salt Lake überhaupt schon einmal eines gesehen habe. Auf diesem heißt es dann: No right turn on red. Aber natürlich muss man Fußgängern, den Durchgangsverkehr von links und Linksabbiegern aus dem Gegenverkehr, die einen grünen Pfeil haben können, passieren lassen.

Als Fußgänger muss man immer an der Ampel auf einen Knopf drücken, wenn man die Straße überqueren will. Drück man nicht, wird es nicht grün, auch wenn frei wäre.

Als Fußgänger muss man immer an der Ampel auf einen Knopf drücken, wenn man die Straße überqueren will. Drück man nicht, wird es nicht grün, auch wenn frei wäre.

Kurioses aus den Staaten: Unterschiede im Verkehr

Links abbiegen: Beim Abbiegen nach links gibt es kaum Unterschiede. Man muss bei normaler grüner Ampel den Gegenverkehr passieren lassen und hat bei einem grünen Pfeil unmittelbar freie Fahrt. Meist erklärt das auch noch einmal ein Schild darüber: Left turn yield on green (wobei „green“ als grüner Punkt dargestellt ist, um es vom Pfeil abzugrenzen).

Kurioses aus den Staaten: Unterschiede im Verkehr

Noch ein Wort zu Ampeln. Diese stehen anders als in Deutschland HINTER der Kreuzung, die sie regeln. Das kann verwirrend sein, wenn man an einer T-Kreuzung (vom Fuße des T kommend) nach grünem Licht links abbiegen will und plötzlich vor einer roten Ampel steht, die aber dem Verkehr gilt, der nun hinter einem liegt. Dann heißt es skrupellos weiterfahren. Was jedoch praktisch ist, ist dass über der Kreuzung stets der Name der Straße steht, die man kreuzt, wenn man geradeaus fährt.

Kurioses aus den Staaten: Unterschiede im Verkehr

Fußgängerüberwege: Die sogenannten Ped Xings (sprich: Pättkrossings) oder Crosswalks befinden sich am liebsten vor Schulen und Schulen gibt es überall :-). Wenn nicht gerade Schulbeginn oder -ende ist, sieht man selten überhaupt Fußgänger und noch seltener in der Nähe von Zebrastreifen. Im Übrigen sehen diese hier nicht immer wie eben Zebrastreifen aus. Es können auch einfach zwei Linien quer über der Straße sein, an denen rechts und/oder links ein gelbes Schild mit „PedXing“ oder nur „Xing“ oder nur „Peds“ steht. Wobei „Ped“ als Kurzform zu „Pedestrian“ (Fußgänger, lat. pedes = Füße) nicht zu verwechseln ist mit „pet“, was Haustier bedeutet bzw. jedes Tier, das sich streicheln lässt (to pet = streicheln, jetzt wisst ihr auch, woher „heavy petting“ kommt ;-)).

Nachdem wir nun wissen, woran wir sie erkennen, ist am wichtigsten zu wissen, dass man NICHT anhalten muss bzw. erst, wenn der Fußgänger es bereits bis zur Hälfte der eigenen Spur geschafft hat. Steht so im Handbuch. Davor darf man ihn demnach umfahren, mit Betonung auf der Vorsilbe. Interessanterweise kollidiert diese Regelung aber manchmal mit der Regel, dass ein Fußgänger Vorrang hat, wenn er die Straße zwischen zwei Fußwegen überquert. Er hat also nicht Vorrang, wenn er den Fußweg verlässt, die Straße überqueren will, wenn sein Fußweg auf der anderen Seite nicht weitergeht. Warum man diese Regelung erfunden hat, ist mir nicht klar.

Mitunter gibt es an der Querung rechts und links der Straße kleine Pfosten mit einer Art Köcher, in denen neonrote Plastikfahnen stecken. Diese soll der Fußgänger beim Unterfangen, die Straße zu queren, mit sich führen, um besser gesehen zu werden. Angesichts der Tatsache, dass man hier nicht mit Fußgängern rechnet und dass es kaum Straßenbeleuchtung gibt, keine so dumme Idee. Dumm ist nur, wenn alle Fähnchen bereits auf die andere Straßenseite getragen wurden. Dann muss einer die Hälfte zurücktragen. Ich muss gestehen, ich bin noch nie mit Fähnchen über die Straße gegangen.

An Schulen muss zu Stoßzeiten häufig 20mph gefahren werden und gelbe Lampen blinken, um einen daran zu erinnern. Einen stehenden Schulbus sollte man nicht überholen, auch nicht als Gegenverkehr. Häufig wird sogar ein Stoppschild herausgeklappt. Also lieber dahinter bleiben bis er weiterfährt.

Kurioses aus den Staaten: Unterschiede im Verkehr

Überholen mit Einholen: Wir kennen es alle und es ist uns ins Blut übergegangen: Das Rechtsfahrgebot! Theoretisch gilt es hier eigentlich auch. Auf Autobahnen wird man auch gern mit dem Schild „Slower traffic keep right“ daran erinnert. Dem steht die Regel entgegen, dass man auf mehrspurigen Straßen auch von rechts überholen darf. Dies geschieht dann auch häufig. Der Grund dafür ist, dass auch gilt, dass man so selten wie nötig nur die Spur wechseln soll („keep your lane“). Dadurch kommt es zu unterschiedlichen Szenarien. Dann fährt da halt einer auf dem Freeway (Geschwindigkeitsbegrenzung meist 65 Meilen/h) mit 60 auf der linken Spur vor sich hin, bleibt brav in der Spur, so dass alle anderen ihn umfahren müssen, Betonung auf der zweiten Silbe. Andererseits kann, wer es sehr eilig hat, sich Lücken suchen und so alle anderen und sich durch häufige Geschwindigkeitswechsel in Gefahr bringen.

Sonstiges

Mit dem deutschen Führerschein darf man in der Regel 6 Monate fahren, auch wenn meine ganz speziellen Freunde beim Verkehrsamt der Meinung waren, es seien nur 60 Tage. Es ist jedenfalls nicht verkehrt, einen internationalen Führerschein oder wenigstens einen im Kreditkartenformat zu haben. Darauf vertrauen Amerikaner generell mehr. Die Geschwindigkeitsbegrenzung sollte man einhalten, in der Stadt zwischen 20 und 30 Meilen pro Stunde (also zwischen 30 und 50) und auf dem Freeway/Interstate meist 65 in Stadtnähe, auf dem platten Land oft auch 75 Meilen pro Stunde. Auch wenn es keine stationären Blitzer hier gibt: Lasst euch nicht beim „Speeding“ erwischen, wenn ihr auch noch so einen rosafarbenen Lappen habt wie ich – dann verhaften sie euch wahrscheinlich gleich ;-) Im Übrigen darf man im Gegensatz zu deutschen Gepflogenheiten in den USA nicht ohne Grund von der Polizei angehalten werden. Also eine bloße Kontrolle der Papiere ist im „Land of the Free“ verboten. Allerdings solltet ihr darauf achten, im Fahrer- und Beifahrerraum keinen Alkohol mit euch zu führen, denn dann kann man euch leicht „Driving Under The Influence“ (DUI) unterstellen, also Fahren unter Alkoholeinfluss. Und auch wenn ihr nicht einfach angehalten werden dürft: Die Polizei kann mit dem Motorrad unterwegs sein und hätte dann guten Einblick ins Autoinnere, da sie dann ja leicht erhöht sitzen.

Interessant zu wissen ist auch, dass hier immer der Fahrer versichert ist (wenn er eine Versicherung hat), egal welches Auto er fährt oder ob der Autohalter eine Versicherung hat. Theoretisch muss man eine Haftpflichtversicherung haben, aber viele fahren sozusagen schwarz. Wenn sie einen Unfall verursachen, haben nicht nur sie Pech, sondern auch der Geschädigte, der dann auf seinen Kosten sitzen bleibt, sofern seine Versicherung nicht einen unversicherten Unfallverursacher mit abdeckt. Logisch, oder?

In diesem Sinne: Gute Fahrt!

Gute Fahrt!

P.S. Wer noch spezieller Fragen hat, auch zum Vokabular, kann mich gern fragen. Es gibt übrigens sogar ein Verkehrsschild, das das Trampen verbietet! Da sage noch einer in Deutschland sei immer alles verboten! Wer sich noch mehr für amerikanische Verkehrszeichen interessiert, dem sei dieser Link empfohlen:

Donnerstag, 24. Januar 2013

Besuch aus Idaho & Ausgebremst

Besuch aus Idaho & Ausgebremst

Am Montag war in Utah bzw. den ganzen USA Feiertag: Martin Luther King Day. Unsere Kita hatte zum Glück geöffnet und schon auf dem Weg sah man hier und dort die amerikanische Flagge im Schnee vor dem Haus stecken. Thomas hatte frei, was hier an einem Feiertag nicht selbstverständlich ist, und ich war von der Chefetage aus Köln angemahnt worden, noch eine Woche Überstunden bis Ende Februar abzubauen. Also konnte ich mir den Montag freischaufeln. Gleich nachdem wir Karla in die noch recht leere Kita gegeben hatten, fuhren wir nach Round Valley, einem kostenlosen, aber gespurten Tal zum Langlaufen bei Park City. Dort wollten wir uns eigentlich mit der Österreicherin Sylvia und ihrem Mann Mike treffen, die wir am Nachmittag zuvor besucht hatten, sowie mit Thomas' sportbegeistertem Kollegen John Bridge. Doch Sylvia war 9 Uhr zu früh und sie musste dann auch arbeiten und John war nach intensivem Training am Vortag kaputt und kam nicht. Round Valley eignet sich perfekt zum Skaten. Trotzdem ich in der Skating-Technik schon gute Fortschritte gemacht hatte, war ich immernoch regelmäßig frustriert und schnell außer Atem. Ein Teil davon lag an meinem alten Ski. Dank Johns Beziehungen hatte ich ein neues Paar sehr viel günstiger bekommen und schon ging es besser. Doch noch nicht gut genug. An diesem Tag nun kam die Wende. Dank Thomas' gutem Auge musste ich einsehen, dass mein Stockeinsatz suboptimal mit meiner Beinarbeit synchronisiert war, um es mal euphemistisch auszudrücken. Man kann auch einfach sagen, ich betrieb Stockkampf :-) Nach etwas Übung hatte ich es bald raus und es ging auch gleich viel leichter. Und ich nehme an, es sah auch etwas unverkrampfter aus. Auch für den Eintakter bekam ich an diesem Morgen ein viel besseres Gefühl... Skaten fetzt schon! Vielleicht kann ich in der Anfängerklasse auch bald mal ein Rennen mitmachen!

Am Nachmittag hatte sich dann Besuch aus Idaho angesagt, meine Cousine Evelyn unbekannten Grades, die wir schon letztes Jahr und 2010 besucht hatten. Nach einem Spaziergang im Sugarhouse Park holte Thomas Karla aus der Kita ab und wir fuhren zur Mormonen-Gedenkstätte "This is the Place", um uns das historische Dorf anzusehen. Karla genoß die Fahrt im Schlitten und spielte Maulwurf mit Thomas' Handschuhen. Am Dienstag ging ich mit Evelyn auf dem Bonneville Shoreline Trail wandern. Leider haben wir momentan Inversionswetterlage, weshalb es im Tal trüb und die Luft schlecht ist. Dann holten wir Karla ab und spielten noch mit ihr zuhause, bis es zum Kindersport in die "Little Gym" ging. Dieses Mal breiteten sie ein großes Tuch aus, ähnlich einem Fallschirm, und die Kinder konnten darunter durchflitzen, so lange es die Eltern in der Luft halten konnten. Karla konnte gar nicht genug davon bekommen und quiekte vor Vergnügen. Schon bei unserer Ankunft wollte sie die Turnhalle stürmen, noch bevor die Vorgängergruppe heraus war, und rüttelte ungeduldig am Türknauf. Am Reck fand sie es nicht so spannend und ließ sich wie ein nasser Sack dran hängen und wollte sich nicht einmal daran festhalten, obwohl sie es zwei Unterrichtsstunden laut Thomas gut gemacht hatte. Aber wir sind ja auch nicht jeden Tag gleich drauf. Danach schlief sie jedenfalls gut und wir konnten noch in der Küche sitzen und erzählen...

Blick vom Bonneville Shoreline-Wanderweg auf Salt Lake City

Blick vom Bonneville Shoreline-Wanderweg auf Salt Lake City

Im historischen Dorf "This is the Place"
Im historischen Dorf "This is the Place"

Im historischen Dorf "This is the Place"

Besuch aus Idaho & Ausgebremst
Besuch aus Idaho & Ausgebremst

Am Mittwoch mussten wir dann leider das Auto in die Werkstatt bringen. Unsere Bremsen hatte am Vortag begonnen knirschende Geräusche zu machen, die schnell lauter wurden. Also fuhren Evelyn und ich nach der Arbeit in die Werkstatt im Stadtzentrum und vergnügten uns, während ich auf einen Anruf von der Werkstatt wartete bei verschiedenen Bioläden, die es in Idaho nicht gibt. Leider verschlug es mir doch etwas die Kauflaune als Rich von der Werkstatt mir erklärte, dass er mir zwar möglichst viel Geld sparen will und mir einen guten Deal macht, es aber trotzdem über 600 Dollar kosten würde, die hintere linke Bremse auszutauschen. Das Teuere daran, erklärte er mir, sei nicht der auszutauschende Bremsbelag, sondern der Bremssattel. Dann müsse das Bremssystem gespült und neu befüllt werden. Ob der Bremsschuh auch in Mitleidenschaft gezogen sei und es noch teurer werde, könne er erst sagen, wenn sie mit der Reparatur begonnen hätten. Außerdem haben sie die Erfahrung gemacht, dass der Bremssattel der anderen Seite häufig auch bald verschlissen sei. Aber er wolle mir nichts aufschwatzen. Nur hinten links sei die Bremskraft eben nur noch bei 6 % und so weiter und so fort.... Nachdem er 600 Dollar gesagt hatte, hatte ich kurzzeitig nicht mehr zugehört. Aber dank meiner Karriere als technischer Übersetzer, in deren Rahmen ich vor meiner Spezialisierung auf Medizin, auch Werkstatthandbücher für Automechaniker übersetzt hatte, hatte ich doch genug verstanden. Thomas meinte später, er sei froh, dass ich das gemacht habe, denn er hätte sicher nur Bahnhof verstanden. Nach Rücksprache mit ihm, gab ich Rich grünes Licht. Wir könnten das Auto dann zwischen 5 und 6 Uhr heute Abend abholen. Evelyn und ich holten dann noch schnell Karla ab und dann fuhr sie auch schon wieder los gen Norden, ins Land der Kartoffelbauern, zu ihrer Fleischziegenfarm und ihrem Cowboy.

Am Abend, über 600 Dollar leichter, traf uns dann die Erkenntnis, dass wir ja beim Autokauf eine ziemlich gute Versicherung abgeschlossen hatten, die verschlissene Bremsen abdeckte. Dummerweise steht im Kleingedruckten, dass der Anspruch nur geltend gemacht werden kann, wenn man die Versicherung VOR der Reparatur kontaktiert, bzw. wenn die Werkstatt dies tut. Also bekniete Thomas am nächsten Tag Rich am Telefon, doch trotzdem mit der Versicherung zu reden. Was Rich auch tat. Ergebnis: Dies sei eine Fall-zu-Fall-Entscheidung und wir sollten unsere Erklärung und die Unterlagen hinfaxen. Also setzte ich mich noch am gleichen Abend hin und verfasste ein Schreiben in schönem Englisch und hoffentlich überzeugender Argumentation. Wir warten gespannt auf ihre Antwort und sind beim nächstem Mal schlauer. Ich glaube, man nennt das "Lehrgeld zahlen". Ich hoffe, wir bekommen etwas davon zurück...

Impressionen aus dem Untergeschoss

Impressionen aus dem Untergeschoss

Karla versetzt sich gern in anderer Leute Lage, äh Schuhe - hier Mamas Skischuhe

Karla versetzt sich gern in anderer Leute Lage, äh Schuhe - hier Mamas Skischuhe

Mein Freund der Schneeanzug
Mein Freund der Schneeanzug
Mein Freund der Schneeanzug
Mein Freund der Schneeanzug

Mein Freund der Schneeanzug

Auf dem Spielplatz ist es bei jedem Wetter schön
Auf dem Spielplatz ist es bei jedem Wetter schön
Auf dem Spielplatz ist es bei jedem Wetter schön
Auf dem Spielplatz ist es bei jedem Wetter schön

Auf dem Spielplatz ist es bei jedem Wetter schön

Sonntag, 20. Januar 2013

Neues vom Wachser

Am Samstag fand das 3. von 5 Rennen der Wasatch Citizen Series statt. Diese Wettkampfserie existiert seit den 70er Jahren und ist, wie der Name schon sagt, eher für "normale" Leute gedacht, die gern kompetetiven Skilanglauf betreiben. Aber was ist schon normal? So gesellte sich diesmal neben dem späteren Sieger Jeremy Teela (im Weltcup aktiver Biathlet) und 3 weiteren Mitgliedern des US-Skiteams auch Billy Demong (2010 Olympiasieger in der Nordischen Kombination) hinzu.

Billy Demong war mit Startnummer 400 auch am Start.

Billy Demong war mit Startnummer 400 auch am Start.

Ich konnte mich diesmal ganz gut schlagen und erreichte nach gut 10 km das Ziel als 7. mit einer Minute Rueckstand. Da die Pros nur ab und zu am Start stehen und selten einer alle Wettkämpfe mitmacht, hoffe ich, dass ich in der Gesamtwertung noch auf den 3. Platz kommen kann (1 und 2 scheinen schon vergeben zu sein). Es hat wieder Spaß gemacht auf den Strecken in Soldier Hollow zu laufen.

Samstag, 19. Januar 2013

Kurioses aus den Staaten

Kurioses aus den Staaten

Heute will ich euch berichten, wie hier Auto gefahren wird. Autofahren hat hier ungefähr den Stellenwert des Zufußgehens in Deutschland. So haben wir beispielsweise unseren Nachbarn Keith bisher nur zu Fuß sein Haus verlassen sehen, wenn er uns die Post von seinem Vorgartenrasen bringt oder er beim Umparken zwischen seinem und dem Auto seiner Frau wechselt. Und dabei haben sie einen Hund, der auch nie im Garten zu sehen ist. Offenbar wird er zum Gassigehen gefahren. Nur unseren anderen Nachbarn Joe sehen wir ab und zu zum Shop'n Go an der Ecke gehen. Aber ich denke, das liegt daran, dass er kein Auto hat. Was selten ist. Laut dem Autor Bill Bryson ist man kurz davor aus der Plastiktüte zu leben, wenn man sich in den USA kein Auto leisten kann. Nicht dass es so billig wäre, nein, sondern weil es als ein Artikel des Grundbedarfs angesehen wird. Lieber spart man beim Essen und anderen Qualitäten. Wie viele Personen über 16 in einem Haushalt leben, lässt sich ganz leicht an der Anzahl der vor dem Haus geparkten Autos ablesen.

Das Auto oder des Amerikaners bester Freund

Die Autos, die hier gefahren werden, sind für ein europäisches Auge häufig, mit einem Wort ausgedrückt, protzig. Und sie haben auch protzige Namen, wie z. B. Dodge Turbo Ram oder Ford F350 Super Duty, und klingen tun sie mitunter wie Hubschrauber. Diese Mehrzweckgeräte haben enorm viel Hubraum. Man sieht viele Pickups, also Autos, die eine offene Ladefläche haben. Der Grund dafür ist vielleicht, dass viele Männer hier auf die Jagd gehen und das Reh ja dann nicht in den Kofferraum passt und diesen nicht verdrecken soll. Thomas' Chef und Freund der Familie, Frank, ist einmal auf dem Weg zur Uni in einen Elch hineingefahren. Zum Glück kam hinter ihm gleich einer mit einem Pickup, der den Elch ohne Fragen zu stellen einsackte. Aber Amerikaner fahren große Autos auch, einfach weil sie es können :-) Benzin ist billig und wenn man mal einen Elch oder ein Haus durch das Land zu fahren hat, dann kommt so ein leistungsstarker Benzinschlucker ganz praktisch. Ein Platzproblem gibt es auch nicht. Die Straßen sind breit und es ist extrem selten, dass man irgendwo nach einem Parkplatz suchen muss. Lediglich mit der Höhe könnte es ein Problem geben, denn manch ein Parkhaus ist auf 6 oder 7 Fuß (1,80 – 2,10 m) beschränkt. Aber das Auto ist auch der Helfer in der Not. Sollte man das Gefühl haben, auf dem Weg zum Auto verfolgt zu werden, verfügt jeder Transponderschlüssel auch über einen Knopf für den sogenannten Panic Alarm. Das Auto fängt dann laut an zu hupen, bis man wieder darauf drückt. Allerding darf man dann dem Kind auch nicht den Autoschlüssel zum Spielen geben, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Karla hat sich vor dem Panic Alarm jedenfalls nicht erschrocken. Aber natürlich schlägt das jeden potenziellen Angreifer in die Flucht. Es geht ja immerhin um das "Gefühl von Sicherheit", nicht wahr? Bis man an die Waffe im Handschuhfach kommt ;-) Am Ende des Artikels findet ihr noch einen Link zum durchaus ernst gemeinten Umgang mit dem Panic Alarm - zum Lachen, aber leider nur auf Englisch.

Die Verkehrsregeln und deren Auslegung im Alltag

In den USA sind die Verkehrsregeln Ländersache. Zieht man von einem Bundesstaat in einen anderen, muss man über lang oder kurz dort einen Führerschein des Bundeslandes erwerben, und zwar in Theorie und Praxis. Daher ist es unvorstellbar, dass ein deutscher oder internationaler Führerschein hier einfach so akzeptiert würde.

Fangen wir beim Handbuch an. Darin findet man unter anderem, wie man fahren sollte, wie man richtig einparkt, wie man sein Punktekonto erleichtert. Das Handbuch ist mitunter in einem witzigen Ton geschrieben und unterhaltsam zu lesen. Zum Beispiel erfährt man daraus, dass es nicht wahrscheinlich ist, einen Zusammenstoß mit einem Zug zu überleben, sollte man sich entschließen an einem Bahnübergang auf den Schienen zu parken oder zu halten.

In Utah darf man ab 16 Jahren den Führerschein machen, wenn man aber auf der elterlichen Farm mithelfen muss, mitunter auch schon mit 14. Das sieht vor allem dann witzig aus, wenn so ein Knirps hinter dem Steuer eines auch für Erwachsene überdimensionierten Pickup-Trucks sitzt. Fährt jemand „nur“ einen Traktor, braucht er gar keinen Führerschein, selbst wenn er damit auf einer normalen Straße fährt. Im Nachbarstaat Wyoming kann man den Führerschein regulär mit 14 machen.

Was am Steuer alles geht

Zwischen dem Inhalt des Handbuchs und der tatsächlichen Fahrweise liegen hier jedoch ein ums andere Mal Welten. Beim Autofahren können Amerikaner so ungefähr alles machen. Da ja die Wenigsten ein Auto mit manueller Schaltung besitzen, ist die rechte Hand auch meistens frei. Wir erinnern uns, dass die eigentlich auch am Lenkrad liegen sollte, so auf 2 Uhr. Bei gefühlt jedem zweiten Fahrer, vor allem Frauen, liegt die jedoch an ihrem Ohr, genauer gesagt, am Mobiltelefon. Das Telefonieren am Steuer (ohne Freisprecheinrichtung) ist hier nicht verboten. Auch das SMS-Schreiben nicht. Aber wahrscheinlich wird zumindest Letzteres bald verboten, denn wenn jemand ungewollt mehrere Spuren wechselt oder den Jogger fast überfährt, weil er doch noch über das Stoppschild und, ups, über den Fußgängerüberweg gefahren ist, ist der Grund meistens eine wichtige SMS, die noch schnell zu Ende geschrieben werden musste.

Neben Telefonieren und Texten können Amerikaner vor allem Eines gut am Steuer: essen und trinken. Nicht umsonst ist dies die Heimstätte des „Drive-Through“. Nicht umsonst spielt die Zahl der Flaschenhalter im Auto eine größere Rolle bei der Kaufentscheidung als die Sparsamkeit. Unser Auto hat z. B. vorn nur 2 nicht allzu praktische Halter, aber dafür auch noch welche bis zur dritten Sitzreihe. Letztens kam mir sogar ein Auto entgegen, das langsam auf meine Spur abzudriften drohte. Beim Näherkommen sah ich, dass sich der Fahrer gerade einen Pullover übergezogen hatte. Außerdem habe ich auch schon einen Fahrer gesehen, der sich am Steuer rasiert hat, zum Glück nur elektrisch. Manch einer wohnt wahrscheinlich mehr in seinem Auto als zuhause.

Der U-Turn oder Wende auf amerikanisch

In den USA darf man ja an jeder Ampel, sofern nicht anders angegeben, sowie auf jeder Straße, die breit genug für den Wendekreis des eigenen Autos und gerade frei ist, eine 180°-Wende vollführen. Das ist der sogenannte „U turn“ im Land der Freiheit. Nun habe ich schon erlebt, dass an einer Linksabbiegerampel vor mir zwei Autos standen, deren Fahrer beide, ohne, dass sie es wussten, ein solches Manöver planten. Die Ampel sprang auf den grünen Pfeil und der zweite Fahrer konnte es wohl nicht abwarten und begann gleich aus seiner Position mit der Wende, während der erste Fahrer genau das Gleiche tat. Mit dem Ergebnis, dass sie sich fast gerammt hätten, weil beide Auto zu allem Überfluss auch einen zu großen Wendekreis für die Straße hatten und sich in Sekundenschnelle einigen mussten, wer wie wo lang fährt - einer politischen Wende nicht ganz unähnlich. Gehupt hat allerdings keiner. Gehupt wird hier eigentlich nur, wenn man an der Ampel nicht schnell genug losfährt. Oder ein Anderer bog von einem Schulhof auf eine per Mittelstreifen getrennte mehrspurige Straße trotz Verbots nach links ab und war damit mal ein paar Hundert Meter als Geisterfahrer unterwegs, nur weil er keinen U-Turn an der nahen Ampel machen, sondern bei der Lücke im Mittelstreifen verkehrswidrig auf die richtige Fahrspur gelangen wollte. Er brauste davon und hatte offensichtlich Spaß am Verbotenen.

Die Schule und der Ernst des Lebens

Wenn es jedoch um ihre Kinder geht, verstehen die Amerikaner keinen Spaß. Nein, wenn die Schule morgens halb 9 anfängt und gegen 3 Uhr nachmittags zu Ende ist (auch in der 1. Klasse), ist Stau. Warum? Zum Einen ist natürlich das Verkehrsaufkommen höher, denn jedes Kind will von Mami per Auto in die Grund- oder Gesamtschule gebracht und wieder abgeholt werden. Schulbusse dürfen sie ja erst nutzen, wenn die Kinder nicht mehr in objektiver Laufweite wohnen. Zum Anderen ist die Geschwindigkeit in der mitunter laaangen Schulzone dann auf 20 Meilen pro Stunde (ca. 30 km/h) beschränkt. Zu allem Überfluss stehen an jeder Kreuzung und jedem Zebrastreifen Freiwillige in Warnwesten mit Stoppschildern, die diese auch zu gebrauchen wissen, sobald doch mal ein Kind zu Fuß daherkommt und die Straße überqueren will (oder irgendjemand anderes, damit sie auch etwas zu tun haben). Außerdem gibt es ja da noch die Schulbusse. Sobald diese anhalten und Schüler aussteigen, wird vom Fahrer zu beiden Seiten des Busses ein Stoppschild herausgeklappt, sodass nicht nur alle Autos hinter dem Bus, sondern auch der Gegenverkehr halten muss, damit die Kinderlein an Ort und Stelle über die Straße gehen können und nicht erst zum nächsten Zebrastreifen laufen müssen. Was vielleicht insofern gerechtfertigt ist, als dass man beim Zebrastreifen nicht anhalten muss. Ich finde das ja reichlich übertrieben, zumal das sich das zeitlich vor- und nachmittags zieht und der Ausnahmezustand nicht mit 30 min abgetan ist. Einerseits unlogisch, andererseits begrüßenswert erscheint daher, dass Kinder ab 16 Jahren mit dem eigenen oder elterlichen Auto selbst zur Highschool fahren dürfen. Die Größe der Parkplätze vor den Schulen wäre in Deutschland vielleicht vor Konzert- oder Messehallen oder vor Fußballstadien denkbar. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass hier einige Schulen auch gleich ein Stadium mit dran haben.

Heute schon einen Schulterblick gemacht?

Ein weiteres Kapitel ist der Schulterblick, der hier nicht besonders beliebt ist. Vor allem beim Herunterfahren vom eigenen Grundstück fahren die meisten nach der Devise: Erstmal schnell auf die Straße! Das mussten Karla und ich vor allem in der ersten Zeit, als wir noch überwiegend Fußgänger waren, feststellen und mehr als einmal schnell ausweichen. Dazu kommt noch, dass man hier eher weniger mit Radfahrern oder gar Fußgängern rechnet. Auch auf dem Freeway, so einer Art Autobahn, auf der man immerhin 65 Meilen/h (100 km/h) fahren darf, viele aber schneller fahren, wechseln manche die Spur ohne Schulterblick oder Blick in den Rückspiegel und sei es auch nur, um festzustellen, wie weit das gerade überholte Auto schon weg ist. Mir ist es einmal passiert, dass ein Fahrer seeeehr dicht vor mir einscherte. Ich war so perplex, das Thomas für mich hupte. Da es hier auch erlaubt ist, von rechts zu überholen, muss man auf dem Freeway besonders aufpassen. Einige Fahrer sind wahre Meister des Lückenspringens und man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Gefährlich wird das beispielsweise, wenn von rechts und links Autos gleichzeitig auf die gleiche Spur wechseln wollen. Das habe ich allerdings zum Glück noch nicht erlebt. Und ich hoffe, das bleibt auch so. Die etwas anderen Regeln hier geben jedoch noch mehr her. Daher wird es beim nächsten Mal "Kurioses aus den Staaten" um einen Vergleich der wichtigsten Verkehrsregeln gehen. Bis dahin Augen auf im Straßenverkehr!

Reno Dezember 2010: Damals kam uns dieses Auto noch groß vor!

Reno Dezember 2010: Damals kam uns dieses Auto noch groß vor!

Freitag, 18. Januar 2013

Sie haben bestanden! Teil 1

Am Donnerstag habe ich es tatsächlich noch einmal gewagt und bin zum Verkehrsamt gefahren. Schon auf dem Weg dorthin, als ich zum Amt einbog, schlug mein Herz im Takt des Blinkers. Bewaffnet hatte ich mich mit Sozialversicherungsnummer, Arbeitserlaubnis (braucht man eigentlich nicht), Pass, Visum, dem eigens für diesen Zweck erkämpften Kontoauszug, unserem Mietvertrag und meinem deutschen Führerschein mit notariell beglaubigter Übersetzung. Dieses Mal sollte ich am Empfang beim gleichen jungen Mann vom letzten Mal meine Arbeitserlaubnis vorzeigen. Hm, na ja, ging ja gut los. Diese Mal war es sehr viel leerer und ich kam sofort an Schalter Nr. 1. Dieses Mal natürlich nicht bei der garstigen Lady vom letzten Mal. Ich war erleichtert, doch diese Erleichterung sollte sich bald legen, als wir zum 2. Adressnachweis, meinem Kontoauszug, kamen. Der Beamte mit asiatischem Migrationshintergrund schüttelte mit dem Kopf und meinte, den könne er nicht akzeptieren, da es nur ein Ausdruck sei. Der Nachweis müsse mir postalisch zugestellt worden sein. Ich log, dass er das sei. Ob ich den Umschlag noch habe? Wie bitte, den Umschlag? Ich holte tief Luft. Ich erklärte ihm noch gefasst, dass ich jetzt schon das 3. Mal hier sei und wie schwer es für mich ist, einen 2. Adressnachweis zu erbringen. Als er hart blieb, diskutierte ich, was das Zeug hielt, fest entschlossen, nicht nach Hause zu fahren, ohne den Theorietest abgelegt zu haben. Nein, er brauche neben dem Mietvertrag IRGENDEINEN postalischen Nachweis, dass ich unter dieser Adresse wohne. Ich sagte ihm, dass ich die ersten beiden Male andere Nachweise dabei gehabt hätte, diese aber nicht akzeptiert worden seien. Dass bei meinem Mann der Mietvertrag und ein Scheck genügt hätten (das kann ja wohl nicht sein). Wie er denn glaube, dass ich meine Arbeitserlaubnis, Sozialversicherungsnummer usw. bekommen hätte? Und wer sagt mir, dass ich beim vierten Mal nicht wieder abgewiesen werde, weil ich IRGENDEINEN Nachweis dabei hätte? Beim letzten Mal habe es schließlich geheißen, ich solle einfach einen Kontoauszug mit meinem Namen und meiner Adresse darauf mitbringen. Et voilá, hier ist er und wird wieder nicht akzeptiert? Er könne mir nicht helfen und ich solle nicht frustriert sein. Ich verlor die Fassung, hieß seine Regeln lächerlich und veraltet und japste dann mit Tränen in den Augen, er soll mich wegen der blöden Adresse nicht ein viertes Mal hierherkommen lassen! Er ging die Vorgesetzte fragen. Ich bedankte mich, dachte aber in mein Taschentuch schnaubend, dass das wahrscheinlich eh nichts bringt, weil es sicher wieder der Doof-Part vom letzten Dick & Doof-Duo sei. Ich hatte Recht, zumindest was den Doof-Part anging. Sie war es. Was jetzt kam, war nicht neu und doch neu. Nicht neu: Sie kann den Kontoauszug nicht akzeptieren. Neu: Weil das kein Kontoauszug ist, denn da steht ja „Account summary“ (Kontoübersicht) drauf und nicht „Bank Statement“ (Kontoauszug). Meine Frage: Und was ist der Unterschied? Antwort von Doof: Keine Ahnung. Ich befolge nur die Regeln.

Ja, das habe ich schon gemerkt.... Jedenfalls war ihr ihre Antwort dann wahrscheinlich selbst zu blöd oder sie wollte sich keine Blöße geben. Keine Ahnung. Ich unternahm noch einen letzten Versuch, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen - den Regeln. So brachte ich vor, dass in den Vorschriften auch steht, als Nachweis reicht ein aktueller Kontoauszug (und dass der Bankangestellte mir gesagt habe, dass das einer sei) und dass da nicht steht, man soll den Umschlag mitbringen. Nun gut, sie sagte dem Untergebenen, er solle meine Dokumente aufnehmen und zu mir, dass ich einen ausgedruckten Kontoauszug zum Fahrtest mitbringen soll. Jetzt setzte ich noch einen drauf: Ich sagte ihr, dass ihre Kollegin beim letzten Mal gesagt habe, ausgedruckte Dokumente seien nicht gültig. Sie sagte, es ist schon ok.... Aha, so klingt das also, wenn man als Beamter die Nase voll von Regeln bzw. Antragstellern hat. Ehrlich gesagt, denke ich, sie hat das nur noch verlangt, damit es nicht so aussieht, als hätten sie Handlungsspielraum. Ich schätze, kein Hahn wird bei der Fahrprüfung noch nach einem zweiten Adressnachweis krähen. Aber wer weiß. Ich bin lieber auf alles gefasst.

Dann dauerte es aber noch eine halbe Stunde, bis der Beamte meine Daten in den PC eingegeben und alle meine Unterlagen kopiert hatte. Offenbar wollte er in meinem dubiosen Fall auf Nummer Sicher gehen und kopierte Pass, Arbeitserlaubnis und was ich sonst noch so in meiner Mappe hatte. Dann hatte er Probleme meine Einreisegenehmigungsnummer vom Visum einzugeben, da sie eine Stelle weniger als verlangt aufwies. Er fragte mich allen Ernstes, ob ich da etwas abgeschnitten hätte. Es dauerte eine Weile, bis er eine elfstellige Nummer gefunden hatte, die er als Identifikationsnummer für mich eingeben konnte. Dann durfte ich noch 25 Dollar bezahlen und dann eeeendlich zum Theorietest.

Der Theorietest für den Führerschein

Der Theorietest zur Erlangung eines Utah-Führerscheins ist im Vergleich zum deutschen Test, gelinde gesagt, ein Witz. Wer hier keine Theorieprüfung besteht, ist eher am Beamtentum, denn am Test selbst gescheitert. Die Prüfung besteht aus einem Multiple Choice-Test am PC. Das heißt, oben am PC-Bildschirm erscheint eine Frage und darunter hat man die Antworten A bis D, von denen in diesem Fall eine richtig ist. Dabei muss man 20 von 25 Fragen richtig beantworten, um (mit 80 %) zu bestehen. In Utah kann man das Handbuch, in dem alle Regeln enthalten sind, während des Tests verwenden, um nachzuschlagen. Man hat auch keinerlei zeitliche Begrenzung während des Tests. Das heißt, theoretisch müsste man sich überhaupt nicht vorbereiten. Man könnte stundenlang auf den 60 Seiten suchen und so Frage für Frage beantworten. Am Ende des Tests kann man nochmals zurückgehen, falls man noch einmal etwas verändern will. Fällt man trotzdem durch, kann man den Test für die bereits entrichteten 25 Dollar noch 3x ablegen, sogar noch am gleichen Tag. Ich hatte nun schon so viel Zeit mit der Anmeldung verbracht, musste noch einkaufen und wollte Karla in der Kita nicht unnötig warten lassen. Daher brannte ich darauf, den Test so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Ich hatte das Handbuch größtenteils gelesen und Online-Tests zur Vorbereitung absolviert, dass ich mir sicher war, dass das nicht lange dauern würde. Da ich aber so viele in meinen Augen irrelevante Fragen (nach dem Zufallsprinzip) bekam, musste ich mich dann doch mehrmals zwingen nachschlagen. So wusste ich z. B. nicht, um wie viele Strafpunkte man sein Punktekonto erleichtern kann, wenn man einen Kurs zu defensivem Fahrverhalten absolviert. Nun weiß ich auch, dass hier nur Motorradfahrer unter 18 Jahren einen Helm tragen müssen. Es kam keine einzige Frage zu Vorfahrtsregelungen oder dem Schulterblick. Und das merkt man hier auch. Doch dazu später mehr.

Zwei Fragen hatte ich falsch beantwortet. Aber nach dem ganzen Aufwand war ich damit mehr als zufrieden und verließ erleichtert das Amt. Meine praktische Fahrprüfung, der „Road Test“, werde ich in einem Monat ablegen können. Ich werde euch berichten :-)

Sonntag, 13. Januar 2013

Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren

Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren

Als am Freitag so viel Schnee fiel, dass unser festgefrorenes Weihnachtsreh im Vorgarten im Schnee versank, packte mich die Lust aufs Langlaufen und so packte ich nach der Arbeit die Klassik- und Skating-Ski ein und fuhr nach Moutain Dell. Für die Strecke, für die ich normalerweise 15 min brauche, brauchte ich an diesem Tag doppelt so lange. Die Straßen waren nach dem Räumen teilweise schon wieder zugeschneit. Denise war an diesem Tag auf dem Weg zum Kindergarten mit ihrem Van ohne Allrad beim Wenden im Schnee steckengeblieben und musste von drei jungen Kerlen herausgezogen werden. Sie meinte, das hätte doch in Deutschland keiner gemacht, aber ich denke, es gibt in Deutschland nicht nur Meckerer. Jedenfalls war Mountain Dell menschenleer – bis auf mich und 3 andere Skiläufer und die Skidoo-Fahrer unseres Skivereins, die mit dem Walzen des Schnees nicht hinterherkamen. Zu allem Überfluss mussten sie ständig anhalten, weil die Rillen der Walze schnell wieder mit Schnee verstopften. Glücklicherweise hatte ich mich gleich auf dem Parkplatz für die Skating-Ski entschieden. Klassisch wäre gar nicht gegangen. So musste ich in der Eiseskälte nicht mehr die Ski wechseln. Trotzdem: Es war schwer! Die Creek-Runde war mit einer wunderbaren Stille erfüllt. Nur der weiche Schnee war zu hören, der gerecht auf alles lebendig und nicht lebendig Ding fiel. Dann sah ich auf die andere Seite des zugefrorenen Flussbettes hinüber. Da stolzierte ein Moose mit seinem Kalb majestätisch durch den Schnee und verschwand im nächsten Moment im Unterholz. Wie schwer muss es für diese Tiere sein, durch den Winter zu kommen. Der Moose war schon einige Mal in den letzten Wochen in den Loipen gesichtet worden. Auch Thomas hatte schon mehrmals das Vergnügen. Dabei muss man sehr vorsichtig sein, dem Tier nicht zu nahe zu kommen, denn mit einem Kalb und unter diesen unwirtlichen Bedingungen, ist es durchaus möglich, dass es angreift – und es kann schnell sein. So hat Chris von unserem Skiverein TUNA Folgendes dazu geschrieben:

Auf dem Rückweg waren die Straßenverhältnisse noch widriger. Noch immer standen die Chain up-Areas voll mit Trucks, auf die die Fahrer gerade Schneeketten aufzogen. Am nächsten Tag sollte es noch weiter in den Parleys Canyon zum „Learn to Ski Program for Utah Residents“ gehen...

Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren
Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren

Mein erstes Mal auf Abfahrtsski

Aubrey wollte fahren, doch nachdem nun dieser erneute Wintereinbruch kam und sie erst vor nicht allzu langer Zeit einen Unfall auf einer vereisten Straße hatte, hatte sie nun verständlicherweise etwas Angst zu fahren. Also fuhr ich. Karla war mit Thomas zuhause, Frank mit Emma, Claire und Bruno. Aubrey nahm ihren 4-jährigen Sohn Sam mit, der wie ich zum erstem Mal auf Abfahrtsski stehen sollte. Sam kam in die Kindergruppe, zu den „Katzen“. Wir kamen nach Anmeldung, Ski-, Stock- und Schuhausleihe, Abfragung unserer Vorkenntnisse mit dem Lift eine Ebene höher, zur Red Pine Lodge. Denise war schon einige Male gefahren, hatte eigene Ski und Aubrey hatte Skifahren in der High School. An der Lodge trafen wir auf unseren Skilehrer für den Tag. Uros kommt seit 9 Jahren jeden Winter nach Park City, um hier zu unterrichten (und in seiner Arbeitszeit 80 % privat Ski zu fahren, wie wäre es, Livia?).

Ich glaube, es muss ganz schön nerven, so blutige Anfänger wie uns zu unterrichten, wenn man selbst auf den Brettern zuhause ist, seit man 3 Jahre alt ist. Dafür war er sehr nett. Man merkte, dass er Europäer war. Er machte keinen Bogen um Kritik und nannte einen rücksichtlosen Mitabfahrer einen Idioten. Sehr unamerikanisch, ein einsamer Wolf mit viel Ironie bis Zynismus im Wesen :-) Ich hatte den Eindruck, dass er sich freut, mal fast nur Europäer in der Gruppe zu haben.

Wir begannen auf dem „Magic Carpet“, dem Zauberteppich. Da rutscht man einen kleinen Hang hinunter und fährt dann auf einem Rollband wieder hoch. Bloß keine Anstrengung! Nach zwei Malen Rollband durften wir dann mit dem Sessellift noch eine Etage aufsteigen. Auf eine grüne Piste. Dort wurden wir in die Geheimnisse der Gewichtsverlagerung und Kurventechnik eingeweiht. Und ab ging's, runter ins Tal – ein Spaß, der ungefähr eine Minute währte. Dann waren wir bei Auswertung, Kritik, Lob und wieder im Lift. So ging das zwei Stunden bis zur Mittagspause. Mein Essen war natürlich zwei Ebenen tiefer im Spind. Daher musste mir Aubrey 15 Dollar für einen Finkennapf voll Käse-Broccoli-Suppe und eine kleine Flasche Wasser auslegen. Auch Sam stieß zum Essen zu uns, nachdem er geweint hatte, weil er nicht mehr Sikfahren durfte, sondern Mittagessen musste. Ich rief Thomas an und berichtete stolz, dass ich noch nicht hingefallen war. Thomas einziger Kommentar: Du riskierst zu wenig!

Nach der Mittagspause ging es noch 2-3 Mal die grüne Piste hinunter, dann hielt uns Uros für so „unglaublich“ gut, dass wir auf die blaue Piste durften und diese ohne die Abkürzung über die leichte Piste hinunterfahren durften. Jetzt erst kam es auf die richtige Technik an. Die grüne Piste kommt man auch so irgendwie runter. Aber das war schon steiler und noch einige Stunden zuvor hätte ich gesagt, dass ich da nicht hinunterfahre. Aber es war toll. Abfahrtsski sind so viel leichter unter Kontrolle zu halten als Langlaufski. Nach der blauen Piste ging es aber wieder auf die grüne. Man muss es ja beim ersten Mal nicht übertreiben. Aubrey, die am wenigsten trainiert von uns war, brannten die Beine, wenngleich sie technisch nicht weniger sicher war als wir. Zurück auf der grünen Piste, hatte ich so richtig das Kurvengefühl raus und alles fühlte sich ganz natürlich an. Uros meinte, ich sähe jetzt aus wie ein Skirennfahrer (war in Slowenien Skirenntrainer vor seiner Karriere) und mache „niiiiice turns“ (schöne Kurven). Das letzte Mal fuhr ich zusammen mit Denise hoch und dann fuhr ich mal so schnell hinunter wie ich konnte. Unten angekommen, wartete ich kurz auf Denise, die mir gleich mit einem Lachen „Angeber!“ entgegenschleuderte. Schade, dass dieser Sport so teuer ist. Aber Schnäppchenjägerin Denise wusste sofort: In Alta kam man nach 15 Uhr kostenlos fahren. Tja, nun muss ich nur noch irgendwie günstig eine Skiausrüstung bekommen :-)

Am Tag danach in der Loipe hatte ich das Gefühl, es ging alles irgendwie leichter, besser. Obwohl ich sagen muss, dass Langlauf schon weit schwieriger zu erlernen ist und mehr Gleichgewichtssinn von Nöten ist.

Wir fuhren The Meadows und Snowdancer hinunter

Wir fuhren The Meadows und Snowdancer hinunter

Von Vorgarten-Rehen, Loipen-Elchen und Pisten-Renntieren

Zurück im Alltag

Sonntag war dann ein ganz normaler Wintertag bei uns. Frühstück zu dritt. Erst fährt Thomas in Eiseskälte früh trainieren (links: Thomas zugefrorene Trinkblase), während ich mit Karla Spaß habe. Dann essen wir zusammen zu Mittag. Dann fahre ich los, um zu trainieren, während Thomas müder als Karla ist. Dann gemeinsam Kaffee und Kuchen. Dann noch eine gemeinsame Unternehmung, heute Rodeln im Sugarhouse Park, noch was einkaufen. Dann ist der Tag wieder vorbei. Abendbrot: Avocado-Toast und Milch für Karla, nochmal Faxen machen mit Karla, Karla ins Bett bringen, kochen für uns, essen, Thomas arbeitet meist noch, ich schreibe diese Zeilen, gucke nebenbei „Tatort“ und dann geht es ab ins Bett. Gute Nacht!

Loipenkarte von Mountain Dell

Loipenkarte von Mountain Dell

Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)
Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)
Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)
Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)

Rodeln im Sugarhouse Park oder: Ein Kind muss tun, was ein Kind tun muss ;-)

Karla versucht, Papas Grimassen zu imitieren
Karla versucht, Papas Grimassen zu imitieren

Karla versucht, Papas Grimassen zu imitieren